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Worldshaker

Worldshaker

Titel: Worldshaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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Oberdeck. Aber das war sie nicht. Cols schlimmste Befürchtungen bewahrheiteten sich, als er ihr Gesicht sah.

61
    Voller Entsetzen schaute Col Riff zu. Es war der reine Wahnsinn. Und doch bewegte sie sich in dem langen Kleid, als habe sie ihr Leben lang solche Kleider getragen. Ihm schauderte bei dem Gedanken, wo sie es wohl gestohlen haben mochte – und die blonde Perücke samt Ohrringen dazu. Auch ihre Art zu tanzen war über jede Kritik erhaben. Sie musste sich die Tanzschritte gerade erst bei den anderen Tänzern abgeguckt haben, und doch wirkte es, als habe sie jahrelange Übung gehabt. Unglaublich.
    Er hörte, was die jungen Männer um ihn herum redeten.
    »Ich werde sie um einen Tanz bitten.«
    »Das traust du dich niemals.«
    »Warum nicht? Schließlich tanzt sie mit jedem.«
    »Vor dir warten schon drei andere.«
    »Ich werde der Kapelle sagen, sie sollen den nächsten Tanz richtig schnell spielen.«
    Natürlich ahnten sie nicht das Geringste. Wahrscheinlich dachten sie, dass Riff aus einer Familie stammte, die normalerweise keinen Zutritt zu Veranstaltungen der Elite hatte. Bei alledem spürten sie dennoch, dass sie irgendwie anders war.
    Col besah sich die anderen Tänzer. Solange die Musik langsam und gemessen gewesen war, hatten sich Riffs Bewegungen von denen der anderen nicht unterschieden. Jetzt aber, wo die Musik schneller spielte, kamen die anderen Tänzer an ihre Grenzen. Während sie sich ungelenk mühten, den Rhythmus zu halten, tanzte Riff im rhythmischen Fluss so mühelos wie zuvor.
    Sie merkte gar nicht, dass sie sich genau damit verriet. Der entscheidende Fehler an ihrer Imitation war, dass sie zu gut war, zu perfekt. Und je mehr die Kapelle das Tempo anzog, desto mehr stach sie unter den Tänzern hervor.
    Gegen Ende des Tanzes trafen sich schließlich ihre Blicke. Sie vollführte die letzten Tanzschritte mit noch mehr Verve und schloss mit einem improvisierten Schlenker, der bei diesem Tanz überhaupt nicht vorhergesehen war. Man meinte fast zu hören, wie die Zuschauer die Luft anhielten, dann ertönte zaghafter Applaus. Offenbar waren alle hingerissen.
    Col verspürte erst einen Anflug von Eifersucht – doch dann schwappte eine Welle von Angst über ihn hinweg. Riff hatte ja keine Ahnung, wie leicht die Stimmung ihrer Bewunderer umschlagen konnte. Er musste sie warnen.
    Kaum war die Musik vorbei, da belagerte sie ein Schwarm junger Männer. Sie stellte sich jedoch auf Zehenspitzen, um über sie hinwegzusehen.
    »Na so was, Colbert Porpentine.« Mit ihrer Lesestimme imitierte sie den Akzent der Oberdecks. »Ich habe mich gefragt, wann ich dich wohl wiedersehen würde.«
    Die jungen Männer wichen etwas zurück und warfen neidische Blicke auf Col. Unter ihnen befanden sich auch Pugh Squellingham und Lumbridge.
    »Der frischvermählte Bräutigam«, sagte sie. »Mein Glückwunsch.«
    Col stand vor ihr, konnte aber im Beisein der anderen nicht sprechen. Seine Augen jedoch sandten ihr die stumme Botschaft: Warum tust du das?
    Sie lächelte nur. »Du musst ja überglücklich sein, mit deiner wunderschönen neuen Braut.«
    Natürlich spürte er, dass sie es ihm heimzahlte. Sein Stirnrunzeln zeigte keine Wirkung. Sie schlug ihm ihren Triumph auf der Tanzfläche um die Ohren.
    »Ist Tanzen nicht toll?« Ihr Lächeln wurde immer strahlender. »Es macht mir ja solchen Spaß.«
    Er musste sie einfach warnen. Er musste allein mit ihr sprechen. »Darf ich um die Ehre des nächsten Tanzes bitten?«, fragte er.
    »Ich fürchte nein. Den habe ich bereits vergeben.«
    »An mich«, sagte ein junger Mann neben ihr.
    »Danach ich«, sagte ein anderer.
    »Und ich danach«, knurrte Lumbridge.
    »Du wirst dich also eine ganze Weile gedulden müssen«, sagte sie.
    Dringend, dringend! funkten Cols Augen. Aber sie genoss ihren Triumph zu sehr, um aufhören zu können. Die Kapelle spielte zum nächsten Tanz auf, und sie begann, mit dem Fuß den Takt zu klopfen. Das Tempo war unmöglich rasant!
    Er war verzweifelt. »Ich habe den Vortritt, weil es meine Hochzeit ist.«
    Es war ein Bluff, aber Riff kannte die Etikette der Oberdecks nicht. Leiser Zweifel kräuselte ihre Stirn.
    »Und deine Braut?«, fragte sie. »Solltest du nicht mit der tanzen?«
    »Ja«, sagte Pugh Squellingham. »Tanz doch mit Sephaltina.«
    »Und da kommt sie auch schon«, sagte Lumbridge.
    Die Menge teilte sich vor Sephaltina, die sich vor Col aufbaute – ihre Körperhaltung ein einziger schmollender Vorwurf.
    »Was machst du denn bloß?«,

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