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Worldshaker

Worldshaker

Titel: Worldshaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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vor ihm um die eigene Achse, wobei sie die Schultern hängenließ und ausdruckslos dreinschaute.
    Col schauderte, so täuschend ähnlich sah sie einem Gesindling. »Hör auf damit.«
    Ihr Gesicht bekam wieder den gewohnten lebendigen Ausdruck. »So kann ich überall auf dem Oberdeck herumlaufen.«
    »Wo hast du die Uniform her?«
    »In meinem neuen Schlafsaal hängt davon jede Menge rum.« »Schlafsaal?«
    »Schlafsaal für Gesindlinge auf Deck 21. Das ist jetzt mein neuer Schlafplatz.«
    »Damit wirst du nie durchkommen.«
    »Und ob ich das werde. Ich kann jeden nachmachen. Einen auf Gesindling machen ist einfach.«
    »Und die Aufseher?«
    »Die machen sich nie die Mühe, einen zu überprüfen. Irgendwo steht immer ein Bett leer. Und was die wirklichen Gesindlinge betrifft –« Sie zuckte mit den Achseln und verkniff sich den Rest des Satzes.
    Col war so durcheinander, dass er nicht wusste, was er sagen sollte.
    Riff schnipste mit den Fingern. »Wie dem auch sei, ich habe mir was überlegt. Du willst, dass ich dir beibringe, wie man kämpft. Das mache ich, wenn du mir auch was beibringst.«
    »Und was?«
    »Lesen.«
    »Bücher lesen?«
    »Natürlich Bücher. Was denn sonst?« Ihre Augen blitzten. »Denkst du, das kann ich nicht? Ich lerne schnell.«
    »Warum willst du lesen lernen?«
    »Warum willst du kämpfen lernen?«
    Col schüttelte den Kopf. Er wollte nicht erklären, dass er Gefahr lief, in der Schule verprügelt zu werden. »Das ist meine Sache.«
    »Bei mir genauso. Entscheide dich.«
    Er brauchte kaum zu überlegen. »Abgemacht. Wann?«
    »Heute Nacht. Ich komme zu dir. Okay?«
    »Okay.«
    Ihr Kiefer sank herunter, die Augen blickten stumpf und blöde. Sie machte wieder einen auf Gesindling. Sie tat einen Schritt hinter den Bäumchen hervor und versicherte sich, dass die Luft rein war. Ein leichtes Blätterrascheln, und fort war sie. Col blieb noch einen Moment, bis sich sein Puls beruhigt hatte. Er konnte sich kaum einkriegen. Zum zweiten Mal stand seine Welt Kopf.

39
    Col war sich nicht sicher, was er zum Training anziehen sollte. Seine Sonntagssachen waren genauso fehl am Platz wie sein Nachthemd. Am Ende entschied er sich für alte Knickerbockers und einen ärmellosen Pullover. Er legte sich auf seine Tagesdecke, fest entschlossen, so lange wachzubleiben, bis Riff kam. Stattdessen döste er behaglich weg. Er kam erst wieder zu sich, als ihn jemand am Arm schüttelte.
    »Aufwachen!«
    Ein Gesindling hatte sich über ihn gebeugt und sah ihn an. Nein, Riff, verkleidet als Gesindling. Er war sofort hellwach und schwang sich aus dem Bett.
    Riff zog ein Gesicht. »Was haste denn für Sachen an?« »Ist das nicht gut?«
    »So wird dir heiß werden.«
    »Besser als Jacke und Hemd.«
    »Ja. Aber nicht so gut wie mit freiem Oberkörper.«
    Col war schockiert. Sich vor ihr ausziehen? Undenkbar!
    Sie sah seine Reaktion und grinste. »Okay. Dann zieh wenigstens deine Schuhe und Strümpfe aus.«
    Er beäugte ihre unförmige Gesinde-Uniform. »Und was ist mit dir?«
    Sie rümpfte die Nase. »Wenn ich mit dir übe, wird mir kaum heiß werden.«
    Immerhin nahm sie die zusammengerollten Stoffstücke heraus, mit denen sie ihre Uniform ausgestopft hatte. Col zog sich Schuhe und Strümpfe aus.
    Sie nickte. »Und jetzt üben wir abwechselnd. Einverstanden?«
    »Okay. Ich zuerst.«
    »Warum du?«
    »Ich hatte zuerst die Idee.«
    »Ach was?« Sie zuckte die Schultern. »Okay. Guck mich an.«
    Sie zeigte ihm, wie man sprungbereit auf den Fußballen steht. Col versuchte es nachzumachen.
    »Du bist zu steif.«
    »Ich tue doch, was du mir gesagt hast.«
    »Du musst lockerer werden. Schüttel dich mal ein bisschen durch. Etwa so.«
    Sie schüttelte ihre Arme, Beine und ihren Kopf in alle möglichen Richtungen.
    »Wozu soll das gut sein?«
    »Mach’s einfach. Lass dich gehen.«
    »Das ist lächerlich.«
    »Weißt du, was dein Problem ist? Nicht nur dein Körper ist steif, du bist auch steif im Kopf .«
    Col fand es zwar immer noch lächerlich, aber jetzt hielt er das Hin- und Hergezappele mehrere Minuten durch. Vielleicht wollte sie ja, dass er sich wie ein Idiot benahm …
    »Das ist besser. Jetzt fangen wir mit Verteidigung an.« Sie überlegte einen Moment. »Ich weiß was.« Sie ging zu seinem Schrank und öffnete die Tür.
    Natürlich, sie wusste ja, was sich darin befand. Sie wählte eine seiner Krawatten aus, dunkelblau, mit einem eingestickten goldenen P für Porpentine.
    »Versuch, mich daran zu hindern, dich zu

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