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Worldshaker

Worldshaker

Titel: Worldshaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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schlagen.« Dabei schlug sie blitzschnell mit der Krawatte nach ihm. Er hob den Arm, aber die Krawattenspitze brachte ihm einen stechenden Treffer auf der Wange bei.
    »Hey! Das tut weh!«
    »Du musst blocken.«
    Sie tänzelte um ihn herum und schwang die Krawatte wie eine Peitsche. Er versuchte die Hiebe abzuwehren, die jetzt von allen Seiten auf ihn einzuregnen schienen.
    »Du darfst nicht wütend werden«, warnte sie ihn. »Ignorier den Schmerz. Bleib im Gleichgewicht.«
    Bald war ihm heiß, und er schwitzte. Und an Hunderten Stellen schien er kleine Nadelstiche zu spüren.
    »Weiche aus, aber nicht zu sehr. Sei auf den nächsten Schlag gefasst und auf den danach.«
    Nach zehn Minuten wusste er kaum noch, was er eigent- lich tat. Und die Übung ging immer weiter, bis es ihm schien, als ob jede Bewegung schon ein Dutzend Mal da gewesen wäre.
    »Okay, langsam kommst du dahinter«, sagte sie und stoppte. »Und jetzt sei ruhig und auf der Hut. Offen und wach. So etwa.«
    Sie stand regungslos auf den Fußballen, aber irgendwie auf dem Sprung. Er erinnerte sich, was sie einmal gesagt hatte: Du musst den Kopf frei und die Augen offen halten.
    Plötzlich schoss ihr Arm hoch, und die Krawattenspitze erwischte ihn an der Schulter.
    »Hey, du hast aber nicht gesagt –«
    »Wir kämpfen. Da gibt’s keine Warnung.«
    Zehn Minuten lang ließ sie ihn noch so auf dem Sprung stehen. Völlig unerwartet ging sie dann und wann zum Angriff über – manchmal drei Schläge hintereinander, manchmal eine ganze Minute gar nichts.
    Zum Abschluss ließ sie ein Sperrfeuer von Schlägen auf ihn niederprasseln, so schnell, dass er sie kaum sehen konnte. Er wirbelte nach rechts und nach links, bis sich seine Füße verhedderten und er zu Boden fiel.
    Er sah hoch, es war ihm nicht einmal mehr peinlich. Er keuchte und schwitzte aus allen Poren, während sie nicht einmal tiefer Luft zu holen schien.
    »Ich bin besser geworden, nicht wahr?«
    »Ein bisschen. Nicht viel.«
    »Das Gleichgewicht habe ich erst ganz zum Ende verloren.«
    »Es ist nicht nur das. Deine Bewegungen kosten dich zu viel Mühe. Du musst die alten Bewegungen verlernen, ehe ich dir neue beibringen kann.«
    »Gut, dann werde ich sie verlernen.« Er streckte das Kinn vor. »Was kommt als Nächstes?«
    »Jetzt bin ich an der Reihe.«
    Er wollte eigentlich noch gar nicht aufhören, aber er sagte nichts. Riff ging zu seinem Bücherregal und nahm sich ein Buch: Helden des Empire. Tatsachenberichte für aufgeweckte Knaben. Sie setzte sich aufs Bett, und er setzte sich neben sie. Ihm war deutlich bewusst, dass sein nackter Arm nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt war.
    Er hatte sich nie Gedanken darüber gemacht, wie man jemandem das Lesen beibringt. Am besten fing man wohl mit den Lauten an, für die die verschiedenen Buchstaben standen. Er zeigte auf Helden auf der Umschlagseite des Buches.
    »Ha … ee … ell … de … ee … en.«
    Die Töne, die sie produzierte, waren ein exaktes Echo seiner Aussprache, das ganze Alphabet hindurch, Buchstabe für Buchstabe. Sie hatte echtes Talent. Sobald er aber auf die Buchstaben zeigte, ohne sie selbst auszusprechen, sah die Sache etwas anders aus. Sie schielte auf die Schrift und riet einfach drauflos. Sie wollte einfach nicht glauben, dass Zeichen, die einander so ähnlich sehen, zu völlig verschiedenen Lauten gehören.
    »Aber dieser sieht genauso aus wie der da!«
    »Nein, bei diesem steht unten noch ein kleines Stück vor. Siehst du das?«
    »Ach, das ! Das ist doch Pipifax!«
    Er musste sie ständig ermahnen, sich Zeit zu lassen und die verschiedenen Formen genauer zu studieren.
    »Ich hätte nie gedacht, dass Lesen so lange dauert!«, stöhnte sie.

Dann verfiel sie in das andere Extrem und sprach die Buchstaben übertrieben bedächtig aus.
    »Wenn du’s so sprichst, klingt es blöd«, sagte er.
    »Es ist blöd.«
    Als sie schließlich so weit war, dass sie für die meisten Buchstaben die richtigen Laute produzierte, sah sie Col siegesbewusst an.
    »Ich hab dir doch gesagt, dass ich schnell lerne. Ich kann fast schon lesen, Mann.«
    Er schüttelte den Kopf. »Wir haben noch nicht einmal mit Wörtern angefangen.«
    »Ach?« Riff sah ihn verständnislos an. »Da kommt noch mehr?«
    Er verkniff sich eine bissige Antwort. »Konzentrier dich erst einmal hierauf.«
    Er übte mit ihr so lange die Aussprache der einzelnen Buchstaben, bis sie es jedes Mal richtig machte. Dann war er wieder dran mit Üben.
    Widerstrebend klappte Riff das

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