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Worldshaker

Worldshaker

Titel: Worldshaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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es ein solcher Genuss, sich diesen Phantasien hinzugeben, dass er gar nicht mehr aufhören konnte.
    Dann hatte er eine neue Idee, die kein Hirngespinst war. Riff konnte vielleicht nicht an seiner Seite kämpfen, aber sie konnte ihm auf eine andere Weise helfen. Sie könnte ihm nämlich beibringen, wie man kämpft. Und wenn er lernen könnte, wie sie das machte …
    Der Gedanke verschlug ihm den Atem. Natürlich würde er sie dazu von Unten hochholen müssen, wie er es ihr vor vier Tagen versprochen hatte. Plötzlich erschien es ihm nicht mehr so schwierig, sein Versprechen einzulösen.
    Er begann nachzudenken. Wo würde er ein Seil finden, das er durch die Versorgungsschütte hinablassen konnte? Hatte er nicht in den Reparaturwerkstätten auf Deck 4 aufgerollte Taue gesehen? Zur Not könnte er mehrere Taue zusammenknoten. Und sich dann zum Orlopdeck hinunterschleichen …
    Als er abends die Schule verließ, war er bereit, seinen Plan in die Tat umzusetzen. Professor Twillip hatte einmal von ihm gesagt, er sei kein Denker, sondern eher ein Macher – nun, jetzt war er bereit, etwas zu machen. Keine Ausflüchte mehr. Noch heute Abend wollte er es tun.

37
    Mitternacht war lange vorbei, als er schließlich auf Tür 17 zuging. Seine größte Sorge war, ob er das Schloss noch öffnen könnte. Konnte man die Kombination für die Rädchen ändern? Und hatten sie es getan?
    Seine Befürchtungen erwiesen sich als unbegründet. Als er die Rädchen auf 4–9–2 drehte, sprang die Tür mit dem vertrauten Klack auf. Er schlüpfte hinein. Dieses Mal vergaß er nicht, die Tür von innen wieder zu verriegeln.
    Leise schlich er über das Orlopdeck, bekleidet mit einer dunklen Hose und einem schwarzen Pullover. Er hatte ein Seil um die Schulter geschlungen, das er aus drei Tauen zusammengeknotet hatte – das würde ja wohl lang genug sein, um zum Boden der Versorgungsschütte zu reichen.
    Als er sich der Schütte näherte, bekam er einen Schreck. Stimmen und Lichter! Er duckte sich und schlich im Schutz der Schatten weiter.
    Ein halbes Dutzend Dienstmänner waren an der geöffneten Luke zugange: Einer nach dem anderen schleppten sie Säcke mit Nahrung heran und warfen sie in die Schütte. Essenszeit mitten in der Nacht? Aber Unten gab es wohl keinen Unterschied zwischen Tag und Nacht.
    »Da habt ihr’s!«, rief einer die Schütte hinunter. »Müll für die Schweine!«
    »Lasst euch den Dreck schmecken!«
    »Dreckige Bestien!«
    »Und esst nicht alles auf einmal!«
    Diese letzte geistreiche Bemerkung erntete stürmisches Gelächter. Die Dreckigen waren natürlich zu weit weg, um es zu hören, aber die Beschimpfung brachte Cols Blut in Wallung. Erst haltet ihr sie wie Tiere, und dann werft ihr es ihnen vor, dachte er.
    »Okay. Verriegeln«, sagte der befehlshabende Offizier.
    Sie knallten die Luke zu und schoben die Riegel vor. Dann klopften sie sich den Staub von den Händen und marschierten rasch davon.
    Col nahm an, dass sie den gleichen Vorgang an der nächsten Schütte wiederholen würden. Er wartete, bis ihre Schritte verklungen waren und völlige Stille herrschte. Dann kroch er hervor, schob die Riegel beiseite und hievte den Lukendeckel hoch. Er nahm sich das Seil von der Schulter und begann es langsam hinabzulassen.
    So kurz nach der Nahrungslieferung würden sich sicherlich Dreckige am unteren Ende der Schütte befinden. Er stellte sich vor, wie etwa Narbengesicht, Schmierbacke und Zahnlos um das Netz herumstanden und einer nach dem anderen die Säcke aus dem Netz nahmen. Er konnte nur hoffen, dass sie über seine Abmachung mit dem Revolutionsrat im Bilde waren und nicht selbst versuchen würden hochzuklettern.
    Das Seil glitt ihm durch die Hände. Erstes Tau … erster Knoten … zweites Tau … zweiter Knoten … Schließlich fühlte er, dass das Seil etwas leichter wurde, als ob das untere Ende den Boden berührte. Ein plötzlicher scharfer Ruck bestätigte seine Vermutung – jemand testete das Seil. Einmal. Zweimal. Dreimal.
    Col zog auch dreimal daran, um zu signalisieren, dass alles in Ordnung war und schlang das Seil mehrere Male um die Scharniere der Ladeluke, dann band er es fest.
    Das Seil blieb schlaff, also kletterte noch niemand hinauf. Sie mussten wohl losgegangen sein, um Riff zu holen.
    Er ging zurück in die Dunkelheit, um zu warten. Dabei beobachtete er das Seil und horchte, ob sich etwa jemand näherte. Nach einer Weile begannen seine Gedanken abzuschweifen.
    Er dachte an seine erste Begegnung mit Riff

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