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Worldshaker

Worldshaker

Titel: Worldshaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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es.«
    Riff faltete die Seite zusammen und steckte sie in eine Tasche ihrer Gesinde-Uniform. Und dann stopfte sie die Uniform wieder aus.
    »Morgen Nacht zur selben Zeit?«
    Col nickte.
    »Schlaf gut. Und feste üben.«
    »Du auch.«
    Er starrte auf seine Kabinentür, lange nachdem sie sich hinter ihr geschlossen hatte.

40
    Die ganze nächste Woche trafen sie sich mitten in der Nacht zu ihren Trainingsrunden. Riff brachte ihm jedes Mal etwas Neues bei: Wie man sich vor Angriffen von hinten schützt, wie man sich unter einem Schlag wegduckt, wie man mit meh-reren Angreifern gleichzeitig fertig wird. Für die Simultan-Angriffe nahm sie zusammengerollte Strümpfe, mit denen sie ihn bewarf, zwei, drei, vier gleichzeitig. Sie schoben sein Bett gegen die Wand, um mehr Platz zu haben.
    Col wurde immer besser. Zwar würde er niemals so akrobatisch flink sein wie Riff, aber seine Bewegungen wurden koordinierter und lockerer. Als sie die Übung mit der Krawatte wiederholten, war er erstaunt, wie schnell er reagierte.
    Auch Riff machte Fortschritte beim Lesen, wenn auch nicht so schnell, wie sie es erwartet hatte. Col verbrachte viel Zeit damit, seine Unterrichtsmethoden zu verbessern. Riff hatte zwar immer noch Probleme damit, Buchstabengruppen innerhalb eines Wortes zu identifizieren, aber sie war sehr gewitzt darin, vom Dreckigen-Akzent auf den Akzent des Oberdecks umzuschalten.
    »Ich denke, ich werde eine äußerst vornehme Leserin sein«, sagte sie in perfektem Oberdeck-Akzent, wobei sie elegant mit den Fingerspitzen wedelte.
    Er dachte immer weniger an die Riff seiner Tagträume und immer häufiger an ihre Trainingsrunden. Er gewöhnte sich daran, mit ihr zu sprechen und neben ihr auf dem Bett zu sitzen, ja sogar daran, sie zu berühren, wenn er sie blockte. Ihr gemeinsames Ziel brachte sie einander näher; schließlich begann sie sogar, mit ihm zu wetteifern.
    Über ihre Spionagetätigkeit sagte sie nichts, und er vermied es, sie auszufragen. Sie mochte auskundschaften und planen, so viel sie wollte, ohne die Zahlen-Kombination konnte sie nicht auf das Orlopdeck gelangen. Er fragte sie lediglich nach der Korrekturkammer.
    »Hast du den Raum gefunden? Weißt du, den, wo sie aus Dreckigen Gesindlinge machen?«
    »Ich dachte, du glaubst nicht daran?«
    »Tu ich auch nicht.«
    »Warum fragst du dann?«
    »Du hast ihn nämlich noch nicht gefunden, oder?«
    »Nein, aber das werde ich noch.«
    Ihre gemeinsamen Trainingsrunden waren der einzige Lichtblick in seinem Leben. Sein Schulalltag war bestenfalls öde und schlimmstenfalls gefährlich, denn die Feindseligkeiten ihm gegenüber nahmen kontinuierlich zu.
    In jeder Pause sah er, wie Mitglieder der Squellingham-Clique ihre Runde machten. Dabei sprachen sie Jungen an, mit denen sie sonst nichts zu tun haben wollten. Natürlich hätte Col ebenfalls mit anderen Schülern sprechen können, um den Gerüchten entgegenzuwirken. Aber er konnte sich nicht dazu aufraffen. Eine gewisse Sturheit wuchs in ihm heran, Bereitschaft zum Widerstand. Er hatte die ganze Schule satt.
    Auch seine Zensuren gingen den Bach runter. Jetzt schnitt er schlechter ab als die Elite-Gruppe, aber immer noch besser als die anderen. Er fragte sich, wie lange es noch dauern würde, bis ihn Mr. Gibber schlechter zensieren würde als Aufsteiger und Kriecher.
    Die Kampagne gegen unreine Gedanken ging derweil weiter. Mr. Gibber schaffte es, das Wort dreckig in jeder Unterrichtsstunde unterzubringen. Es gab dreckige Länder, dreckige Adverbien, dreckige Brüche und dreckige Ausfallswinkel. Und Col behandelte er wie Luft; als könnte er ihn nicht sehen.
    Am Ende der Woche wäre Mr. Gibber beinahe einen Schritt zu weit gegangen. Er war nämlich mittlerweile dazu übergegangen, sich hinter der Tafel zu verstecken und mit Kreidestücken nach solchen Schülern zu werfen, die er verdächtigte, unreine Gedanken zu haben. Alle Schufter und die meisten Aufsteiger und Kriecher hatten schon mindestens einmal ein Kreidestück abbekommen. An einem Freitag ließ er sich dazu hinreißen, den Arm zu heben und auf Col zu zielen.
    Col sah ihn. »Wagen Sie es nicht!«
    Der autoritäre Ton hätte aus Sir Mormus’ eigenem Munde kommen können. Mr. Gibber senkte den Arm und wurde sehr rot im Gesicht.
    Dann sprang er zurück. »Natürlich nicht! Der Enkel unseres Oberbefehlshabers! Was habe ich mir nur gedacht? Solch ein Enkel könnte niemals unreine Gedanken haben.«
    Col schüttelte den Kopf. Er wusste nicht recht, wie er reagieren

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