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Worm

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Titel: Worm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Bowden
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Freund, »ist so, als würdest du in meinen Pool pissen. Mann, niemand pisst in meinen Pool und erzählt mir, es sei Limonade. Niemand verarscht mich, Mann!« Das Ganze war jetzt eine Sache zwischen zwei Alpha-Geeks. Für wen zum Teufel hielt sich Rick? Gleichzeitig unterstrich der Konflikt eine weitere, weniger offenkundige Differenz innerhalb der »Kabale«. Als jüngstes Mitglied zählte Dre sich eindeutig zur jungen Generation bei den X-Men. Er und Chris Lee, der im Graduate Program an der Georgia Tech studierte, hatten mehr gemeinsam mit den Computerfreaks, die inzwischen in die verschiedenen Untergruppen der »Kabale« drängten, als mit den Kollegen auf der Liste. Für sie war Rick trotz seines jugendlichen Auftretens einer von den Alten, einer, der seine Lorbeeren vor allem der Tatsache verdankte, dass er von Anfang an dabei war. Es gab die Befürchtung, die von den jüngeren Mitgliedern aus idealistischen Motiven geleistete freiwillige Arbeit könnte von den Älteren zu ihrem eigenen Gewinn ausgeschlachtet werden. Genau diesen Nerv traf die Nachricht, dass Rick im Alleingang Kontakt zu den Chinesen aufgenommen hatte. Fuck it, dachte Dre, was mich angeht, hat dieser Kerl die Grenze überschritten. Ich werde ihm die Hölle heißmachen.
    Als die Sache bei T. J.s nächster Konferenzschaltung zur Sprache kam, brach es aus Dre heraus. Allerdings nicht gleich sofort. Er hörte erst eine Weile zu. Die anderen waren alle sehr umgänglich und guter Laune. Chris Lee, der gerade über den Campus der Georgia Tech spazierte, hörte von seinem Mobiltelefon aus zu. Ihm war klar, das Dre darauf hoffte, dass er sich mit ihm gegen Rick stellte, aber er zögerte und wartete auf eine plausible Erklärung von Rick. Keiner sagt auch nur ein Sterbenswörtchen, dachte Dre. Keinen scheint die Sache zu kümmern. Also setzte er Rick mit direkten Fragen zu: Mit wem sprichst du dort drüben? Was für Daten hast du ihnen gegeben?
    Als Rick nur ausweichend antwortete, platzte Dre der Kragen. Er sorgte dafür, dass auch die anderen seine Wut mitbekamen  – der Ausdruck Arschloch fiel.
    »W as treibst du?«
    »W arum hast du das getan?«
    »Sind dir die Folgen eigentlich bewusst? Ist dir klar, dass du damit die Möglichkeit zur Kontrolle über die PC s von Millionen Privatnutzern an irgendwelche Dritte aushändigst, die du im Grunde nicht kennst?«
    Immer noch kamen keine klaren Antworten. Nach der Telefonkonferenz war Dre mehr denn je überzeugt, dass Rick nicht nur Profit aus ihrer aller Arbeit schlug, sondern auch noch das gesamte Projekt gefährdete. Rick seinerseits schrieb nach der Auseinandersetzung eine E-Mail an Andre DiMino, den ausgeglichenen und von allen respektierten Leiter von Shadowserver, und fragte ihn: »Mann  … , weißt du, was ich Dre getan habe?«
    Andre, wie immer ganz der Diplomat, beantwortete Ricks E-Mail mit einem Zitat aus einer Nachricht, die Dre einige Zeit zuvor auf der Mailingliste gepostet hatte, was wiederum unmissverständlich darauf hinwies, dass er und sein hitzköpfiger junger Mitstreiter auf derselben Seite standen:
    Wir alle sind im selben Team. Wir mögen unterschiedliche Motiv e /Ansichte n / Perspektive n / Religione n /sexuelle Präferenze n/ Lieblingsfarbe n / Lieblingsspeise n / usw. haben, aber letztlich BETREIBEN / BESITZEN WIR die Infrastruktur, und die bösen Jungs hätten das nur zu gerne. Also lasst uns unsere Differenzen eine Weile vergessen und versuchen, ein paar Dinge auf die Reihe zu bekommen, bevor alles noch schlimmer wird. In dieser Gruppe sollte uns nur eine Motivation antreiben, und zwar der Wunsch, diese Gefahr abzuwehren und ein Vorbild für den Umgang mit künftigen Bedrohungen (Prozesse/Kontakte/Beziehungen/usw.) zu geben. Alles andere würde uns nur behindern und unserer (ja: unserer) Sache schaden. Also lasst uns versuchen, unsere Egos, Geschäftsinteressen und bisherigen Erfahrungen im Umgang miteinander für eine Weile zu vergessen, damit wir etwas tun können, was niemals zuvor getan wurde .
    Rick stritt die Vorwürfe vehement ab, aber Dre war nicht der Einzige in der Gruppe, der sich Fragen stellte. Selbst wenn Rick die Daten nicht direkt verkauft haben sollte: Hatte er sie den Chinesen möglicherweise in der Hoffnung geliefert, sich einzuschmeicheln und irgendwann später lukrative Geschäfte mit ihnen treiben zu können. Manche sahen in der Tatsache, dass Rick auf eigene Faust und hinter ihrem Rücken agiert hatte, eine Bestätigung seiner Schuld.
    Am Ende war es

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