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Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Barock bis Klassik

Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Barock bis Klassik

Titel: Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Barock bis Klassik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brockhaus
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Die Familie Arden, ein weit verzweigtes, wohlhabendes, konservatives und – nicht ganz unproblematisch im England der damaligen Zeit – katholisches Geschlecht, gehörte zu den Vornehmsten in Warwickshire.
    John Shakespeare war ein Aufsteiger, der mit dem Handel von Wolle, Gerste und Bauholz und mit Grundstücksspekulationen ein kleines Vermögen machte. Er wurde in den Stadtrat gewählt und 1568 Bürgermeister. Williams Vater legte seinen ländlich klingenden Namen John Shakehafte ab zugunsten des eleganteren Shakespeare. Auf den Sohn William folgten noch weitere Kinder: Gilbert 1567, Joan 1569, Anne 1572, Richard 1574 und Edmund 1580. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere beantragte John Shakespeare 1576 ein Adelspatent und ein Familienwappen.
    Doch schon im Jahr darauf begann sein rasanter gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Abstieg. Er erschien nicht mehr bei den Ratssitzungen; 1578 musste er das Erbe seiner Frau verpfänden. Genau zu dieser Zeit verschärfte sich der noch kalte Krieg des protestantischen England mit dem katholischen Spanien; Maria Stuart saß in England gefangen, und immer mehr katholische Verschwörungen wurden aufgedeckt, woraufhin Elisabeth I. die antikatholische Gesetzgebung verschärfte. John Shakespeare, selbst Katholik und dazu noch mit der Familie Arden verwandt (die mit dem Günstling der Königin Robert Dudley, Graf von Leicester, verfeindet war), ist damals höchstwahrscheinlich ein Opfer dieser religiösen Auseinandersetzungen geworden. Aufgrund dieser Umstände war Shakespeare später auch der Zugang zur Universität verwehrt.
    William Shakespeare besuchte mit sieben Jahren die Grammar School (Lateinschule) in Stratford. Die aufgeklärte Bildungspolitik der Tudors hatte dafür gesorgt, dass auch die Kleinstädte mit recht guten Schulen ausgestattet waren. Dort wurde vor allem Latein und ein wenig Griechisch gelehrt, daneben Französisch und Italienisch. Geschichte wurde den Schülern anhand der Chroniken von Hall und Holinshed beigebracht, die Shakespeare später als Hintergrundmaterial für seine Stücke heranzog. Reisende Schauspieltruppen besuchten auch Stratford, und es ist ziemlich sicher, dass William dort zum ersten Mal Kontakt zum Theater bekam. In den Theaterstücken jener Zeit gehen düstere Dramatik und derbe Komik Hand in Hand und die Handlung wird zwischen zwei oder drei Morden gern durch Gedichte oder Lieder unterbrochen.
    Wie bereits erwähnt verarmte Williams Vater um 1577 und musste seinen 13-jährigen Sohn von der Schule nehmen. Über die nächsten Jahre in Shakespeares Leben ist in Stratford nichts zu finden, bis er mit 18 Jahren im November 1582 ziemlich überstürzt Anne Hathaway, die acht Jahre ältere Tochter eines Bauern aus dem Nachbarort Shottery, heiratete. Sechs Monate später kam Shakespeares Tochter Susanna zur Welt, die am 26. Mai 1583 getauft wurde. Eine weitere Taufe fand am 12. Februar 1585 statt – dieses Mal die der Zwillinge Hamnet (er starb im Alter von elf Jahren) und Judith.
    Es spricht einiges dafür, dass die Ehe mit Anne nicht allzu glücklich war. Shakespeares Vorstellungen über die Ehe kommen in vielen Zitaten aus seinen frühen Komödien zum Ausdruck, beispielsweise in der »Komödie der Irrungen«: »Das gift’ge Schreien der eifersücht’gen Frau wirkt tödlicher als des tollen Hundes Zahn.« In seinem Testament hat Shakespeare seiner Frau nur das zweitbeste Bett vermacht, sein Vermögen erbte seine Tochter Susanna, seiner Tochter Judith setzte er 300 Pfund im Jahr als Rente aus, und sogar die Armen von Stratford wurden mit zehn Pfund noch reichlicher bedacht. Viel mehr war bis vor kurzem über den Zeitraum zwischen 1577 und 1592, als Shakespeare in London wieder auftauchte, nicht bekannt; kein Wunder also, dass allerhand Sagen und Gerüchte in Umlauf gebracht wurden, die zum Teil bis heute ihre Wirkung entfalten können.
    SHAKESPEARE ODER NICHT SHAKESPEARE, DAS IST HIER DIE FRAGE
    1857 überraschte die Amerikanerin Delia Bacon die Welt mit der Nachricht, dass nicht der ungebildete Shakespeare, sondern ihr Vorfahr, der hochgebildete Sir Francis Bacon, Lord Verulam, Shakespeares Stücke geschrieben habe. Ihr wirres Buch hat kaum jemand ganz gelesen, aber ihre These faszinierte wie von selbst, und sie fand sofort zahlreiche Anhänger, unter ihnen so berühmte wie Otto von Bismarck und Mark Twain. Die Sekte der Anti-Stratfordians war entstanden. Weitere Spekulationen folgten.
    Viele versuchten nun in den Texten Shakespeares

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