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Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Realismus und Naturalismus

Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Realismus und Naturalismus

Titel: Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Realismus und Naturalismus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brockhaus
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zur Welt. Die Mutter, die in der Gesellschaft »die schöne Kreolin« genannt wird, ist die Enkelin des Hofmohren von Peter dem Großen, Abram Petrowitsch Hannibal, und Tochter einer Puschkina, sie hat afrikanische, schwedische und russische Vorfahren. Die Großmutter ist – außer dem Gesinde – die Einzige in der Familie, die mit dem kleinen Aleksandr Russisch spricht, denn die Umgangssprache ist, wie im Adel üblich, Französisch. Während die Sorge um die Kinder der leibeigenen Njanja (Kinderfrau) und oft wechselnden Hauslehrern überlassen bleibt, führen die Eltern das Gesellschaftsleben des mittleren Moskauer Adels. Der Vater pflegt aber auch Kontakte zu dem Historiker Nikolaj Karamsin, dessen Modernisierung der russischen Literatursprache er mit seinem dichtenden Bruder Wassilij diskutiert, und dem Balladendichter und Übersetzer Wassilij Schukowskij. Der Knabe Aleksandr hört aufmerksam zu, liest in Vaters Bibliothek alle französischen Autoren und spielt seiner Schwester Olga Theaterstückchen eigener Produktion vor.
    Kurz nach seinem zwölften Geburtstag wird er vom Onkel nach Sankt Petersburg mitgenommen, um in das Lyzeum von Zarskoje Selo (heute Puschkin) eingeschult zu werden, ein von Kaiser Alexander I. am 31. Oktober 1811 persönlich eröffnetes Eliteinternat. Puschkin hat diesem Datum mehrfach Gedichte gewidmet. Die Schulzeit von 1811 bis 1817 erscheint ihm mit den aufgeschlossenen Lehrern und guten Kameraden später als die glücklichste Zeit seines Lebens. Hier findet er Anerkennung für sein dichterisches Talent, beispielsweise durch den greisen Hofdichter Katharinas II., Gawrila Dershawin. Voll des Lobes sind auch Schukowskij und Konstantin Batjuschkow, seine Lehrmeister im poetischen Handwerk. Puschkin beginnt schon als 13-Jähriger zu dichten, wobei er sich an dem frivolen Hedonismus des französischen Rokoko, an Voltaires »Pucelle« und ein wenig an Ossian orientiert. Das Ergebnis (rund 130 Gedichte) zeugt von Frühreife, Witz und Virtuosität.
    Um 1816 – er schreibt nun auch Elegisches und erste »Erlebnislyrik« – beginnen neue Impulse wirksam zu werden. Da ist einmal der Streit um Karamsins Sprachreform, wobei Puschkin die Partei der Modernisten ergreift. Zum anderen gibt es die Bekanntschaft mit Offizieren des Husarenregiments, die, eben aus Frankreich und Deutschland zurückgekehrt, von dort liberale Ideen mitgebracht haben. Unter ihnen gewinnt Pjotr Tschaadajew als wahrhaft philosophischer Kopf große Bedeutung.
    DER HEISSSPORN
    1817 geht Puschkin mit mäßigen Noten vom Lyzeum ab und wird in den Dienst des Außenministeriums übernommen. Seine gesamte Sankt Petersburger Zeit (1817–1820) ist gekennzeichnet von zunehmendem politischem Radikalismus, der sich in scharfzüngigen Versen und provokanten öffentlichen Auftritten äußert. Natürlich bleiben diese Unternehmungen nicht unbemerkt und im Frühjahr 1820 kommt es zu einer gefährlichen Zuspitzung. Der Zar, Alexander I., erhält Kenntnis von einer schon 1817 verfassten »Ode auf die Freiheit«, worin eine Anspielung auf die Ermordung von Alexanders Vater Paul I. enthalten ist. Dadurch zutiefst verletzt, will er Puschkin nach Sibirien verbannen. Doch überraschend setzen sich eine Reihe hoch gestellter Persönlichkeiten für den begabten Heißsporn ein. Sie erreichen, dass seine Entfernung aus der Hauptstadt als Versetzung, und zwar zur Verwaltung der neuen südlichen Provinzen, getarnt wird.
    Als der gerade 21-jährige Dichter dort eintrifft, ist sein erstes größeres Werk, die an Wieland und Ariost orientierte Verserzählung »Ruslan und Ludmilla«, gerade erschienen. Während Schukowskij dem Autor sein Porträt mit der Widmung »Der besiegte Lehrer dem siegreichen Schüler« schenkt, nehmen konservative Kreise Anstoß an sprachlichen »Vulgarismen« und inhaltlichen »Frivolitäten«, und radikal gesonnene Freunde vermissen ein politisches Engagement. Auch die Leser zeigen sich noch wenig begeistert.
    PJOTR JAKOWLEWITSCH TSCHAADAJEW
    (* 1794, † 1856)
    Der russische Schriftsteller und Offizier Pjotr Tschaadajew bereiste 1823–25 Europa. Zurückgekehrt nach Moskau gehörte er zu den ersten so genannten Westlern (Sapadniki) und sah Russlands Zukunft nur in enger Verbindung mit dem Westen. Er kritisierte die gesellschaftlichen Zustände in Russland in seinen ab 1829 auf Französisch geschriebenen »Philosophischen Briefen«, die – die Zensur umgehend – handschriftlich verbreitet wurden. Die russische Übersetzung

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