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WoW 02 - Der letzte Wächter

WoW 02 - Der letzte Wächter

Titel: WoW 02 - Der letzte Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Grubb
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zuvor in dem klaren Spiegel gesehen hatte.
    Khadgar verließ die Kammer und fragte sich, ob es schon zu spät war, um ein Paar Scheuklappen zu ergattern.
     
     

DREI
     
     
    EINGEWÖHNUNG
     
    »Du fängst erst mal ganz langsam an«, sagte der alte Zauberer von der anderen Seite des Tisches aus. »Schaffe Ordnung in der Bibliothek. Finde heraus, wie du sie organisieren willst.«
    Khadgar nickte über Haferbrei und Wurst hinweg. Der größte Teil des Frühstücksgesprächs hatte sich um Dalaran im Allgemeinen gedreht. Worüber sprachen die Leute in Dalaran, und was waren die aktuellen Moden dort? Worum stritt man sich in den Hallen der Kirin Tor? Khadgar erzählte, dass bei seiner Abreise die aktuelle philosophische Streitfrage gewesen sei, ob man, wenn man durch Magie eine Flamme erzeugte, diese vollkommen neu ins Sein rief oder sie aus irgendeiner parallelen Dimension heraufbeschwor.
    Medivh schnaufte über seinem Frühstück. »Narren. Die würden eine alternative Dimension nicht mal erkennen, wenn sie ankäme und ihnen in den Hintern träte … Also, was glaubst du?«
    »Ich glaube …«, begann Khadgar, und ihm wurde klar, dass er wieder geprüft wurde. »Ich glaube, es ist vielleicht etwas vollkommen anderes.«
    »Großartig«, sagte Medivh lächelnd. »Wenn man eine Wahl zwischen zwei Alternativen hat, wählt man die dritte. Natürlich wolltest du eigentlich sagen, dass du, wenn du Feuer erzeugst, nur das inhärente Wesen des Feuers, das in deiner Umgebung enthalten ist, auf einen bestimmten Punkt konzentrierst und es so ins Sein rufst?«
    »O ja«, sagte Khadgar. »Darüber hatte ich nachgedacht. Eine Zeit lang. Etwa ein paar Jahre.«
    »Gut«, sagte Medivh und tupfte sich den Bart mit einer Serviette ab. »Du besitzt einen wachen Geist und eine ehrliche Einschätzung deiner eigenen Fähigkeiten. Jetzt wollen wir sehen, was du aus der Bibliothek machst. Moroes zeigt dir den Weg.«
    Die Bibliothek nahm zwei Ebenen ein und befand sich in der unteren Turmhälfte. In diesem Bereich zog sich die Treppe um die Außenwände des Gebäudes und ließ einen Raum frei, der sich über zwei Stockwerke erstreckte. Ein schmiedeeisernes Podium schuf eine Galerie auf der zweiten Ebene. Die schmalen Fenster des Raumes waren mit ineinander verwobenen Eisenstäben gesichert, sodass nur wenig mehr an natürlichem Licht eindrang als auch eine abgedeckte Fackel geliefert hätte. Auf den großen Eichentischen der ersten Ebene leuchteten grau-blaue Kristallkugeln, die mit einer dicken Staubschicht überzogen waren.
    Der Raum selbst war ein Katastrophengebiet. Willkürlich aufgeschlagene Bücher lagen überall verstreut, Schriftrollen hingen aufgerollt über Sesseln, und eine dünne Schicht staubigen Papiers bedeckte alles wie Laub einen Waldboden. Die noch immer an die Regale geketteten, älteren Bände waren herausgeholt worden und hingen wie Gefangene in einem Kerker von ihren Fesseln.
    Khadgar begutachtete den Schaden und seufzte tief. »Du fängst erst mal ganz behutsam an«, sagte er.
    »Ich könnte deine Sachen in einer Stunde packen«, erklang Moroes' Stimme aus dem Gang. Der Diener betrat die eigentliche Bibliothek nicht.
    Khadgar hob ein Stück Pergament auf, das zu seinen Füßen lag. Darauf verlangten die Kirin Tor von dem Meistermagier, dass er auf ihren letzten Brief antwortete. Die andere Seite des Blattes zeigte einen dunkelroten Fleck, den Khadgar zuerst für Blut hielt, bis er erkannte, dass es die Reste eines geschmolzenen Wachssiegels waren.
    »Nein«, sagte Khadgar und streichelte den kleinen Beutel, in dem er die Schreiber-Utensilien verwahrte. »Es ist nur eine größere Herausforderung, als ich zunächst erwartet hatte.«
    »So was hab ich auch früher schon gehört«, sagte Moroes.
    Khadgar wandte sich ihm zu, um mehr über die Nöte seiner Vorgänger zu erfahren, aber der Diener war bereits verschwunden.
    Mit der Sorgfalt eines Einbrechers suchte sich Khadgar seinen Weg durch das Chaos. Es war, als habe in der Bibliothek eine Schlacht getobt. Buchrücken waren gebrochen, Einbände halb zerrissen, Seiten umgeknickt. Und das betraf nur die Bücher, die noch weitgehend heil waren. Ganze Mappeninhalte waren aus ihren Einbänden gezogen worden, und der Staub auf den Tischen bedeckte eine Schicht von Papieren und Korrespondenz. Manche der Briefe waren geöffnet, andere offensichtlich noch immer ungelesen, ihr Wissen unter dicken Wachssiegeln verborgen.
    »Der Magus braucht keinen Assistenten«, murmelte Khadgar,

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