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WoW 02 - Der letzte Wächter

WoW 02 - Der letzte Wächter

Titel: WoW 02 - Der letzte Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Grubb
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waren ihre Einbände so ramponiert, zerkratzt und zerrissen, dass dieser nicht mehr lesbar war. Die einzige Möglichkeit, den Inhalt eines Buches zu bestimmen, bestand darin, es zu öffnen …
    … was wiederum die Fallen-Bücher auslösen würde. Khadgar blickte skeptisch auf den Brandfleck am Boden und schüttelte den Kopf.
    Dann begann er zu suchen, erst unter den Fallen-Büchern, dann unter den Nicht-Fallen-Büchern, bis er gefunden hatte, was er suchte. Ein Buch, auf dem das Symbol eines Schlüssels prangte.
    Ein dickes Metallband, mit einem Schloss gesichert, hielt es unzugänglich. Bei all seinen Suchaktionen war Khadgar auf keinen echten Schlüssel gestoßen, aber das überraschte ihn angesichts der Organisation des Raumes wenig. Die Bindung des Buches war bemerkenswert fest, der vordere Deckel eine in rotes Leder gebundene Metallplatte.
    Khadgar holte die flachen Schlüssel-Elemente aus seinem Beutel, aber keines war für das große Schloss geeignet. Schließlich benutzte Khadgar die Spitze seines Schabmessers. Es gelang ihm, die dünne Klinge durch das Schloss zu fädeln, und als er damit zudrückte, ertönte ein zufriedenstellendes
»Klick«
.
    Khadgar blickte auf die Grille, die neben ihm auf dem Tisch stand. Sie war noch immer stumm.
    Mit angehaltenem Atem öffnete der junge Magier den schweren Band. Der säuerliche Geruch schimmeligen Papiers drang in seine Nase. »Von Fallen und Schlössern«, las er die alte Schrift laut vor. »Eine Abhandlung über das Wesen von Verriegelungsmechanismen.«
    Khadgar zog sich seinen Stuhl heran (der etwas niedrig geraten war, da er die drei langen Beine abgesägt hatte, um ihn besser auszubalancieren) und begann zu lesen.
     
     
    Medivh blieb volle zwei Wochen fort, und in dieser Zeit eroberte sich Khadgar die Bibliothek als
sein
Territorium. Jeden Morgen stand er zum Frühstück auf, gab Moroes einen oberflächlichen Bericht über seine Fortschritte (wobei weder der Kastellan noch Köchin jemals das geringste Anzeichen von Neugierde zeigten), und danach vergrub er sich in den Büchern. Mittagessen und Abendessen wurden ihm gebracht, und oft arbeitete er bis spät in die Nacht hinein im weichen, bläulichen Licht der leuchtenden Kugeln.
    Er gewöhnte sich auch langsam an das Wesen des Turms. Oft sah er Bilder aus den Augenwinkeln. Das Aufblitzen einer Gestalt in einem zerschlissenen Mantel, die sich auflöste, wenn er sich nach ihr umsah. Ein halb beendetes Wort, das durch die Luft schwebte. Eine plötzliche Kälte, als sei eine Tür oder ein Fenster offen gelassen worden. Oder eine jähe Veränderung des Luftdrucks, als habe sich irgendwo eine Geheimtür geöffnet. Manchmal ächzte der Turm im Wind, und die alten Steine rieben aneinander.
    Langsam erschloss sich ihm die Natur – wenn auch nicht der genaue Inhalt – der Bücher, die in der Bibliothek zu finden waren, und er knackte die Fallen, die die wertvollsten Bände schützten. Seine Forschungen waren ihm im letzteren Fall seine große Hilfe. Er wurde bald zum Experten im Überlisten von Zaubermechanismen und gewichtkontrollierten Fallen, so wie er in Dalaran ein Fachmann im Umgang mit verschlossenen Türen und versteckten Geheimnissen gewesen war. Der Trick bei den meisten Schlössern bestand darin, die Riegel-Mechanismen (mochten sie nun magischer oder mechanischer Natur sein) davon zu überzeugen, dass man das Schloss gar nicht geknackt hatte, während es tatsächlich doch so war. Hatte man herausgefunden, was eine bestimmte Falle auslöste – ein Gewicht oder ein sich verlagerndes Stück Metall oder gar die Berührung mit Sonnenlicht oder frischer Luft –, dann war die Schlacht bereits halb gewonnen.
    Es gab Bücher, die über seine Fähigkeiten hinausgingen, deren Schlösser sogar seine falschen Schlüssel und sein geschicktes Messer nicht zu knacken vermochten. Diese kamen auf die oberste Ebene, ziemlich weit nach hinten, und Khadgar entschloss sich, irgendwann herauszufinden, was sich in ihnen befand, entweder aus eigener Kraft oder indem er das Wissen darüber Medivh entlockte.
    Er bezweifelte allerdings, dass ihm Letzteres gelingen würde, und fragte sich, ob der Meister die Bibliothek je anders genutzt hatte denn als Müllkippe für geerbte Texte und alte Briefe. Die meisten Magier der Kirin Tor hielten zumindest einen Anschein von Ordnung in ihren Archiven aufrecht, und die wertvollsten Bände waren versteckt. Aber bei Medivh stapelte sich alles in einem chaotischen Durcheinander, als brauche er

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