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WoW 02 - Der letzte Wächter

WoW 02 - Der letzte Wächter

Titel: WoW 02 - Der letzte Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Grubb
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und sagte: »Tage. Manchmal Stunden. Ein Elf hat es nicht einmal die Turmstufen hinauf geschafft.« Er tippte an seine rechte Scheuklappe. »Sie
sehen
Dinge, weißt du?«
    Khadgar dachte an die Gestalt auf dem Balkon und nickte nur.
    Schließlich trafen sie in Khadgars Quartier ein, das in einem Seitengang lag, nicht weit vom Bankettsaal entfernt. »Mach dich zurecht«, sagte Moroes und reichte Khadgar die Laterne. »Die Latrine liegt am Ende des Saals. Unter dem Bett steht ein Topf. Komm runter in die Küche. Köchin macht dir etwas Warmes.«
    Khadgars Kammer war ein schmaler Keil des Turms, der eher für einen kontemplativen Klosterbruder geeignet schien als für einen Magier. Ein schmales Bett stand an einer Wand, ein ebenso schmaler Tisch, über dem ein leeres Regal hing, an der anderen. Außerdem gab es noch einen Schrank für seine Kleider. Khadgar warf seinen Rucksack in den Schrank und trat an das kleine Fenster.
    Es bestand aus einer dünnen Scheibe verbleiten Glases, die senkrecht auf einem Drehzapfen in der Mitte angebracht war. Khadgar drückte gegen eine Hälfte, und das Fenster öffnete sich langsam. Öl sickerte aus dem Drehzapfen.
    Die Aussicht zeigte ihm, dass er noch immer sehr hoch oben im Turm war. Die runden Hügel, die den Turm umgaben, lagen grau und kahl im Licht der Zwillingsmonde. Von dieser Höhe aus war klar zu erkennen, dass die Hügel einmal ein Krater gewesen waren, den die Zeitalter abgetragen hatten. War ein Berg aus diesem Ort gezogen worden wie ein verfaulter Zahn? Oder vielleicht war der Ring der Hügel gar nicht aufgestiegen, sondern der Rest der Berge war schneller gewachsen, während nur dieser Ort der Macht an seinem Platz verwurzelt blieb?
    Khadgar fragte sich, ob Medivhs Mutter hier gewesen war, als das Land sich erhob. Oder sank. Oder von einem Fels aus dem Himmel getroffen wurde. Achthundert Jahre waren eine lange Zeit, selbst nach den Maßstäben eines Zauberers. Nach zweihundert Jahren, so lehrten die meisten der Musterbeispiele, wurde die Mehrzahl der menschlichen Magier tödlich dünn und gebrechlich. Siebenhundertfünfzig Jahre alt zu sein und ein Kind auf die Welt zu bringen! Khadgar schüttelte den Kopf und fragte sich, ob Medivh ihn damit auf den Arm hatte nehmen wollen.
    Der Junge legte seinen Reisemantel ab und besuchte die Einrichtungen am Ende des Saals. Sie waren spartanisch, doch es gab eine Kanne mit kaltem Wasser und ein Waschbecken und einen guten, klaren Spiegel. Khadgar dachte daran, einen kleinen Zauber einzusetzen, um das Wasser zu erhitzen, aber er entschied sich, dass das kalte Wasser ihn stärken würde.
    Das Wasser war tatsächlich belebend, und Khadgar fühlte sich besser, nachdem er sich umgezogen hatte und in weniger staubige Kleidung gewechselt war – ein bequemes Hemd, das ihm fast bis zu den Knien reichte und eine robuste Hose. Seine Arbeitskleidung. Er zog ein schmales Essmesser aus seinem Rucksack und ließ es, nachdem er einen Augenblick nachgedacht hatte, in einen Stiefel gleiten.
    Er trat auf den Gang hinaus, und plötzlich wurde ihm klar, dass er nicht die geringste Ahnung hatte, wo eigentlich die Küche lag. Es hatte draußen beim Pferdestall keinen Küchenanbau gegeben, also lagen die Räumlichkeiten wohl im Turm. Wahrscheinlich im Erdgeschoss mit einer Pumpe, die zum Brunnen führte. Und einem direkten Weg zum Bankettsaal, egal ob dieser häufig genutzt wurde oder nicht.
    Khadgar fand die Galerie über dem Bankettsaal ziemlich leicht wieder, aber er musste einige Zeit nach der Treppe suchen, die – sich eng um sich selbst windend – zu ihm hinunter führte. Vom Bankettsaal aus standen ihm mehrere Gänge zur Verfügung. Khadgar wählte den wahrscheinlichsten und endete in einer Sackgasse. Leere Räume, ähnlich seinem eigenen Quartier, säumten den Korridor. Seine zweite Wahl brachte ein ähnliches Ergebnis.
    Die dritte führte den jungen Mann ins Herz einer Schlacht.
    Er hatte es nicht erwartet. Er schritt gerade eine Treppe mit niedrigen Steinstufen hinunter und fragte sich, ob er eine Karte benötigen würde – oder eine Glocke oder ein Jagdhorn –, um in diesem Turm zu navigieren, und plötzlich öffnete sich die Decke über ihm zu einem leuchtenden Himmel in der Farbe frischen Blutes, und er sah sich von gepanzerten Männern umstanden, die sich auf eine Schlacht vorbereiteten.
    Khadgar trat sofort zurück, aber der Gang hinter ihm war verschwunden. Dort lag jetzt eine unebene, öde Landschaft, wie er sie noch nie zuvor

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