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WoW 02 - Der letzte Wächter

WoW 02 - Der letzte Wächter

Titel: WoW 02 - Der letzte Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Grubb
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holen.
     
     
    »Ich kenne dich«, sagte Medivh am nächsten Morgen bei Wurst und Haferbrei.
    »Khadgar, Herr«, sagte der Junge.
    »Der neue Assistent«, sagte der ältere Magier. »Natürlich. Vergib mir, aber meine Erinnerung ist nicht mehr das, was sie einmal war. Ich habe zu viel um die Ohren, fürchte ich.«
    »Etwas, wobei Ihr Hilfe brauchen könntet, Herr?«, fragte Khadgar eifrig.
    Der ältere Mann schien einen Augenblick darüber nachzudenken, dann sagte er: »Die Bibliothek, mein Vertrauen. Wie stehen die Dinge in der Bibliothek?«
    »Gut«, sagte Khadgar. »Sehr gut. Ich bin damit beschäftigt, die Bücher und Papiere zu sortieren.«
    »Ah. Nach Themen? Autoren?«, fragte der Meistermagier.
    Nach tödlich und nicht tödlich
, dachte Khadgar. »Ich denke nach Themen. Viele der Werke sind anonym.«
    »Hmpf«, machte Medivh. »Traue nie einer Sache, für die ein Mann nicht mit seinem Namen und seinem Ruf bürgt. Mach also weiter. Sag mir, was halten die Kirin Tor von König Liane? Sprechen sie je über ihn?«
    Khadgars Arbeit ging mit quälender, schneckenhafter Langsamkeit voran, aber Medivh schien keine Ahnung von der Zeit zu haben, die der Junge dafür benötigte. Tatsächlich wirkte er jeden Morgen angenehm überrascht, dass Khadgar überhaupt noch bei ihnen war, und nach einem kurzen Bericht über den Fortschritt wandte sich das Gespräch stets schnell einem anderen Thema zu.
    »Da wir gerade von Bibliotheken sprechen«, mochte Medivh beispielsweise sagen. »Was treibt Korrigan, der Bibliothekar der Kirin Tor, denn so?«
    Oder: »Wie stehen die Menschen in Lordaeron zu den Elfen? Hat man dort in den letzten Jahrzehnten welche gesehen?«
    Oder: »Gibt es Legenden über Männer mit Stierköpfen in den Hallen der Violetten Zitadelle?«
    Und eines Morgens, etwa eine Woche nach Khadgars Ankunft, war Medivh überhaupt nicht da.
    »Weg«, antwortete Moroes knapp, als Khadgar ihn fragte.
    »Weg wohin?«, fragte Khadgar.
    Der greise Kastellan zuckte mit den Schultern, und Khadgar konnte fast hören, wie die Knochen in seinem uralten Leib klapperten. »Da drüber spricht er nicht.«
    »Was macht er?«, drängte Khadgar.
    »Da drüber spricht er nicht.«
    »Wann kommt er zurück?«
    »Da drüber spricht er nicht.«
    »Er lässt mich allein in seinem Turm?«, fragte Khadgar. »Ohne Aufsicht? Mit all seinen mystischen Texten?«
    »Könnte ja kommen und dich bewachen«, schlug Moroes vor. »Wenn's das ist, was du willst.«
    Khadgar schüttelte den Kopf, dann sagte er: »Moroes?«
    »Jau?«
    »Diese Visionen …«, begann der junge Mann.
    »Scheuklappen?«, fragte der Diener.
    Wieder schüttelte Khadgar den Kopf. »Zeigen sie die Zukunft oder die Vergangenheit?«
    »Beides, wenn ich sie gesehen hab«, sagte Moroes. »Aber normalerweise seh ich sie nicht.«
    »Und diejenigen aus der Zukunft, treffen die auch ein?«, fragte der junge Mann.
    Moroes stieß etwas aus, das Khadgar nur als einen tiefen Seufzer interpretieren konnte, einen leisen Wind, der all seine Knochen durchschüttelte. »Ich glaube … ja. In einer Vision sah Köchin, wie ich einen Kristall zerbrach, also versteckte sie ihn. Monate vergingen, und schließlich trug mir der Meister auf, ihm genau diesen Kristall zu bringen. Sie holte ihn aus dem Versteck, und innerhalb von zwei Minuten hatte ich ihn zerbrochen. Hatte ich gar nicht gewollt.« Er seufzte wieder. »Am nächsten Tag bekam sie ihre Rosenquarz-Linsen. Sonst noch etwas?«
    Khadgar verneinte, aber er war von Sorge erfüllt, als er die Treppe zur Bibliothek hinaufstieg. Er war in seiner Neuorganisation bisher so weit gegangen, wie er es wagte, und Medivhs plötzliches Verschwinden brachte ihn ins Schwimmen, so ganz ohne weitere Anweisung.
    Der junge Möchtegern-Schüler betrat die Bibliothek. Auf der einen Seite des Raumes lagen jene Bücher (und Überreste von Büchern), die die Grille als »sicher« beurteilt hatte, während die andere Hälfte des Raumes mit den (sich im Allgemeinen in einem besseren Zustand befindenden) Bänden gefüllt war, die offenkundig Fallen enthielten.
    Die großen Tische waren mit losen Blätter und ungeöffneten Briefen bedeckt, geordnet in zwei halbwegs übersichtlichen Stapeln. Die Regale waren vollkommen leer – die Ketten hatten sich von ihren Gefangenen trennen müssen.
    Khadgar hätte die Papiere sichten können, aber es war wohl besser, die Regale erst einmal wieder mit Büchern zu füllen. Die meisten der Bände trugen keinen Titel, und wenn sie einen hatten,

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