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WoW 02 - Der letzte Wächter

WoW 02 - Der letzte Wächter

Titel: WoW 02 - Der letzte Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Grubb
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fordern uns trotzig heraus, ihre chaotische Natur zu erklären.« Medivh lehnte sich in seinen Sessel zurück. »Ein Umstand, mit dem ich sehr gut leben kann. Ich hatte noch nie viel für ein geordnetes, sorgfältig durchgeplantes Universum übrig.«
    Khadgar fügte hinzu: »Aber habt Ihr jemals eine bestimmte Vision gesucht? Gäbe es nicht einen Weg, eine bestimmte Zukunft aufzuspüren und dann dafür zu sorgen, dass sie auch geschieht?«
    Medivhs Laune verfinsterte sich merklich. »Oder dafür zu sorgen, dass sie nicht geschieht …«, sagte er. »Nein. Es gibt Dinge, die selbst ein Meister respektiert und von denen er sich fernhält. Dies ist eines davon.«
    »Aber …«
    »Kein Aber«, sagte Medivh, erhob sich aus seinem Sessel und stellte seine leere Tasse auf das Kaminsims. »Jetzt, da du ein wenig Wein gekostet hast, wollen wir doch mal sehen, ob deine magische Kontrolle davon beeinflusst wird. Lass meinen Becher schweben.«
    Khadgar zog seine Brauen zusammen und erkannte, dass seine Zunge bereits etwas schwer war. »Aber wir haben getrunken.«
    »Genau«, sagte der Meistermagier. »Du weißt niemals, welchen Sand dir das Universum ins Gesicht werfen wird. Du kannst entweder versuchen, ständig wachsam und bereit zu sein, und so das Leben, wie wir es kennen, meiden. Oder du bist bereit, das Leben zu genießen und den Preis dafür zu zahlen. Und nun lass den Becher schweben.«
    Khadgar erkannte erst jetzt, wie viel er getrunken hatte. Er versuchte, das breiige Gefühl aus seinem Gehirn zu vertreiben und den schweren Porzellanbecher vom Kaminsims zu heben.
    Wenige Sekunden später war er auf dem Weg zur Küche, um einen Besen und eine Kehrschaufel zu holen.
     
     
    Abends gehörte Khadgars Zeit ihm selbst, und er konnte üben und forschen, während Medivh sich anderen Dingen widmete. Khadgar fragte sich, was diese anderen Dinge wohl sein mochten, aber er nahm an, dass Korrespondenz dazu gehörte, denn zweimal pro Woche erschien oben auf dem Turm ein Zwerg auf einem Greif. Er trug einen kleinen Sack bei sich, der sich erheblich vergrößert hatte, wenn er ging.
    Medivh gab dem Jungen alle Freiheit in der Bibliothek, um seine Studien so zu betreiben, wie er selbst es für richtig befand, und dazu gehörte es auch, die Unmengen von Wünschen zu berücksichtigen, die ihm seine früheren Meister aus der Violetten Zitadelle mitgegeben hatten.
    »Ich verlange nur«, sagte Medivh lächelnd, »dass du mir zeigst, was du schreibst, bevor du es ihnen schickst.« Khadgar musste zu erkennen gegeben haben, wie peinlich ihm dies war, denn Medivh fügte hinzu: »Nicht, weil ich Angst hätte, dass du etwas vor mir verbirgst, mein Vertrauen, sondern weil ich es hassen würde, wenn sie etwas erfahren, das ich selbst inzwischen vergessen habe.«
    Also stürzte sich Khadgar auf die Bücher. Für Guzbah fand er eine alte, häufig gelesene Schriftrolle mit einem epischen Gedicht, dessen nummerierte Strophen sehr detailliert einen Kampf zwischen Medivhs Mutter Aegwynn und einem nicht namentlich benannten Dämon wiedergaben. Für Lady Delth fertigte er eine Liste der verrottenden Elfen-Bücher in der Bibliothek an. Und für Alonda tauchte er in jene Bestiarien hinab, die er lesen konnte. Aber es half nichts. Er konnte die Anzahl der Troll-Rassen nicht über die Vier hinausführen.
    Khadgar verbrachte seine Freizeit auch mit seinen falschen Schlüsseln und seinen persönlichen Öffnungszaubern. Er versuchte weiterhin, jene Bücher zu meistern, die seinen früheren Versuchen, ihre Siegel zu knacken, widerstanden hatten. Diese Bände besaßen eine starke Magie, und er verbrachte manchmal ganze Abende mit Wahrsage-Riten, bevor er auch nur den geringsten Hinweis darauf erhielt, welche Art von Zauber ihren Inhalt schützte.
    Zuletzt war da noch die Sache mit dem Wächter. Medivh hatte dieses Thema angeschnitten. Lord Lothar hatte angenommen, der Magus habe den jungen Mann darüber aufgeklärt, und der Champion des Königs hatte sich schnell zurückgezogen, als er erkannte, dass dem nicht so war.
    Der Wächter, so schien es, war ein Phantom, nicht realer als die in der Zeit verlorenen Visionen, die durch den Turm strichen. In einem Elfen-Buch wurde gelegentlich beiläufig ein Wächter erwähnt, wenn es um die Geschichte der Königsfamilien von Azeroth ging. Bei dieser Hochzeit oder bei jener Beerdigung war ein Wächter zugegen gewesen, und manchmal führte er die Vorhut in irgendeiner Schlacht an. Stets gegenwärtig, doch niemals genau

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