WoW 02 - Der letzte Wächter
Khadgar hervorzupressen. »So etwas habe ich noch nie gefühlt. Schwer. Widerlich. Erstickend.«
»Das ist gut«, sagte Medivh. »Gut, dass du es gefühlt hast. Gut, dass du durchgehalten hast. Die Magie ist an diesem Ort grauenhaft pervertiert, ein Fluch dessen, was früher hier geschehen ist.«
»Ihr meint, wie ein Spuk?«, fragte Khadgar. »Selbst in Karazhan habe ich niemals …«
»Nein, nicht so«, sagte Medivh. »Etwas viel Schlimmeres. Die beiden toten Zauberer haben Dämonen beschworen. Es ist dieser Fluch, den du spürst, diese Schwere der Magie. Ein Dämon war hier. Das hat Huglar und Hugarin getötet, diese armen Narren.«
Für einen Augenblick herrschte drückende Stille in der Kammer. Dann sagte Lothar: »Dämonen? In den Türmen des Königs? Ich kann nicht glauben, dass …«
»Oh, glaub es ruhig«, sagte Medivh. »Egal, wie gelehrt ein Zauberer ist, wie weise und wundervoll, wie mächtig und stark, es gibt immer noch einen Splitter der Macht, ein Mehr an Wissen, ein weiteres Geheimnis, das jeder Magier herausfinden will. Ich glaube, Huglar und Hugarin sind in diese Falle getappt und haben Mächte von der anderen Seite des Großen Dunklen Jenseits beschworen. Und dafür mussten sie den Preis bezahlen. Narren. Sie waren Freunde und Kollegen, aber sie waren, was das angeht, törichte Narren.«
»Aber wie?«, fragte Lothar. »Sicher gab es Schutzverzauberungen. Abwehrzauber. Dies hier auf dem Boden ist ein mystisches Symbol der Macht.«
»Und leicht durchschlagen worden, leicht durchbrochen«, sagte Medivh und beugte sich über den Ring, auf dem das getrocknete Blut der beiden Magier glitzerte. Er griff hinab und hob einen dünnen Strohhalm auf, der über den erkalteten Steinen gelegen hatte. »Aha! Ein Halm von einem Besen. Wenn der hier lag, als sie ihre Beschwörung begannen, dann konnten alle Beschwörungen und Amulette der Welt sie nicht schützen. Für den Dämon war der Kreis nicht mehr als ein Bogen, ein Tor in diese Welt. Er trat mit brennendem Höllenfeuer heraus und griff die armen Narren an, die ihn in diese Welt geholt hatten. Ich habe so etwas schon früher gesehen.«
Khadgar schüttelte den Kopf. Die dicke Finsternis, die von allen Seiten auf ihm zu lasten schien, wich ein wenig, und er konnte seinen Geist wieder sammeln. Er blickte sich in der Kammer um. Sie war bereits ein Katastrophengebiet – der Dämon hatte bei seinem Angriff alles zerstört. Wenn es einen Besen-Halm gegeben und dieser den Kreis durchbrochen hatte, wäre er sicher während des Kampfes an einen anderen Platz bewegt worden.
»Wie wurden die Leichen gefunden?«, fragte Khadgar.
»Was?«, zischte Medivh mit einer Schärfe, die Khadgar beinahe zusammenzucken ließ.
»Es tut mir Leid«, entschuldigte sich Khadgar schnell. »Ihr sagtet, ich solle Fragen stellen.«
»Ja, ja, natürlich«, sagte Medivh, aber der hitzige Ton seiner Stimme kühlte nur wenig ab. Zum Champion des Königs sagte er: »Nun, Anduin Lothar, wie wurden die Leichen gefunden?«
»Als ich hereinkam, lagen sie auf dem Boden. Der Diener hatte sie nicht bewegt«, sagte Lothar.
»Mit den Gesichtern nach oben oder nach unten?«, fragte Khadgar so ruhig er nur konnte. Er spürte den eisigen Blick des Magus. »Die Köpfe dem Kreis zugewandt oder dem Fenster?«
Lothars Gesicht verdüsterte sich, als er an den grauenhaften Anblick zurückdachte. »Dem Kreis zugewandt. Und mit den Gesichtern nach unten. Ja, ich bin mir sicher. Sie waren am ganzen Körper schwer verbrannt, und wir mussten sie umdrehen, um sicherzugehen, dass es sich um Huglar und Hugarin handelte.«
»Worauf willst du hinaus, mein Vertrauen?«, fragte der Magus, der jetzt am offenen Fenster saß und sich den Bart strich.
Khadgar blickte auf die beiden Brandflecken zwischen dem gescheiterten Schutzkreis und dem Fenster und versuchte, von ihnen als Leichen zu denken und nicht als einst lebende Zauberer. »Wenn man jemanden von vorne trifft, fällt er nach hinten. Wenn man jemanden von hinten trifft, fällt er nach vorne. War das Fenster offen, als Ihr hier eingetroffen seid?«
Lothar blickte auf das offene Fenster. Die große Stadt, die dahinter ausgebreitet lag, war für einen Augenblick vergessen. »Ja. Nein. Ja, ich glaube schon. Aber es könnte von dem Diener geöffnet worden sein. Hier herrschte ein schrecklicher Gestank. Das hatte zuerst die Aufmerksamkeit des Dieners auf sich gezogen. Ich kann ihn fragen.«
»Nicht nötig«, sagte Medivh. »Das Fenster stand
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