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WoW 02 - Der letzte Wächter

WoW 02 - Der letzte Wächter

Titel: WoW 02 - Der letzte Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Grubb
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er einen Zahn ausgespuckt hätte. Aber vielleicht hielt man bei den Orcs so etwas schon für eine ausreichende Entschuldigung.
    »Kein Problem«, sagte er. »Ich brauchte die Abwechslung.«
    Garona setzte sich und schlug das Buch auf. Khadgar bemerkte, dass sie beim Lesen die Lippen bewegte und im hinteren Teil des Buchs begonnen hatte, bei der Herrschaft von König Liane.
    Jetzt, da er etwas Ruhe hatte, fiel ihm auf, dass sie nicht wie die anderen Orcs aussah, gegen die er gekämpft hatte. Sie war schlank und muskulös, nicht so wie die verwachsenen grobschlächtigen Bestien, die er im Lager gesehen hatte. Ihre Haut war glatt, beinahe wie die eines Menschen, und zeigte ein helleres Grün als die jadefarbene Haut normaler Orcs. Ihre Zähne waren etwas kleiner, ihre Augen ein wenig größer und ausdrucksvoller als die harten roten Augen von männlichen Orc-Kriegern. Er fragte sich, wie viele dieser Unterschiede von ihrer menschlichen Seite stammen mochten, und wie viele einfach Zeichen ihrer Weiblichkeit waren. Er dachte darüber nach, ob er bereits gegen weibliche Orcs gekämpft hatte – es war ihm zumindest nicht aufgefallen, und zu Zeiten der Kämpfe hatte er kein Bedürfnis verspürt, es herauszufinden.
    Ohne die grüne Haut, das entstellte, mit Fangzähnen versehene Gesicht und die feindselige überlegene Haltung, hätte man sie fast schon attraktiv nennen können. Doch sie saß in
seiner
Bibliothek und ging
seine
Bücher durch (nun ja, Medivhs Bibliothek und Medivhs Bücher, aber der Magus hatte sie ihm
anvertraut)
.
    »Du bist also die Abgesandte«, sagte er schließlich. Er schlug einen entspannten Tonfall an. »Man hat mir gesagt, du würdest eintreffen.«
    Die Halb-Orc nickte und konzentrierte sich auf die geschriebenen Worte, die vor ihr ausgebreitet waren.
    »Wen genau repräsentierst du eigentlich?«
    Garona sah auf, und Khadgar erkannte an ihrem Blick, dass er ihr auf die Nerven ging. Er fühlte sich gut dabei, fragte sich aber gleichzeitig, wo die Frau wohl die Grenze ziehen würde. Er wollte nicht zu hart oder zu schnell vorgehen, sonst würde er sich nur weitere Schläge und eine Standpauke des Magus einhandeln.
    Dieses Mal wollte er zumindest etwas über die Schlacht erfahren. Er sagte: »Ich meine, wenn du die Abgesandte bist, muss dir doch jemand Befehle geben, du musst jemandem Bericht erstatten. Wenn repräsentierst du?«
    »Ich bin sicher, dein Meister würde es dir sagen, wenn du ihn fragst«, erwiderte Garona glatt, aber ihr Blick blieb hart.
    »Ich bin sicher, das würde er«, log Khadgar. »Wenn ich die Unverschämtheit besitzen würde, ihn zu fragen. Also frage ich stattdessen dich. Wen repräsentierst du? Welche Befugnisse hast du? Bist du hier, um zu verhandeln, um etwas zu fordern … oder was?«
    Garona schloss das Buch (Khadgar empfand es wie einen Sieg, dass er sie von ihrer Aufgabe abgelenkt hatte) und sagte: »Denken alle Menschen gleich?«
    »Es wäre langweilig, wenn wir das täten«, sagte Khadgar.
    »Ich meine, sind alle einer Meinung? Stimmen die Menschen immer dem zu, was ihre Herren oder Vorgesetzten wollen?«, fragte Garona. Die Härte in ihrem Blick schwächte ein wenig ab.
    »Wohl kaum«, sagte Khadgar. »Das ist einer der Gründe, warum es so viele Bücher gibt. Jeder hat eine Meinung. Und das sind nur die Meinungen derer, die des Schreibens mächtig sind.«
    »Dann wirst du verstehen, dass es unter den Orcs auch Meinungsverschiedenheiten gibt«, sagte Garona. »Die Horde besteht aus vielen Clans, und alle haben eigene Häuptlinge und Kriegsherren. Alle Orcs gehören einem Clan an. Die meisten Orcs sind ihrem Clan und ihrem Häuptling ergeben.«
    »Was für Clans sind das?«, fragte Khadgar. »Wie werden sie genannt?«
    »Stormreaver ist einer von ihnen«, sagte die Halb-Orc. »Blackrock, Twilight's Hammer, Bleeding Hollow. Das sind die größten.«
    »Klingt alles sehr kriegerisch«, sagte Khadgar.
    »Die Heimat der Orc-Völker ist wild«, sagte Garona. »Es überleben nur die, die stark und gut organisiert sind. Sie sind nur das, wozu ihre Wurzeln sie gemacht haben.«
    Khadgar dachte an das vertrocknete Land mit dem roten Himmel, das er in der Vision gesehen hatte. Das war also die Heimat der Orcs. Eine Einöde in einer anderen Dimension. Aber wie kamen sie hierher? Doch das fragte er nicht.
    »Zu welchem Clan gehörst du?«
    Garona schnaufte. Es klang wie das Niesen einer Bulldogge. »Ich habe keinen Clan.«
    »Du sagtest doch, alle deine Leute gehören einem Clan

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