WoW 02 - Der letzte Wächter
sofort mitkommen, Meister.«
»So, sollte ich das?«, fragte Medivh. »Aber ich habe andere Dinge, um die ich mich kümmern muss.«
»Bitte seht es euch an«, sagte Khadgar.
»Wir glauben, dass die Bestie tot ist«, sagte Garona, »aber wir wollen das Leben Eurer Diener nicht wegen einer bloßen Annahme riskieren.«
Medivh warf einen Blick auf das zerschlagene Gerät, schüttelte den Kopf und legte es zurück. Es schien ihn zu irritieren. »Wie Ihr es wünscht. Schüler sollten nicht so viel Ärger machen.«
Als sie die Bibliothek erreichten, stand Moroes bereits mit dem Besen in der Hand da und betrachtete die Schäden. Er wirkte etwas verloren, als die beiden Menschen und die Halb-Orc eintraten.
»Glückwunsch«, sagte Medivh. Er war mehr als schlecht gelaunt. »Du hast mehr zerstört als bei deiner Ankunft im Argen lag. Da hatte ich wenigstens noch Regale. Und wo ist dieser angebliche Dämon?«
Khadgar ging zu der Stelle, wo die Dämonenhand emporgeragt hatte, sah jedoch nur noch die Trümmer der Regale. Sogar das Blut war verschwunden.
»Er war hier«, sagte Garona. Sie wirkte so überrascht wie Khadgar. »Er hat uns angegriffen.« Sie tastete nach der Ecke des Regals und versuchte es aufzurichten, doch die massive Eiche war selbst für sie zu schwer. Nach kurzem Bemühen gab sie auf. »Wir haben ihn beide gesehen.«
»Ihr habt eine Vision gesehen«, machte Medivh deutlich. »Hat Moroes euch nicht gewarnt?«
»Jau«, bestätigte Moroes. »Das habe ich.« Er tippte gegen die Seiten seiner Scheuklappen, um seine Aussage zu bekräftigen.
»Meister, er hat uns angegriffen«, beharrte Khadgar. »Wir haben ihm mit unseren Sprüchen Schaden zugefügt. Die Abgesandte hat ihn zweimal verwundet.«
»Hmm«, brummte der Magier. »Wahrscheinlich habt ihr einfach nur überreagiert, als ihr ihn saht und habt die größten Schäden selbst angerichtet. Stammen die frischen Kratzer auf dem Tisch von dem Dämon?«
»Er hatte eiserne Klauen«, sagte Khadgar.
»Vielleicht stammen sie aber auch von den magischen Pfeilen, die hier herumflogen wie Ballons auf einem Straßenfest.« Medivh schüttelte den Kopf.
»Mein Messer stieß in etwas Hartes, Ledriges«, sagte Garona.
»Mit Sicherheit eines der gebundenen Bücher«, sagte der Magus. »Hätte es einen Dämon gegeben, läge sein Körper noch hier. Außer jemand hat ihn weggeräumt. Moroes, hast du einen Dämon in deinem Müllsack?«
»Ich glaube nicht«, sagte der Verwalter, »aber ich kann nachsehen.«
»Schon gut, aber lass deine Werkzeuge für die beiden hier zurück.« Er wandte sich an den jungen Magier und die Halb-Orc. »Ich erwarte, dass ihr miteinander auskommt. Im Lichte dieser Angelegenheit halte ich es für richtig, wenn ihr die Bibliothek aufräumt. Mein
Vertrauen
, du hast deinem Namen keine Ehre gemacht. Das musst du wiedergutmachen.«
Garona ließ nicht locker. »Aber ich habe gesehen …«
»Ihr habt ein Phantom gesehen«, unterbrach Medivh sie mit zusammengezogenen Augenbrauen und autoritärer Stimme. »Ihr habt etwas von einem anderen Ort gesehen. Es hätte Euch nichts getan. Das tun sie nie. Euer Freund hier«, er zeigte auf Khadgar, »neigt dazu, Dämonen zu sehen, wo es keine gibt. Das bereitet mir ein wenig Sorge. Vielleicht könnt Ihr versuchen während des Aufräumens nicht schon wieder welche zu sehen? Bis dahin möchte ich nicht gestört werden!«
Und mit diesen Worten verließ er das Zimmer. Moroes legte den Besen auf den Boden und folgte ihm.
Khadgar betrachtete die Verwüstung in der Bibliothek. Es würde mehr als nur ein Besen nötig sein, sie zu beheben. Regale waren umgeworfen und zerbrochen worden. Bücher lagen überall verstreut. Einige Einbände waren abgerissen, die Rücken eingedrückt. War es tatsächlich nur eine zeitverzögerte Vision gewesen?
»Wir wurden von keiner Illusion getäuscht«, sagte Garona missgelaunt.
»Ich weiß«, erwiderte Khadgar.
»Wieso versteht er das dann nicht?«, fragte die Halb-Orc.
»Das eben weiß ich nicht«, sagte der Schüler. »Und die Suche nach einer Antwort darauf bereitet mir ziemliches Bauchweh.«
ZWÖLF
LEBEN IN ZEITEN DES KRIEGES
Nach nur wenigen Tagen war die Ordnung in der Bibliothek wieder hergestellt. Die meisten der verstreuten Bücher hatten wenigstens in der Nähe ihres angestammten Platzes gelegen und die seltenen, magischen oder weggeschlossenen Bücher standen ohnehin auf der Galerie und waren von dem Chaos unbetroffen geblieben. Die Reparatur
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