WoW 02 - Der letzte Wächter
einiger Regale benötigte jedoch Zeit, weshalb Garona und Khadgar die unbenutzten Ställe in eine Schreinerei umwandelten und versuchten, die zertrümmerten Regale auszubessern oder Ersatz zu schaffen.
Nach der Verwüstung blieb der Dämon verschwunden. Seine Klauenabdrücke waren auf dem Tisch zu sehen, und die Seiten von
Die Erbfolge von Azeroths Königen
waren zerknittert und zerrissen, als seien sie zwischen gewaltige Kiefer geraten. Aber es gab keine Leiche, kein Blut, keine Überreste, die man vor Medivhs Füße werfen konnte.
»Vielleicht wurde der Dämon gerettet«, schlug Garona vor.
»Er war ziemlich tot, als wir ihn zurückließen«, antwortete Khadgar und versuchte sich daran zu erinnern, ob er die Gedichtbände über oder unter den romantischen Epen eingeordnet hatte.
»Jemand hat den Körper entfernt«, sagte Garona. »Die gleiche Person, die ihn in den Turm brachte, hat ihn wieder herausgeholt.«
»Ebenso wie das Blut?«, fragte Khadgar.
»Ebenso wie das Blut«, wiederholte die Halb-Orc. »Vielleicht war es ein ausgesprochen ordnungsliebender Dämon.«
»Magie funktioniert so nicht«, sagte Khadgar.
»Vielleicht nicht deine Magie, nicht die, die du erlernt hast«, sagte Garona. »Andere Leute könnten eine andere Art von Magie beherrschen. Die alten Schamanen der Orcs kannten eine Form von Magie, die Kriegszauberer, die Sprüche schleudern, kennen eine andere. Vielleicht handelt es sich um einen Spruch, von dem du noch nie gehört hast.«
»Nein«, sagte Khadgar scharf. »Es hätte eine Spur hinterlassen, den Hauch des praktizierenden Magiers. Eine Restenergie, die ich spüren könnte, selbst wenn sie nicht zu identifizieren wäre. Die einzigen Zauberer, die es hier im Turm gibt, sind der Magus und ich. Das weiß ich durch meine eigenen Kräfte. Und ich habe die Schutzzauber überprüft. Medivh hatte Recht – alle funktionieren. Niemand dürfte in der Lage sein, auf magischem oder anderem Wege in den Turm vorzudringen.«
Garona hob die Schultern. »Aber in diesem Turm geschehen auch seltsame Dinge, nicht wahr? Könnten die alten Gesetze hier vielleicht außer Kraft gesetzt sein?«
Jetzt hob Khadgar die Schultern. »Wenn das stimmt, haben wir größere Probleme, als ich dachte.«
Khadgars Beziehung zu der Halb-Orc hatte sich im Verlauf der Reparaturarbeiten verbessert, und wenn er ihr den Rücken zudrehte oder sie irgendwo zwischen den Regalen stand, klang ihre Stimme beinahe menschlich. Trotzdem verriet sie immer noch nicht, wen sie repräsentierte, und Khadgar behielt sie weiterhin im Auge. Er achtete darauf, welche Bücher sie las und welche Fragen sie stellte.
Er versuchte auch auf die Nachrichten zu achten, die sie verschickte oder erhielt, und ging so weit, die Gastquartiere mit Beobachtungszaubern zu versehen. Diese sollten ihm verraten, ob die Halb-Orc das Zimmer verlassen oder eine Nachricht abgeschickt hatte. Falls sie dies getan hatte, waren ihre Methoden so perfekt, dass seine Sprüche es nicht bemerkten. Das machte ihn nur noch nervöser. Wenn sie mit dem Wissen, das sie erworben hatte, irgendetwas anfangen wollte, so behielt sie es völlig für sich.
Garona blieb ihrem Versprechen treu und teilte mit Khadgar ihr Wissen über die Orcs. Der junge Magier erfuhr, wie die Orcs regiert wurden (durch Stärke und Kriegskunst) und in welche Clans sie sich aufteilten. Wenn die Abgesandte in Fahrt geriet, brachte sie ihre Meinung über die unterschiedlichen Clans deutlich zum Ausdruck. Ihre Häuptlinge hielt sie häufig für einfältige Narren, die sich nur für die nächste Schlacht interessierten. Aus ihren Beschreibungen der vielfältigen Clans, aus denen sich die Horde zusammensetzte, erfuhr Khadgar, dass die Hierarchien sich ständig änderten und nicht konstant blieben.
Ein großer Teil der Horde gehörte zum konservativen Bleeding-Hollow-Clan. Das war eine mächtige Gruppe, die auf zahlreiche Eroberungen zurückblicken konnte, doch ihr in die Jahre gekommener Anführer Kilrogg Deadeye schreckte seit einiger Zeit davor zurück, Leben im Kampf zu opfern. Garona erklärte, dass ältere Orcs häufig pragmatischer wurden, eine Eigenschaft, die jüngere gerne mit Feigheit verwechselten. Kilrogg hatte bereits drei Söhne und zwei Enkel getötet, weil diese glaubten, sie könnten den Clan besser führen als er.
Der Clan, den man Blackrock nannte, schien ebenfalls einen großen Teil der Horde zu stellen. Sein Anführer war Blackhand, der diese Position nur deshalb einnahm, weil er
Weitere Kostenlose Bücher