WoW 03 - Im Stom der Dunkelheit
durfte er es nicht kommen lassen.
»Ich beuge mich deiner Macht, Orgrim Doomhammer«, rang er sich schließlich ab. Jedes Wort erklang klar und deutlich. Alle Umstehenden konnten es hören. »Ich erkenne dich als Kriegshäuptling der Horde an, und ich unterwerfe mich dir. Ich werde dir in allen Belangen gehorchen.«
Doomhammer grunzte. »Du hast niemals zuvor Loyalität bewiesen«, erwiderte er scharf. »Warum sollte ich dir glauben?«
»Weil du mich brauchst«, antwortete Gul'dan. Dabei hob er den Kopf und hielt dem Blick des Kriegshäuptlings stand. »Du hast meinen Schattenrat getötet und deine Macht über die Horde gestärkt. Und so soll es sein. Blackhand war nicht stark genug, um uns zu führen. Du bist es, und deshalb brauchst du den Rat nicht.« Er schürzte die Lippen. »Aber du brauchst Hexenmeister. Du brauchst unsere Magie – weil die Menschen ihre eigenen Zauberer besitzen. Ohne uns hast du keine Chance gegen sie.« Er schüttelte den Kopf »Und du hast nur noch wenige Hexenmeister übrig. Mich, Cho'gall und eine Handvoll Neophyten. Ich bin zu nützlich, um mich nur aus Rachegelüsten heraus zu töten.«
Doomhammer knurrte, aber er senkte den Hammer. Einen Moment lang sagte er gar nichts und blickte Gul'dan nur an. Seine grauen Augen füllten sich mit Hass.
Doch schließlich nickte er. »Du hast Recht«, räumte er ein, obwohl es ihn offensichtlich enorme Selbstüberwindung kostete. »Und ich werde die Bedürfnisse der Horde über meine eigenen stellen.« Er entblößte seine Zähne. »Ich erlaube dir zu leben, Gul'dan. Dir und den übrigen Hexenmeistern. Doch nur solange ihr euch als nützlich erweist.«
»Oh, wir werden nützlich sein«, versicherte ihm Gul'dan und verbeugte sich tief. Sein Verstand lief bereits auf Hochtouren. »Ich werde dir Kreaturen erschaffen, die du niemals zuvor gesehen hast, mächtiger Doomhammer. Krieger, die nur dir allein gehören. Mit ihrer Macht und unserer Magie werden wir die Zauberer dieser Welt zermalmen, so wie die Horde die Krieger des Feindes zerstampfen wird.«
Doomhammer nickte. Seine gefletschten Zähne wichen einem nachdenklichen Stirnrunzeln. »Sehr gut«, sagte er schließlich. »Du hast mir Krieger versprochen, die den Magiern der Menschen Paroli bieten. An diesem Versprechen werde ich dich messen.« Damit wandte er sich von ihm ab. Die Orc-Krieger folgten ihm. Der Hexenmeister meinte, sie lachen zu hören, als sie gingen.
Gul'dan blieb zurück. Cho'gall befand sich in seiner Nähe.
Verdammt sei Doomhammer!
dachte Gul'dan, als er sah, wie der Kriegshäuptling zurück in sein Zelt ging.
Und verdammt sei dieser menschliche Zauberer!
Gul'dan schüttelte den Kopf. Vielleicht hätte er auch sich selbst verfluchen müssen – wegen seiner Ungeduld. Denn die hatte ihn in Medivhs Geist getrieben, wo er nach den Informationen suchte, die der Magier ihm versprochen, jedoch bislang vorenthalten hatte.
Gul'dans Pech war gewesen, dass er sich in Medivhs Geist befunden hatte, als der Mensch gestorben war. Sein eigener Verstand war von diesem Eindruck überwältigt und gefangen gewesen, unfähig, in seinen Körper zurückzukehren. Er hatte die Welt um sich herum nicht wahrnehmen können. Und so hatte Doomhammer die Gelegenheit beim Schopf gepackt, die Macht zu ergreifen.
Doch jetzt war er wieder wach und handlungsfähig, konnte seine Pläne ausführen.
Immerhin war dieser Akt der Verzweiflung, mit dem er sich das Leben gerettet hatte, nicht umsonst gewesen. Gul'dan hatte die Information, die er brauchte. Und schon bald würde er Doomhammer oder die Horde nicht mehr länger brauchen. Schon bald würde er auch ganz ohne sie an die Macht gelangen und sich dort behaupten!
»Ruf die anderen zusammen«, befahl er Cho'gall, während er aufstand, sich streckte und in sich hineinlauschte. Er war schwach, aber er würde es schaffen. Er hatte keine Zeit zu verlieren. »Ich werde sie zu einem Clan zusammenschmieden, der mich vor Doomhammers Zorn beschützen wird. Sie werden Sturmrächer sein – und der Horde beweisen, was wir Hexenmeister zu erreichen imstande sind. Bis selbst Doomhammer unseren Wert nicht mehr bestreiten kann.«
Cho'gall führte den Schattenhammer-Clan an, der besessen war vom drohenden Ende der Welt – aber furchtlose Kämpfer vorzuweisen hatte.
»Es gibt viel zu tun!«
KAPITEL EINS
Gegen seinen Willen war Lothar beeindruckt.
Stormwind war eine ebenso gewaltige wie beeindruckende Stadt gewesen, voller Türme und Terrassen, gebaut
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