WoW 05 - Der Tag des Drachen
sich völlig willkürlich. Falstad brachte sein Tier nur knapp außer Reichweite einer der Schwingen, und zu spät erkannte Rhonin, dass er und Molok ähnliches Glück schwerlich haben würden.
»Hoch mit dir, du verdammtes Vieh!«, brüllte Molok. »Hoch mit …«
Der Flügel traf sie mit voller Wucht und riss den Magier aus seinem Sattel. Der Schrei des Zwerges mischte sich mit dem Kreischen des Greifen. In seiner Betäubung bekam Rhonin kaum mit, dass er, zumindest für einen kurzen Moment lang, in die Luft geschleudert wurde. Doch der Auftrieb währte nicht lange, die Schwerkraft setzte sich durch, und der entkräftete Magier begann, immer schneller werdend, zu fallen …
Er musste einen Zauber wirken.
Irgendeinen
Zauber. Doch so sehr er sich auch bemühte, ihm fielen nicht einmal die Anfangsworte eines Spruches ein, und ein Teil von ihm schien sich bereits damit abgefunden zu haben, diesmal sterben zu müssen.
Dunkelheit von einer völlig widernatürlichen Art umfing ihn. Rhonin glaubte, das Bewusstsein zu verlieren. Doch mit der Dunkelheit kam eine dröhnende Stimme, die eine ganz spezielle Saite in seiner Erinnerung zum Klingen brachte.
»
Ich habe dich sicher, mein Kleiner, nun schon zum zweiten Male. Hab keine Furcht – hab keine Furcht.
«
Und dann schloss sich eine Reptilienpranke um ihn – so gewaltig, dass Rhonin sich darin fast verlor …
Neun
»Duncan!«
»Es ist zu spät, meine Elfendame!«, rief Falstad. »Euer Mann ist bereits tot – doch was für eine glorreiche Erinnerung hinterlässt er!«
Vereesa überhörte die fälschliche Annahme, dass sie Lord Senturus näher gestanden habe, als dies tatsächlich der Fall war. Alles, was für sie zählte, war, dass gerade ein tapferer Mann, den sie viel zu kurz gekannt hatte, umgekommen war. Wie Falstad, hatte natürlich auch sie sofort erkannt, dass es sich nur noch um Duncans Hülle gehandelt hatte, die in die Tiefe gestürzt war – dennoch wurzelte ihr Entsetzen über seinen tragischen Tod tief. Einzig das Wissen, dass Duncan das nahezu Unmögliche vollbracht hatte, linderte es ein wenig.
Dem Drachen war eine folgenschwere Verletzung zugefügt worden, die ihn sich wie wahnsinnig hin und her werfen ließ. Im Sterben versuchte der Leviathan, die tödliche Klinge aus seinem Hals zu schütteln, doch erlahmten seine Bemühungen zusehends. Es war nur eine Frage der Zeit, bis der Gigant sich seinem Bezwinger anschließen und in das nasse Grab folgen würde.
Doch selbst im Todeskampf blieb der Drache eine Bedrohung. Eine seiner Schwingen traf fast den Zwerg und Vereesa. Falstad lenkte den Greif nach unten, um den Zuckungen des Leviathans zu entgehen. Angstvoll klammerte sich Vereesa an dem Zwerg fest; Zeit, sich weiter mit Duncans Schicksal zu befassen, fand sie nicht.
Auch der zweite Drache bedrohte nach wie vor den Greifen. Falstad zog sein Reittier wieder nach oben und stieg über das andere Ungeheuer hinaus, um dessen furchtbaren Klauen zu entrinnen. Ein anderer Reiter entging den zuschnappenden Kiefern des Leviathans nur knapp.
Sie durften hier nicht länger ausharren. Der Orc, der das zweite Untier lenkte, verfügte über eine offensichtlich weitreichende Erfahrung im Luftkampf gegen Greife. Früher oder später würde er einen der Zwerge erwischen. Vereesa wollte nicht noch mehr Todesopfer. »Falstad, wir müssen weg von hier!«
»Ich würde Euch diesen Gefallen gern tun, meine Elfendame, aber das schuppige Untier und sein Lenker scheinen anderes im Sinn zu haben!«
Tatsächlich schien der Drache sich mittlerweile ausschließlich auf Vereesa und deren Gefährten zu konzentrieren, höchstwahrscheinlich auf Geheiß des Orcs. Ihm mochte Vereesa auf dem Greifen aufgefallen sein, und offenbar hielt er sie für wichtig.
Die Anwesenheit von gleich zwei roten Giganten warf für die Waldläuferin eine Reihe von Fragen auf. Stand ihr Auftauchen in direktem Zusammenhang mit Rhonins Mission? Sie bezweifelte es, da er ihrer Meinung nach in diesem Fall viel offensichtlicher das vorrangige Angriffsziel hätte sein müssen …
Wo war der Zauberer überhaupt? Während Falstad seinen Greif zu höherer Geschwindigkeit antrieb und der Drache dennoch zu ihnen aufholte, schaute sich die Elfe um, fand aber keine Spur von Rhonin. Beunruhigt intensivierte sie ihre Suche. Aber Vereesa vermochte weder den Magier noch den Greifen entdecken, auf dem er geritten war.
»Falstad, Rhonin ist verschwunden …!«
»Eine Sorge, der Ihr Euch später widmen
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