WoW 05 - Der Tag des Drachen
Atem fand, um ihn auch zu wirken …
Molok stieß einen Kriegsschrei aus, der die Aufmerksamkeit des Orcs auf sie lenkte. Mit gerunzelter Stirn schnellte die groteske Gestalt herum, um sich dem neu aufgetauchten Gegner zu stellen.
Sturmhammer krachte gegen Streitaxt.
Ein Funkenschauer ließ den Zauberer fast den Halt verlieren. Der Greif kreischte vor Überraschung und Schmerz. Molok kippte beinahe aus seinem Sattel.
Ihr Reittier handelte selbständig und stieg höher in den Himmel, fast bis in die dichter werdenden Wolken hinein. Molok setzte sich wieder zurecht. »Beim Adlerhorst! Habt Ihr das gesehen? Wenige Waffen oder ihre Benutzer können gegen einen Sturmhammer bestehen! Das gibt eine interessante Auseinandersetzung …«
»Lasst mich zuerst etwas versuchen.«
Die Miene des Zwerges verdüsterte sich. »Magie? Wo blieben da Ehre und Tapferkeit?«
»Wie könnt Ihr den Orc bekämpfen, wenn Euch der Drache nicht mehr an sich heranlässt? Das erste Mal hatten wir pures Glück!«
»Also gut. Solange Ihr mich damit nicht um meinen Kampf bringt.«
Rhonin wollte keine Versprechungen machen, vor allem deshalb nicht, weil er sich insgeheim erhoffte, genau dies zu bewirken. Er fasste den Drachen ins Auge, der ihnen hart auf den Fersen war, und murmelte Worte der Macht. Erst im letzten Moment vor Vollendung des Spruchs richtete der Zauberer seinen Blick hinauf zu den Wolken.
Ein einzelner Blitzschlag fuhr daraus herab und traf den sie verfolgenden Giganten.
Er erwischte den Drachen voll, doch das Ergebnis entsprach nicht ganz dem, was sich Rhonin erhofft hatte. Der Körper der Kreatur glomm von Flügelspitze zu Flügelspitze auf, und die Bestie stieß einen wütenden Schrei aus – aber sie fiel nicht vom Himmel. Genau genommen reagierte sogar der Orc, der ohne Zweifel beträchtlichen Schaden genommen hatte, nicht viel spektakulärer, als dass er in seinem Sattel nach vorne fiel.
Unzufrieden musste sich der Zauberer damit trösten, dass er die Orc-Kreatur zumindest betäubt hatte. Und im Augenblick befanden sich weder er noch Vereesa in unmittelbarer Gefahr. Der Drache war voll und ganz damit beschäftigt, sich in der Luft zu halten.
Rhonin legte eine Hand auf Moloks Schulter. »Zur Küste! Rasch jetzt!«
»Seid Ihr noch ganz klar in Eurem Schädel, Zauberer? Was ist mit dem Kampf, zum dem Ihr mich eben noch …«
»
Sofort!
«
Widerwillig und wahrscheinlich auch nur, um seine leidige Fracht endlich loszuwerden, weniger, weil er dem Magier echte Befehlsgewalt zugestand, riss Molok seinen Greif erneut herum und schlug einen anderen Kurs ein.
Indes forschte der besorgte Magier nach Vereesas Verbleib. Er konnte weder sie noch Falstad entdecken. Rhonin überlegte, ob er seinen Befehl ein weiteres Mal widerrufen sollte, aber er wusste, dass er Khaz Modan
unbedingt
erreichen musste. Gewiss würden die Zwerge mit den beiden Herausforderungen fertig werden.
Ganz sicher würden sie das schaffen!
Moloks Greif hatte bereits begonnen, sie vom Kampfgebiet zu entfernen. Rhonin haderte weiterhin mit sich selbst, ob er nicht zur Umkehr verpflichtet war.
Ein mächtiger Schatten fiel über sie.
Beide Reiter blickten bestürzt nach oben.
Der zweite Drache hatte sich ihnen genähert, während sie auf anderes konzentriert gewesen waren …
Der Greif versuchte, sich im Sturzflug außer Reichweite zu bringen. Das treue Tier schaffte es beinahe, doch dann fuhren scharfe Klauen durch seinen rechten Flügel. Das löwenartige Geschöpf brüllte vor Schmerz und versuchte verzweifelt, sich in der Luft zu halten. Rhonin erblickte über sich das weit geöffnete Maul des Drachen. Das Untier beabsichtigte, sie in einem Stück zu verschlingen!
Da rauschte hinter dem Drachen ein zweiter Greif heran – Duncan und sein Zwergengefährte. Der Paladin hielt sich in abenteuerlicher Pose im Sattel und schien bemüht zu sein, den Zwerg zu etwas zu überreden. Rhonin hatte keine Ahnung, was der Ritter beabsichtigte, aber er wusste, dass der Drache ihn und Molok erwischen würde, noch bevor er einen passenden Zauber über die Lippen brachte.
Duncan Senturus sprang.
»Götter und Dämonen!«, schrie Molok. Zum ersten Mal zeigte sich der tollkühne Zwerg von dem an Wahnsinn grenzenden Mut eines anderen Lebewesens beeindruckt.
Erst verspätet begriff Rhonin, was der Paladin versuchen wollte. Mit einem Sprung, der jeden anderen ins Verderben gestürzt hätte, landete der kampferprobte Ritter mit unglaublicher Zielgenauigkeit im Nacken des
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