WoW 05 - Der Tag des Drachen
Drachen ist, die nicht von
seiner
Art sind.«
»
Neeeiiinn …!
«
Malygos Gestalt breitete sich plötzlich nach allen Richtungen aus, und seine Haut nahm reptilischen Charakter an. Auch die Farbe dieser Haut änderte sich von eisigem Weiß zu einem dunkleren, frostigen Silberblau. Seine Glieder wurden dicker, und sein Gesicht wuchs zu drachenhafter Länge. Doch Malygos vollendete die Verwandlung nicht, sondern hielt an einem Punkt inne, der eine grauenhafte Karikatur erschuf, ein Zwischending aus Drache und Insekt – ein Alptraumgeschöpf. »Ich verbündete mich mit ihm, und zum Dank wurde meine Sippe zugrunde gerichtet. Ich bin der letzte meiner Art. Die
Dämonenseele
nahm mir meine
Kinder
, meine
Gefährten
. Ich selbst konnte nur weiterleben in der Gewissheit, dass jener, der uns verriet, umkam und die verfluchte Scheibe für immer ausgelöscht wurde …«
»So ging es uns allen, Malygos.«
»
Aber er lebt! ER LEBT!
«
Der jähe Wutausbruch des Drachen ließ die Höhle erzittern. Eisspeere fuhren in den verschneiten Boden und erzeugten weitere Beben, die Krasus ins Stolpern brachten.
»Ja, er lebt, Malygos, er lebt trotz Eurer großen Opfer.«
Der grotesk verformte Leviathan studierte ihn eingehend. »Ich verlor viel … zu viel. Doch Ihr, der Ihr Euch Krasus nennt und einst selbst die Gestalt eines Drachen hattet, Ihr habt ebenso alles verloren.«
Bilder seiner geliebten Königin huschten durch Krasus' Gedächtnis. Bilder aus den Tagen mit Alexstrasza … Er war ihr zweiter Gemahl gewesen – doch, was seine Loyalität und Liebe anging, so hatte er stets den ersten Rang bei ihr eingenommen.
Der Zauberer schüttelte den Kopf und verdrängte die schmerzhaften Erinnerungen. Die Sehnsucht, wieder durch die Lüfte zu streifen, musste unterdrückt bleiben. Bis sich die Dinge änderten, hatte er seine menschliche Gestalt zu wahren, musste er Krasus bleiben – nicht der rote Drache
Korialstrasz
.
»Ja … auch ich verlor viel«, erwiderte Krasus schließlich, als er sich wieder gefasst hatte. »Aber ich hoffe, etwas zurückzugewinnen … etwas für uns alle.«
»Wie?«
»Ich werde Alexstrasza befreien.«
Malygos verfiel in ein irrsinniges Gelächter. Er brüllte laut und lange, weit länger, als es schlichter Wahnsinn erklärt hätte. Er lachte voller Hohn über die Hoffnung und die Bestrebungen des Zauberers.
»
Das
wäre natürlich ein Triumph für Euch – vorausgesetzt Ihr könntet das Unmögliche bewerkstelligen! Doch was habe ich davon? Was bietet ihr
mir
, Winzling?«
»Ihr wisst, für welche Kraft sie steht? Dann wisst Ihr auch, was sie für Euch tun könnte.«
Das Lachen verstummte. Malygos zögerte, wollte eindeutig nicht daran glauben und tat es dennoch in seiner Verzweiflung. »Sie könnte nicht … oder
könnte
sie …?«
»Ich glaube, es wäre möglich. Ich bin von der Existenz dieser Möglichkeit jedenfalls soweit überzeugt, dass ich glaube, es wäre einen Versuch für Euch wert. Davon abgesehen, welche Zukunft erwartet Euch sonst?«
Die drachenhaften Züge wurden ausgeprägter, und Malygos wuchs zu atemberaubender Größe, bis er Krasus um das Fünf-, Zehn-, nein, Zwanzigfache überragte. Nahezu alle Spuren des grausigen Mischwesens, als das er Krasus zuvor erschienen war, verschwanden. Ein Drache thronte vor dem Besucher, ein Drache, wie er seit den Tagen, die noch vor dem ersten Auftauchen der Menschen lagen, nicht mehr gesehen worden war.
Mit der Rückkehr zu seiner Ursprungsgestalt schienen aber auch einige der Bedenken Malygos' zurückzukehren, denn er stellte die eine Frage, die Krasus sowohl befürchtet, als auch erwartet hatte: »Die Orcs … Wie kann es sein, dass die Orcs sie gefangen halten? Das habe ich mich immer wieder gefragt, gefragt, gefragt …«
»Ihr wisst, dass es nur einen einzigen Weg gibt, sie als Gefangene zu halten, mein Freund.«
Der Drache zog seinen silbern glänzenden Kopf zurück und fauchte. »Die
Dämonenseele
? Diese unwürdigen Kreaturen besitzen die
Dämonenseele
? Hast du mir deshalb diese jämmerliche Kopie gezeigt?«
»Ja, Malygos, sie haben die
Dämonenseele
, und obwohl ich nicht annehme, dass sie sich völlig bewusst sind, was sich in ihrem Besitz befindet, so wissen sie doch genug, um Alexstrasza damit im Zaum zu halten … doch das ist nicht einmal das Schlimmste.«
»Nicht das Schlimmste?«
Krasus wusste, dass er den alten Leviathan fast so weit zur Vernunft gebracht hatte, dass dieser bereit war, bei der Rettung der Drachenkönigin
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