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WoW 05 - Der Tag des Drachen

WoW 05 - Der Tag des Drachen

Titel: WoW 05 - Der Tag des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard A. Knaak
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richtete etwas, das man als seine Augen bezeichnen konnte, auf den Besucher. »Ich vergesse nichts, nichts, nichts!«, wehte der raue Wind heran. »Am wenigsten die Tage der Dunkelheit …«
    Krasus drehte sich langsam um die eigene Achse, Malygos stets im Blick behaltend. Zwar gab es keinen vernünftigen Grund, weshalb er mit einem Angriff hätte rechnen sollen, doch einer der Ältesten derer, die noch lebten, hatte durchblicken lassen, dass Malygos mittlerweile mehr als nur ein bisschen verrückt sein könnte.
    Die dürren Beine waren ideal für Schnee und Eis, die Krallen an ihrem Ende gruben sich tief ein. Krasus fühlte sich an die Stöcke erinnert, die Völker in kälteren Gegenden benutzten, um sich auf ihren Skiern abzustoßen.
    Malygos hatte nicht immer so ausgesehen, und nicht einmal jetzt war er an diese Form gebunden. Er verwendete die momentane Gestalt aber, weil er sie in seinem Unterbewusstsein dem Körper, in dem er geboren worden war, vorzog.
    »Dann erinnert Ihr Euch also, was derjenige, der sich selbst den Namen Deathwing gab, Euch und den Euren antat.«
    Das sonderbare Gesicht zuckte, die Klauen zogen sich zusammen. Etwas wie ein Schlangenzischeln entfuhr Malygos.
    »Ich erinnere mich …«
    Die Höhle schien mit einem Mal zu schrumpfen. Krasus blieb, wo er war, denn er wusste, dass es sein Todesurteil sein konnte, wenn er in Malygos Welt der Qual ein Zeichen von Schwäche zeigte.
    »Ich
erinnere
mich!«
    Die eisigen Dornen zitterten und erzeugten zunächst ein Geräusch, das an den Klang winziger Glöckchen erinnerte, dann aber rasch zu einem ohrenbetäubenden Klirren anschwoll. Malygos stapfte auf den Zauberer zu, sein Mund ein langer, verbitterter Strich. Die Augenhöhlen unter den fahlen Nachbildungen von Brauen vertieften sich.
    Schnee und Eis breiteten sich aus, wuchsen in die Höhe und begannen die Kammer mehr und mehr zu füllen. Um Krasus herum wurde ein Teil des Schnees aufgewirbelt, erhob sich und wurde zu einem gespenstischen Giganten von mythischen Ausmaßen, einem Eisdrachen – einem
Geisterdrachen
.
    »Ich erinnere mich an das Versprechen«, zischte die groteske Gestalt. »Ich erinnere mich an das Bündnis, das wir eingingen. Niemals einander töten! Die Welt behüten bis in alle Ewigkeit!«
    Der Zauberer nickte, wenngleich nicht einmal Malygos' Blick die Grenzen seiner Kapuze überwinden konnte. »Bis es zum Verrat kam.«
    Der Schneedrache breitete die Schwingen aus. Er war nicht real, nur ein Trugbild, das die Gefühle des Herrn der Höhle widerspiegelte. Die mächtigen Kiefer öffneten und schlossen sich, als spreche diese gespenstische Marionette.
    »
Bis zum Verrat, bis zum Verrat, bis zum Verrat …
« Ein Schwall aus Eis explodierte aus dem Schneedrachen, Eis, so hart und tödlich, dass es sich in die felsigen Wände bohrte. »
Bis Deathwing kam!
«
    Krasus hielt eine Hand außerhalb von Malygos' Sichtfeld, nur für den Fall, dass er sie in den nächsten Augenblicken für einen raschen Zauberspruch benötigte.
    Doch die monströse Kreatur behielt die Kontrolle über sich. Sie schüttelte den Kopf – der Schneedrache wiederholte die Geste – und fügte in vernünftigerem Tonfall hinzu: »Doch der Tag des Drachen war beinahe vorüber und niemand von uns, niemand von uns,
niemand von uns
glaubte, etwas von ihm fürchten zu müssen. Er war nur ein Bestandteil der Welt, ihre niederträchtigste und verdorbenste Spiegelung. Von allen Tagen war seiner am machtvollsten gekommen und wieder vergangen!«
    Krasus sprang zurück, als der Boden vor ihm erbebte. Zuerst dachte er, Malygos hätte ihn in einem Moment der Unachtsamkeit zu überrumpeln versucht, doch der Boden bäumte sich lediglich auf und formte einen weiteren Drachen, diesmal aus Erde und Stein.
    »Es geschehe um der
Zukunft
willen, sagte er«, fuhr Malygos fort. »Wenn es auf der Welt nur noch Menschen, Elfen und Zwerge gäbe, um über sie zu wachen, sagte er! Lasst alle Gruppen, alle Schwärme, all die
Großen Drachen
– die
Kräfte
– zusammenkommen, um das elende Kleinod wiederzuerschaffen, neu zu formen – und danach sollten wir den Schlüssel in der Hand halten, um die Welt für immer, selbst nachdem der letzte von uns dahingeschieden wäre, beschützen zu können!« Er blickte zu den beiden Trugbildern auf, die er geschaffen hatte. »Und ich, ich, ich … ich, Malygos, stand an seiner Seite und überzeugte den Rest!«
    Die zwei Drachen umkreisten einander, durchdrangen einander, verschlangen einander – wieder

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