WoW 06 - KdA 1 - Die Quelle der Ewigkeit
Baumkronen. Der Weg wurde unpassierbar. Nachdem sie sich einige Minuten durch das Gehölz gekämpft hatten, entschieden sie gemeinsam, dass jeder weitere Vorstoß wohl sinnlos war. Aber selbst jetzt sparte sich der Orc jede Bemerkung über Rhonins vorausgegangene Wegwahl.
Aber als sie sich umdrehten, mussten sie erkennen, dass der Pfad hinter ihnen verschwunden war.
Riesige Bäume standen dort, wo eben noch ein Weg verlaufen war, umgeben von fast lückenlosem Dickicht. Der Orc und der Mensch starrten die Bäume misstrauisch an.
»Wir sind von dort gekommen. Da bin ich mir sicher.«
»Richtig.« Brox hob seine Axt und ging auf die mysteriös aufgetauchten Bäume zu. »Und wir gehen auch den selben Weg wieder zurück.«
Doch als er ausholte, griffen große Asthände nach der Klinge und zerrten daran.
Brox ließ nicht los, sondern hielt krampfhaft den Stiel fest. Seine Beine strampelten, als er versuchte, die Axt unter Einsatz aller Kraft und seines Gewichts von dem fremden Zugriff zu befreien.
Rhonin lief zu ihm, um zu helfen, vermochte aber mit roher Gewalt wenig auszurichten. Schließlich starrte er auf die langen, unmenschlichen Finger und begann einen Spruch zu formen.
Doch etwas schlug in seinen Rücken. Der Zauberer stolperte und wäre gegen den nächsten Baum geprallt, wenn dieser nicht im letzten Moment ausgewichen wäre.
Der eigene Schwung ließ Rhonin zu Boden gehen. Allerdings fiel er auf etwas unerwartet Weiches.
Einen Körper.
Rhonin keuchte, weil er glaubte, ein früheres Opfer der tückischen Bäume gefunden zu haben. Aber als er sich aufrichtete, fiel ein einzelner Mondstrahl, der sich an den Baumkronen vorbeistahl, auf ein Gesicht.
Malfurion!
Der Nachtelf stöhnte. Seine Augen öffneten sich und entdeckten den Zauberer.
»Du …?«
Weiter hinten schrie Brox etwas. Mensch und Nachtelf fuhren herum. Rhonin hob die Hand zum Angriff, aber Malfurion überraschte ihn, indem er seinen Arm festhielt.
»Nein!« Der Nachtelf setzte sich auf und betrachtete die Bäume. Dann nickte er und rief: »Brox! Kämpfe nicht gegen sie. Sie wollen dir nichts tun.«
»Nichts tun?«, grollte der Orc. »Sie wollen meine
Axt
!«
»Tu, was ich sage! Es sind Wächter.«
Der Krieger grunzte zögernd. Rhonin sah Malfurion an und erwartete eine Erklärung, erhielt aber keine. Stattdessen ließ der Nachtelf den Arm des Zauberers los und stand auf. Rhonin folgte ihm zu der Stelle, wo Brox kämpfte.
Sie fanden den Orc umgeben von seltsam aussehenden Bäumen. Äste hingen über ihm, und darin steckte Brox' Axt. Der Orc atmete schwer, sein Körper war immer noch angespannt. Er sah von seinen Begleitern zu seiner Axt und wieder zurück, schien zu überlegen, ob er am Stamm emporklettern sollte.
»Hab deine Stimme erkannt«, schnarrte er. »Hoffe, du hast Recht.«
»Habe ich.«
Der Zauberer und der Krieger sahen zu, wie Malfurion neben dem größten Baum stehen blieb und sagte: »Ich bedanke mich bei den Brüdern des Waldes, den Bewahrern der Natur. Ich weiß, dass ihr mich beschützt habt, bis meine Freunde mich finden konnten. Sie wollen euch nicht verletzen – es war ein Missverständnis.«
Die Blätter der Bäume raschelten, obwohl Rhonin keinen Wind spürte.
Der Nachtelf nickte und fuhr fort: »Wir werden euch nicht länger belästigen.«
Ein weiteres Rascheln, dann teilten die Äste sich und ließen Brox' Axt fallen.
Bevor sie den Boden berühren konnte, trat der Orc blitzschnell vor. Seine Hand fing die Axt am Griff auf. Anstelle die Waffe erneut gegen die Bäume zu schwingen, kniete er mit nach unten gerichteter Klinge nieder.
»Ich bitte um Vergebung.«
Erneut schüttelten sich die Kronen der großen Bäume. Malfurion legte eine Hand auf die breite Schulter des Orcs. »Sie verzeihen.«
»Kannst du wirklich mit ihnen reden?«, fragte Rhonin schließlich.
»Bis zu einem gewissen Grad.«
»Dann frage sie, wo wir sind.«
»Das habe ich bereits. Wir sind nicht sehr weit weg, aber weit genug. Um genau zu sein, haben wir ebenso viel Glück wie Pech.«
»Wie ist das zu verstehen?«
Der Nachtelf lächelte bedauernd. »Wir sind in der Nähe meines Dorfes.«
Das klang nach einer guten Nachricht für Rhonin, aber der Nachtelf schien das nicht so zu sehen. Das Gleiche traf auf Brox zu, der einen Fluch in seiner Sprache ausstieß.
»Was ist los? Was wisst ihr beiden?«
»Ich bin nahe diesem Dorf gefangen worden«, grollte der Krieger. »Sehr nahe …«
Rhonin dachte an seine eigene Gefangennahme und
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