WoW 06 - KdA 1 - Die Quelle der Ewigkeit
die Beleidigung und sah an dem Orc vorbei. »Ich meinte Malfurion. Er stand neben mir, als ich den Zauber wob. Er könnte ebenso wie du in ihn hineingeraten sein …«
»Geräusche.« Brox schüttelte seinen hässlichen Kopf. »Habe keinen Nachtelf gesehen. Und auch keine Feibestie.«
Der Mensch erschauderte. Er hoffte inständig, dass er den Dämon nicht ebenfalls mitgerissen hatte. »Irgendeine Idee, wo wir sein könnten?«
»Bäume … Wald.«
Rhonin hätte beinahe wütend auf diese nutzlose Antwort reagiert, doch dann machte er sich klar, dass auch er keine bessere hätte geben können. »Ich wollte da lang gehen«, sagte er und wies in eine Richtung, die er für Osten hielt. »Hast du einen besseren Vorschlag?«
»Wir könnten bis Sonnenaufgang warten. Man kann dann besser sehen, und die Nachtelfen mögen Helligkeit nicht sonderlich.«
Obwohl das Sinn machte, fühlte sich Rhonin nicht wohl bei dem Gedanken, auf den Tagesanbruch zu warten. Er sagte es seinem Begleiter. Brox überraschte ihn, indem er sich einverstanden erklärte, gleich aufzubrechen.
»Dann lass uns die Gegend erkunden, Zauberer.« Er hob die Schultern. »Deine Richtung ist so gut wie jede andere.«
Als sie losmarschierten, kam Rhonin ein Gedanke, den er unbedingt zur Sprache bringen musste. »Brox … wie bist du hierher gekommen? Nicht genau an diesen Ort – die Antwort kenne ich natürlich –, aber wie bist du
in dieses Reich
gelangt?«
Zuerst schwieg der Orc, doch dann erzählte er dem Zauberer bereitwillig, was geschehen war. Rhonin lauschte der Geschichte. Der erfahrene Krieger und sein glückloser Partner waren unmittelbar hinter ihm und Krasus gewesen und dabei ebenfalls in die Anomalie geraten.
»Weißt du,
was
uns verschlungen hat?«
Brox hob die Schultern. »Spruch eines Zauberers. Schlechter Spruch. Hat uns weit von Zuhause weg verschlagen.«
»Weiter als du ahnst.« Rhonin entschied, dass Brox ein Recht auf die Wahrheit hatte, auch wenn Krasus das vermutlich anders sah. Also erzählte er dem Orc, was geschehen war.
Zu seiner Überraschung akzeptierte Brox das Gehörte offenbar, ohne Zweifel zu äußern. Erst als Rhonin sich die Geschichte des Orc-Volkes in Erinnerung rief, verstand er den Grund dafür. Die Orcs waren einst schon einmal durch Zeit und Raum in eine andere Welt gereist. Ein Zauber, der jemanden in die Vergangenheit warf, unterschied sich wahrscheinlich nicht sonderlich davon.
»Können wir zurückkehren, Mensch?«
»Ich weiß es nicht.«
»Du hast es gesehen. Die Dämonen sind hier. Die Legion ist hier.«
»Das ist ihr erster Versuch, unsere Welt zu erobern. Jenseits von Dalaran kennt man diese Überlieferung nicht mehr.«
Brox verstärkte den Griff um seine Axt. »Dann werden wir kämpfen …«
»Nein … das geht nicht.« Rhonin weihte Brox in Krasus' Meinung ein.
Alles andere hatte der Orc widerspruchslos akzeptiert, doch warum er sich nicht in die Vergangenheit einmischen sollte, schien er nicht zu begreifen. Für ihn war die Angelegenheit klar: Hier gab es einen gefährlichen, hinterhältigen Feind, der alle, die ihm im Weg standen, abschlachtete. Nur Feiglinge und Narren würden so etwas zulassen, und das sagte Brox auch mehr als einmal.
»Wir könnten den Lauf der Geschichte verändern, wenn wir eingriffen«, beharrte der Zauberer, auch wenn sein Herz dem Orc beipflichtete.
Brox schnaufte. »Du hast gekämpft.«
Seine einfache Aussage warf Rhonins komplette Argumentation über den Haufen. Er hatte bereits gekämpft, ja, und damit seine Wahl getroffen.
Aber war es die Richtige? Die Vergangenheit war bereits verändert worden, nur – wie stark?
Sie gingen schweigend weiter. Rhonin kämpfte mit seinen persönlichen Dämonen, während Brox vorsichtig nach realen Ausschau hielt. Sie fanden keinen Hinweis auf den Ort, an dem sie gestrandet waren. Nach einer Weile zog Rhonin in Erwägung, sich auf die Lichtung zu konzentrieren und sie beide dorthin zurückzubefördern. Dann erinnerte er sich jedoch an die Feibestie und das, was sie ihm beinahe angetan hätte.
Die Bäume standen jetzt dichter und bildeten einen richtigen Wald. Rhonin fluchte lautlos, denn die von ihm gewählte Richtung schien sich als Fehlschlag zu entpuppen. Brox äußerte seine diesbezügliche Meinung nicht, sondern schlug nur geübt mit seiner verzauberten Axt auf das Geäst und Gestrüpp ein, wenn der Pfad zu schmal wurde. Auch Knochen hätten der Klinge wenig Widerstand geleistet.
Der Mond verschwand hinter den
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