WoW 06 - KdA 1 - Die Quelle der Ewigkeit
Der Nachtelf wich klugerweise zurück, während er immer noch fest den Stummel seiner Waffe umklammerte.
Der Orc stürzte sich in die Lücke, die durch den Rückzug entstanden war, und versuchte, an seinen Angreifern vorbei zu schlüpfen. Einige der Nachtelfen machten durchaus nicht den Eindruck, als wären sie begeistert von dem Gedanken, ihn verfolgen zu müssen, und das hob Brox' Laune erheblich. Sein eigenes Ehrgefühl sträubte sich gegen die Flucht, aber Thralls Stolz auf den von ihm ausgewählten Krieger hielt Brox davon ab, umzukehren und sich einem törichten letzten Kampf zu stellen. Er würde seinen Häuptling nicht enttäuschen.
Doch gerade als das Entkommen möglich schien, tauchte ein weiterer Nachtelf vor ihm auf. Der neue Mann war in leuchtende Gewänder aus hellem Grün gekleidet, und goldene und rote Sterne sprenkelten seine Brust. Eine Kapuze verbarg den größten Teil des langen, schmalen Gesichts, aber er schien keine Furcht vor dem riesigen, bulligen Orc zu haben, der auf ihn zustürmte.
Brox schwang seine Axt und schrie. Er versuchte, dem Nachtelf Angst einzujagen und ihn zu vertreiben.
Ruhig hob der Nachtelf eine Hand auf Brusthöhe. Der Zeige- und der Mittelfinger wiesen in den mondhellen Himmel.
Als der Orc erkannte, dass hier ein Zauber gewoben wurde, war es bereits zu spät.
Zu seinem Erstaunen fiel eine kreisförmige Scheibe des Mondes vom Himmel und senkte sich auf Brox wie eine weiche, neblige Decke. Als sie ihn einhüllte, wurden seine Arme schwer, seine Beine schwach. Er musste kämpfen, um seine Augenlider offen zu halten.
Die Axt entglitt seinem schlaffen Griff, und Brox sank auf die Knie. Durch den silbrigen Dunst sah er jetzt andere, ähnlich gekleidete Nachtelfen, die ihn umzingelten. Die ebenfalls unter Kutten und Kapuzen verborgenen Gestalten standen ruhig und sahen zu, wie der Zauber seine Arbeit tat.
Eine Welle der Wut brandete in Brox' Brust auf. Mit einem leisen Knurren gelang es ihm, sich auf die Beine zu kämpfen. Dies war nicht der ruhmreiche Tod, den er sich erhofft hatte! Die Nachtelfen wollten, dass er wie ein hilfloses Kind zu ihren Füßen niedersank! Das würde er nicht tun!
Zitternden Fingern gelang es, wieder die Axt zu packen. Zu seiner Freude bemerkte er, wie ein paar der Kapuzenmänner erschraken. Einen solchen Widerstand hatten sie nicht erwartet.
Aber als er versuchte, seine Waffe zu heben, senkte sich ein weiterer silbriger Schleier über ihn. Alle Kraft, die Brox gerade noch hatte sammeln können, schwand dahin. Als die Axt dieses Mal fiel, wusste er, dass er nicht mehr in der Lage sein würde, sie neuerlich aufzuheben.
Der Orc tat einen letzten wackligen Schritt, dann fiel er nach vorn. Selbst jetzt noch versuchte Brox, auf seine Feinde zuzukriechen. Er war entschlossen, ihnen den Sieg nicht zu leicht zu machen.
Ein dritter Schleier legte sich über ihn … und Brox wurde von Schwärze umfangen.
Drei Nächte … drei lange Nächte, und noch immer zeitigen unsere Bemühungen kein Ergebnis …
Xavius war unzufrieden.
Drei der Hochgeborenen traten zurück von ihrem Zauberwerk und wurde sofort durch jene ersetzt, die ihre Kräfte durch ein wenig dringend benötigten Schlaf wieder hatten auffrischen können. Xavius' künstliche schwarze Augen wandten sich den dreien zu, die ihre Schicht gerade beendet hatten. Einer von ihnen bemerkte sein dunkles Starren und zuckte zusammen. Die Hochgeborenen mochten die Höchsten der Diener Azsharas sein, aber Lord Xavius war der Höchste – und Gefährlichste – der Hochgeborenen.
»Morgen Nacht … morgen Nacht erhöhen wir das Energiefeld um das Zehnfache«, erklärte er, und die roten Streifen in seinen Augen loderten auf.
Unfähig, sich seinem Blick zu stellen, brachte einer der anderen Hochgeborenen trotzdem den Mut auf zu sagen: »Mit allem gebührenden Respekt, Lord Xavius, aber damit riskieren wir zu viel! Solch eine zusätzliche Energieerhöhung könnte alles gefährden, was wir bereits erreicht haben.«
»Und was haben wir erreicht, Peroth'arn?« Xavius hohe Gestalt ragte bedrohlich über den anderen in Roben gekleideten Männern auf, und sein Schatten schien sich in dem wahnwitzigen Licht des Zaubers nach eigenem Willen zu bewegen. »Was
haben
wir erreicht?«
»Nun, wir gebieten über eine größere Macht als Nachtelfen je zuvor in ihren Händen gehalten haben.«
Xavius nickte. Dann runzelte er die Stirn. »Ja, und mit dieser Macht können wir ein Insekt mit einem Hammer zerquetschen,
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