WoW 06 - KdA 1 - Die Quelle der Ewigkeit
tatsächlich, auch über ihre arroganten Hochgeborenen.
Malfurion versuchte, zu seiner normalen Routine zurückzukehren, und hoffte, dass sie ihm helfen würde, seine Sorgen zu vergessen. Es gab nur drei Räume in seinem Haus, ein weiteres Beispiel für die Einfachheit seines Lebens im Vergleich zu jenem seiner Landsleute. In der einen Stube befanden sich sein Bett und die Handvoll Bücher und Schriftrollen über die Natur und seine gegenwärtigen Studien, die er gesammelt hatte. In einem anderen Raum, der nach hinten hinaus lag, standen der Speiseschrank und ein kleiner, einfacher Tisch, auf dem er sein Essen zubereitete.
Malfurion betrachtete diese beiden Räume eigentlich nur als pure Notwendigkeit. Der dritte, der Gemeinschaftsraum, war ihm stets sein liebster Aufenthalt gewesen. Hier, wo das Licht des Mondes nachts hell schien und man die glitzernden Wasser der Fälle erkennen konnte, saß er im Zentrum und meditierte.
Hier, bei einem Schluck des Honigweins, den sein Volk so liebte, ging er seine Arbeiten durch und versuchte die Dinge zu verstehen, die Cenarius ihn lehrte. Hier, an dem niedrigen Elfenbeintisch, auf dem ein Mahl ausgebreitet werden konnte, traf er sich auch mit Tyrande und Illidan.
Doch heute Abend waren keine Tyrande und kein Illidan anwesend. Tyrande war in den Tempel der Elune zurückgekehrt, um ihre eigenen Studien fortzusetzen, und Malfurions Zwillingsbruder zog jetzt den wilden Lärm des städtischen Lebens von Suramar der Stille des Waldes vor – ein weiteres Zeichen dafür, dass sie einander immer unähnlicher wurden.
Malfurion lehnte sich zurück, und sein Gesicht leuchtete im Licht des Mondes. Er schloss die Augen, um nachzudenken und hoffte, seine Nerven beruhigen zu können …
Doch kaum waren seine Lider herab gesunken, als etwas Großes durch das Mondlicht rannte und Malfurion für einen kurzen Moment in die totale Finsternis seines Schattens hüllte.
Die Augen des Nachtelfen sprangen gerade noch rechtzeitig auf, um einen Blick auf eine riesige, beunruhigende Gestalt zu erhaschen. Malfurion sprang sofort an die Tür und schwang sie auf.
Doch zu seiner Überraschung traf sein gespannter Blick nur die rauschenden Wasser der nahegelegenen Fälle.
Er trat nach draußen, spähte forschend umher. Sicher konnte sich eine Kreatur, die dermaßen groß war, nicht so schnell bewegen. Die stierartigen Tauren und bärenartigen Furbolgs waren ihm nicht unbekannt, doch während sie es an Größe mit dem seltsamen Schatten hätten aufnehmen können, waren diese beiden Arten nicht für ihre Flinkheit bekannt. Ein paar Zweige raschelten im Wind, und ein Nachtvogel sang irgendwo in der Ferne, aber Malfurion konnte keine Spur des seltsamen Eindringlings erkennen.
Es waren wohl nur deine Nerven, die dir einen Streich gespielt haben
, schalt er sich schließlich selbst.
Nur deine eigene Verunsicherung.
Als er in das Haus zurückkehrte, setzte sich Malfurion wieder nieder, und sein Geist war bereits in den Irrgarten seiner Sorgen zurückgekehrt. Im Unterschied zu dem Phantom seines Eindringlings war er sich sicher, dass er sich nichts von dem eingebildet, dass er nichts missverstanden hatte, was Palast und Quelle betraf. Irgendwie musste Malfurion mehr erfahren, mehr als der Grüne Traum ihm im Augenblick enthüllen konnte.
Und er hatte das Gefühl, dass er dies sehr, sehr bald würde in Angriff nehmen müssen.
Er wäre beinahe geschnappt worden. Wie ein Kind, das kaum laufen kann, wäre er fast in die Arme der Kreatur gestolpert. Kaum eine würdige Demonstration der überlegenen Fähigkeiten, für die die Kriegerveteranen der Orcs bekannt waren.
Brox hatte sich keine Sorgen gemacht, sich nicht angemessen verteidigen zu können, wenn die Kreatur ihn angriff, doch jetzt war nicht die Zeit, sich seinen eigenen Wunsch nach einem ruhmreichen Ende zu erfüllen. Außerdem deutete das Wenige, was er von der einsamen Gestalt gesehen hatte, nicht gerade auf einen ebenbürtigen Gegner hin. Groß, aber zu dürr, zu ungeschützt. Menschen waren viel interessantere und würdigere Gegner …
Nicht zum ersten Mal schmerzte sein Schädel. Brox legte eine Hand an die Schläfe und kämpfte gegen das dunkle Pochen an. Tosende Verwirrung herrschte in seinem Geist. Was mit ihm in den letzten Stunden geschehen war, konnte der Orc noch immer nicht mit absoluter Sicherheit sagen. Statt Gaskais Schicksal zu teilen und in Stücke gerissen zu werden, wie er es erwartet hatte, war er in den Wahnsinn
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