WoW 07 - KdA 2 - Die Dämonenseele
erkannte benommen, dass er nicht mehr auf seinem Nachtsäbler saß und fragte sich, was mit dem Tier geschehen war. Tyrande zog ihn vorsichtig auf ihr eigenes Reittier. Mit überraschender Stärke richtete sie ihn vor sich auf, dann setzte sie die große Raubkatze in Bewegung.
Malfurions Herz raste, als er vom Rücken des Nachtsäblers auf die Katastrophe blickte, die sich um ihn herum abspielte. Hunderte Soldaten trotteten über das hügelige Land, wurden weit im Hintergrund von Dämonen verfolgt. Immer wieder stiegen Flammen zwischen den Streitmächten auf, und hier und da hörte man eine magische Explosion und laute Schreie. Er wusste nicht, ob sie von Nachtelfen oder Dämonen stammten. Malfurion sah auch Lord Ravencrests persönliches Banner im Wind flattern. Den Adeligen selbst entdeckte er nicht.
Gesichter strichen an ihm vorbei, während der Nachtsäbler ihn und Tyrande in Sicherheit brachte. Die Soldaten blickten nicht mehr siegessicher zum Horizont, sondern geschockt und ernüchtert. Sie hatten erkannt, dass sie ihren Kampf vielleicht verlieren würden.
Er musste bei dem Anblick gestöhnt haben, denn Tyrande beugte sich vor und flüsterte: »Hab keine Angst, Malfurion. Ich werde mich um deine Wunden kümmern, sobald wir Zeit dafür haben.«
Der Druide drehte sich und betrachtete ihr Gesicht, das von ihrem Kriegshelm fast vollständig verdeckt wurde. Der Rest war dreckverschmiert – und blutig. Doch Tyrande bewegte sich mit solcher Entschlossenheit, dass das Blut nicht von ihr stammen konnte. Ihm wurde klar, dass sie vermutlich näher an der Front gewesen war als er. Dabei war sie ihm stets so sanft erschienen, selbst in eine Rüstung gehüllt.
»Tyrande!«, stieß er schließlich hervor. »Die anderen?«
»Ich habe Broxigar, die Magier und deinen Bruder gesehen, ebenso den ernsthaften Captain Shadowsong, der sie wie ein Hirte bewacht.« Sie lächelte bei dem Gedanken.
»Ravencrest?«
»Er ist immer noch Herr über Black Rook.«
Also hatten die stärksten Teile der Streitmacht trotz sonst herber Verluste überlebt. Allerdings hatten weder Ravencrest, noch die Zauberer die Katastrophe verhindern können.
»Tyrande ...«
»Sei still, Malfurion. Es ist bemerkenswert, dass du überhaupt sprechen kannst, nach allem, was dir zugestoßen ist.«
Er wusste, dass Archimonde ihn auf geistiger Ebene schwer getroffen hatte, aber er verstand nicht, wieso sie das wusste.
Die Priesterin schloss ihn in ihre Arme. Er genoss die Berührung, aber nicht die Sorge, die er darin spürte.
»Elune muss dich wahrhaft beschützt haben! So viele in deiner Nähe wurden zerrissen, sogar dein eigenes Reittier wurde bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt – aber du hast kaum einen Kratzer davongetragen.«
Zerrissen… sein Reittier verstümmelt… was war in seiner Umgebung geschehen? Wieso hatte er das Massaker nicht bemerkt? Wie hatte er den magischen Angriff überlebt? Der Gedanke an das Grauen, das sich unbemerkt von ihm abgespielt hatte, ließ ihn erschaudern.
Malfurion kannte die Antworten auf diese Fragen nicht, aber eines wusste er: Er hatte den Angriff eines Erzdämons überlebt. Auf der einen Seite konnte er für dieses Wunder dankbar sein, auf der anderen hatte Archimonde ihn jetzt zu seinem persönlichen Feind erklärt. Sie würden sich also Wiedersehen, so viel stand fest.
Und wenn dies geschah, würde der Dämonenlord wohl dafür sorgen, dass Malfurion nicht noch einmal flüchten konnte.
Sieben
Pero'tharn trat gebückt in sein Privatquartier. Endlich fand er ein wenig Zeit, um sich von seiner Arbeit am Portal zu erholen. Bevor Archimonde das Kommando über die Dämonenarmee übernahm, hatte er einen genauen Plan aufgestellt, nach dem das Portal schrittweise geöffnet werden sollte. Mannoroth hatte die hochwohlgeborenen Zauberer förmlich zur Arbeit geprügelt, aber Archimonde hatte erkannt, dass die Nachtelfen nicht lange genug überleben würden, wenn er ihnen keine Zeit zum Essen und Schlafen ließ. Sie arbeiteten zwar auch jetzt noch sehr hart, aber durch die Pausen zeigten sich Erfolge, die es selbst unter Lord Xavius nicht gegeben hatte.
Als Pero'tharn an seinen ehemaligen Herrn dachte, blickte er instinktiv über die Schulter. Das Zimmer – eine kleine Kammer, in der nur ein Holzbett, ein Tisch und eine Öllampe standen – war voller Schatten, die den Zauberer an das Ding erinnerten, das hinter dem ruhmreichen Archimonde aus dem Portal getreten war. Dass diese zweibeinige Bestie einmal
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