WoW 07 - KdA 2 - Die Dämonenseele
Nachtelf. Seine Kleidung ließ darauf schließen, dass er in der Stadt gelebt hatte. Er regte sich nicht. Der Anblick erleichterte und bedrückte den Orc gleichermaßen.
»Du verstehst, was ich damit sagen will, nicht wahr, Brox?«
Der Orc verstand es. Jeder, der den letzten Krieg gegen die Brennende Legion und das schreckliche Nachspiel überlebt hatte, hätte es verstanden. In ihrer Zeit hatten alle die Horrorgeschichten über die Pestländer und die untoten Horden, die sie durchstreiften, gehört. Viele hatten miterleben müssen, wie Freunde und Familienangehörige von den Toten auferstanden und von ihnen angegriffen worden waren.
Die Untoten-Geißel hielt die Welt in ihren Klauen, wollte sie in ein riesiges Pestland verwandeln. Quel'Thalas war beinahe verloren, viele Gegenden Lordaerons ebenfalls. Die Untoten durchstreiften fast alle Länder.
Hier, in tiefster Vergangenheit, waren Rhonin und Brox gerade den ersten Anzeichen der Geburt dieser Geißel begegnet… und trotz ihres kleinen Sieges wussten sie, dass sie diesen Teil der Zukunft nicht mehr würden ändern können.
Fünfzehn
Die Stimme in Illidans Kopf flüsterte Dinge, die er anfangs für undenkbar hielt. Ja, er war eifersüchtig auf seinen Bruder, aber er würde ihm trotzdem niemals ein Leid zufügen. Eher hätte er sich den eigenen Arm abgeschlagen.
Und doch… der Gedanke hatte auch etwas Tröstliches, bot er ihm doch eine Möglichkeit, den Verlust von Tyrande in gewisser Weise wettzumachen. Im tiefsten Inneren glaubte Illidan nämlich immer noch, dass die Priesterin erkennen würde, wie weit er seinem Bruder überlegen war.
Der dichte Nebel, der sich von Zin-Azshari ausdehnte, hob nicht gerade seine Laune. Lord Ravencrest, auf den er in diesem Moment zuging, wirkte ebenfalls unzufrieden. Dazu hatte er auch allen Grund, denn trotz der Fortschritte, die sie errungen hatten, waren Malfurion und Krasus immer noch verschwunden. Und auch Rhonin war noch nicht von der Mission zurückgekehrt, an der er unbedingt hatte teilnehmen wollen. Illidan war davon überzeugt, dass die Nachtelfen ohne die anderen Zauberer überleben konnten. Aber wenigstens den Mensch wünschte er sich zurück. Rhonin war der Einzige, der ihm noch etwas beibringen konnte.
Illidan verbeugte sich tief vor seinem Herrn. »Milord.«
»Erhebe dich, Zauberer. Du musst für deine Männer und dich selbst die Vorbereitungen zum Aufbruch treffen.«
»Aber Meister Rhonin…«
»Ist vor wenigen Minuten zurückgekehrt und hat mir Bericht erstattet. Seine Schilderungen haben mich davon überzeugt, dass wir sofort aufbrechen sollten. Wir müssen endlich die Dämonen vernichten und die Hauptstadt wieder einnehmen.«
Illidan hatte die Rückkehr des Magiers nicht gespürt. Das überraschte ihn. Er richtete sich auf und sagte: »Wir werden bereit sein.«
Er wollte sich abwenden, aber Ravencrest schüttelte den Kopf. »Ich habe dich noch aus einem anderen Grund zu mir befohlen. Du sollst erfahren, was der Magier entdeckt hat, doch das ist nur für deine Ohren bestimmt.«
Stolz stieg in Illidan auf. »Ich werde niemandem davon erzählen, Milord, auch nicht der Mondgarde.«
»Zumindest, bis ich dir einen entsprechenden Befehl erteile. Nun höre, was Meister Rhonin zu berichten hatte… und denke gut darüber nach, wenn du das vermagst.«
Der Herr von Black Rook Hold erzählte von den schrecklichen Dingen, die Rhonin und seinem Trupp widerfahren waren. Der Zauberer hörte zuerst ungläubig, dann mit wachsendem Staunen zu. Allerdings reagierte er nicht mit dem Entsetzen, das Lord Ravencrest erwartet hatte. Stattdessen bewunderte Illidan zum ersten Mal die Verwegenheit der Dämonen.
»Das hätte ich nie für möglich gehalten«, sagte er, als der Adlige seinen Bericht beendet hatte. »Wie gut müssen sie die magischen Künste beherrschen.«
»Ja«, antwortete Lord Ravencrest. Er bemerkte Illidans morbide Faszination nicht. »Ihre dunklen und tödlichen Künste. Die dämonische Bedrohung ist damit noch einmal gestiegen. Selbst ihnen hätte ich eine so schreckliche Tat nicht zugetraut.«
Illidan sah das etwas anders. Die Hexenmeister der Dämonen waren so gut, dass ihre Phantasie keine Grenzen kannte. Sie schöpften ihre Fähigkeiten zur Gänze aus und taten alles, um ihr Ziel zu erreichen. Das Ziel an sich war nicht bewundernswert, die Leistungen der Zauberkundigen waren es durchaus.
»Ich wünschte, wir könnten einen Eredar gefangen nehmen«, murmelte er. Der Zauberer hoffte,
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