WoW 09 - Arthas-Aufstieg des Lichkönigs
Hörweite kam, hörte sie etwas, was sie wild Lächeln ließ.
»Diese Waldläuferfrau macht mich langsam richtig böse!«
Und sie wird dich weiter ärgern. Ärgern wird sie dich wie der Spatz den Falken. Der Elrendar teilt den Immersangwald und du wirst so schnell keine Überquerungsmöglichkeit für deine monströsen Kriegsmaschinen finden.
Sie wusste, dass dies alles nur hinauszögerte, ihnen eine zusätzliche Frist verschaffte, mehr nicht. Doch wenn die Armee lange genug aufgehalten werden konnte, konnten sie vielleicht einen Boten durch ihre Reihen schleusen.
Sorge durchdrang ihren Geist. Arthas hatte extrem zuversichtlich gewirkt, die Magie der Elfentore überwinden zu können. Er hatte bereits einiges Wissen besessen, als er das erste Elfentor zerstört hatte. Natürlich war das erste magisch auch nicht so gut geschützt wie das zweite. Und so, wie sie ihn einschätzte, schien er im Allgemeinen sehr arrogant zu sein.
Und dennoch – war es möglich, dass er durchbrach? Die nagende Unsicherheit, die sie dazu getrieben hatte, Tel'kors Nachricht an die Magier eine abschließende Warnung zuzufügen, begann wieder in ihr zu rumoren.
Kannte Arthas den Schlüssel?
KAPITEL NEUNZEHN
Der Verräter, ein Zauberer namens Dar'Khan Drathir, hätte die Dinge vereinfachen sollen. Und bis zu einem gewissen Grad hatte er das auch. Ansonsten hätte Arthas niemals von dem Schlüssel der drei Monde erfahren, einem magischen Gegenstand, der in drei einzelne Mondkristalle zerteilt worden war. Sie ruhten in schwer bewachten Verstecken, die über Quel'Thalas verstreut lagen.
Jeder Tempel war auf dem Schnittpunkt von Leylinien errichtet, ähnlich wie der Sonnenbrunnen selbst. Das hatte der bestechliche Elf, der so bereitwillig sein Volk verraten hatte, Arthas berichtet. Die Leylinien waren wie die Blutadern der Erde. Nur transportierten sie statt des roten Saftes Magie. Derart verbunden, erschufen die Kristalle ein Energiefeld, das als Ban'dinoriel – Torwächter bekannt war.
Arthas musste nur diese Orte finden, An'telas, An'daroth und An'owyn, die Wachen töten und die Mondkristalle in seinen Besitz bringen.
Doch die bei aller Anmut überraschend kampferprobten Elfen stellten eine Herausforderung dar.
Arthas saß auf Invincible, fingerte untätig an Frostgram und überlegte, wie es möglich war, dass eine derart zerbrechlich wirkende Rasse sich seiner Armee entgegenstellen konnte. Denn jetzt war es wirklich eine Armee – viele Hundert Soldaten, allesamt bereits tot und deshalb viel schwerer zu besiegen.
Der schlaue Trick des Waldläufergenerals, die Brücke in die Luft zu sprengen, hatte Arthas tatsächlich wertvolle Zeit gekostet. Der Fluss verlief quer durch Quel'Thalas, bis er an den Fuß mehrerer Hügel im Osten stieß. Allesamt Vorberge, die das Vorankommen der Kriegsmaschinen ebenso behinderten wie das Wasser.
Es hatte eine Weile gedauert, aber schließlich hatte er den Fluss doch überquert. Während er über einer Lösung brütete, hatte irgendetwas in seinem Hinterkopf gezwickt, ein Kribbeln, das er nicht zuordnen konnte.
Verärgert hatte er das seltsame Gefühl verdrängt und einigen seiner loyalen Soldaten befohlen, eine Brücke zu bauen. Eine Brücke, die aus verfaulendem Fleisch bestand.
Dutzende Untote wateten in den Fluss und legten sich dort einfach hin. So bildeten sie Schicht auf Schicht, bis es genug waren, damit die Fleischwagen und Katapulte über sie hinwegfahren konnten.
Einige der Untoten waren danach nicht mehr zu gebrauchen. Die Knochen in ihren Körpern waren zermalmt, ihre Gliedmaßen zerfetzt, hatten jeden Zusammenhalt verloren. Diese Toten entließ Arthas fast schon sanft aus der Kontrolle und gewährte ihnen den endgültigen Tod. Der letzte Nutzen, den sie für ihn hatten, bestand darin, dass ihr verwesendes Fleisch das Flusswasser verseuchen würde – eine zusätzliche Waffe.
Er selbst setzte natürlich mühelos über. Invincible sprang ohne zu zögern ins Wasser und Arthas erinnerte sich unwillkürlich an den fatalen Sprung mitten im Winter, als Invincible, über vereisten Fels rutschend, gehorsam dem Willen seines Herrn gefolgt war.
Die Erinnerung kam unerwartet und einen Moment lang konnte er vor Schmerz nicht mehr atmen. Tiefe Schuld überkam ihn.
Es war so schnell vorbei, wie es gekommen war. Alles war jetzt besser. Er war nicht mehr länger ein emotional gestörtes Kind, von Schuld und Scham durchdrungen, das im Schnee weinte, als es das Schwert hob, um es durch
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