WoW 09 - Arthas-Aufstieg des Lichkönigs
das Herz seines treuen Freundes zu stoßen. Nein, auch Invincible war kein lebendiges Tier mehr, das von so etwas verletzt werden konnte. Sie beide waren jetzt mächtiger. Stärker. Invincible würde für immer existieren, seinem Herrn dienen, wie er es immer getan hatte. Er würde keinen Durst kennen, keinen Schmerz, Hunger oder Erschöpfung. Und er, Arthas, würde sich das nehmen, was er wollte, und zwar wann immer er es wollte. Es gab keine stumme Missbilligung seines Vaters mehr, keine Schelte des viel zu frommen Uther. Keine merkwürdigen Blicke mehr von Jaina, ihre Stirn gefurcht in diesem tödlichen Ausdruck von...
Jaina...
Arthas schüttelte den Kopf. Jaina hatte ihre Chance gehabt, sich ihm anzuschließen. Sie hatte sie zurückgewiesen. Ihn abgelehnt, obwohl sie geschworen hatte, dass sie das niemals tun würde. Er schuldete ihr nichts. Nur der Lichkönig befehligte ihn nun.
Der plötzliche Gedankensprung beruhigte ihn. Und Arthas lächelte und tätschelte den hervorstehenden Rückenwirbel des untoten Tieres. Wie zur Antwort warf es seinen knochigen Schädel hoch. Natürlich hatte die schöne und willensstarke Waldläuferin ihn beunruhigt und dazu gebracht, seinen selbst gewählten Pfad zu hinterfragen. Auch sie hatte ihre Chance vergeben. Arthas war aus einem Grund hier und der lautete, Quel'Thalas und seine Bevölkerung auszulöschen. Hätte sie sich ihm nicht entgegengestellt, hätte er davon abgesehen. Ihre scharfe Zunge und ihr aufsässiges Gehabe hatten den Untergang ihres Volkes besiegelt, nicht er.
Das Wasser drang durch die Verbindungsstücke in die Rüstung hinein und sein Hemd und die Schutzkleidung, die er darunter trug, wurden nass und kalt. Doch Arthas spürte es nicht. Einen Augenblick später trabte Invincible weiter und kletterte am gegenüberliegenden Ufer aus dem Fluss heraus. Der letzte der Fleischwagen rumpelte ebenfalls ans Ufer und die noch kampffähigen Leichen arbeiteten sich an Land. Der Rest blieb liegen, wo er gefallen war, das einst kristallklare Wasser floss über sie und um sie herum.
»Vorwärts«, sagte der Todesritter.
Die Waldläufer hatten sich nach Morgenluft zurückgezogen. Nachdem der Schock vorbei war, taten die Bürger alles, was in ihrer Macht stand, um zu helfen. Das reichte vom Versorgen der Verwundeten bis hin zur Ausstattung mit Waffen und was sie sonst noch tun konnten. Sylvanas befahl denen, die nicht kämpfen konnten, sich so schnell wie möglich nach Silbermond zu retten.
»Nimm nichts mit«, sagte sie einer Frau, die nickte und dennoch eine Treppe ersteigen wollte.
»Aber unsere Räume oben haben...«
Sylvanas wirbelte herum, ihre Augen glühten. »Hast du nicht verstanden?
Die Toten kommen!
Sie werden nicht müde, sie werden nicht langsamer, sie nehmen unsere Gefallenen und verleiben sie ihrer Armee ein. Nimm deine Familie und geh!«
Die Frau schien vor der Antwort des Waldläufergenerals zurückzuweichen. Doch sie gehorchte und verlor nur ein paar Minuten, um ihre Familie zusammenzurufen, bevor sie die Straße hinunter in Richtung der Hauptstadt lief.
Arthas konnte nicht lange aufgehalten werden. Sylvanas warf einen abschätzenden Blick über die Verwundeten. Keiner von ihnen durfte hierbleiben. Auch sie mussten nach Silbermond evakuiert werden. Von den Gesunden, so wenige es auch sein mochten, musste sie noch mehr verlangen. Vielleicht alles, was sie geben konnten. Sie alle hatten, wie Sylvanas selbst auch, geschworen, ihr Volk zu verteidigen.
Heute war der Tag der Abrechnung.
Ein Turm lag in der Nähe, zwischen Elrendar und Silbermond. Irgendwie war sie sich sicher, dass Arthas daran vorbeikommen musste, auf seinem Weg, das Land mit der violettschwarzen Narbe zu verderben. Der Turm wäre ein guter Ort, um eine Verteidigungslinie zu errichten. Die Aufgänge waren schmal und verhinderten den Ansturm der Untoten, der zuvor so katastrophal verlaufen war. Und es gab mehrere Ebenen, die zu dem Gebäude führten, alle offen. Sie und ihre Bogenschützen konnten großen Schaden anrichten, bevor sie...
Sylvanas Windläufer, Waldläufergeneral von Silbermond, atmete tief ein, spritzte Wasser auf ihr erhitztes Gesicht und trank einen tiefen Schluck der erfrischenden Flüssigkeit. Dann erhob sie sich, um die Unverletzten und kampffähigen Verwundeten auf das Gefecht vorzubereiten, das ohne Zweifel ihre letzte Schlacht sein würde.
Sie kamen beinahe schon zu spät.
Während die Waldläufer auf den Turm zumarschierten, der ihre Bastion
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