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WoW 09 - Arthas-Aufstieg des Lichkönigs

WoW 09 - Arthas-Aufstieg des Lichkönigs

Titel: WoW 09 - Arthas-Aufstieg des Lichkönigs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christie Golden
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Prachtmeer nicht mochte – düster, stürmisch und bitterkalt. Während die Seewinde in den heilten Sommermonaten immer erfrischende Kühle nach Theramore brachten, drang der kalte Wind, der jetzt die Stadt erreicht hatte, bis tief in die Knochen ein. Außerdem regnete es auch noch. Die See war heftig aufgewühlt, der Himmel grau und bedrohlich. Und es gab keine Anzeichen von Besserung.
    Draußen verwandelte sich das Übungsgelände in Matsch, Reisende suchten Schutz in den Gasthöfen und Doktor van Howzen musste darauf achten, dass sich die Verletzten, die er behandelte, nicht auch noch erkälteten. Jainas Wachen standen ohne Murren inmitten des Wolkenbruchs; fraglos fühlten sie sich schlecht.
    Jaina befahl einem ihrer Diener, den Tee, den sie gerade für sich aufgebrüht hatte, den Wachen zu bringen, die ihren Dienst so tapfer ertrugen. Sie selbst konnte warten, bis auch sie von dem wohltuenden, dampfenden Gebräu etwas abbekam.
    Ein Blitz zuckte und es donnerte. Jaina, die gemütlich in ihrem Turm saß, umgeben von den Büchern und Papieren, die sie so liebte, zitterte und zog ihren Umhang enger um sich. Dann wandte sie sich zu jemandem um, dem zweifellos noch unbehaglicher zumute war.
    Magna Aegwynn, die ehemalige Wächterin von Tirisfal, Mutter des großen Magiers Medivh und einst mächtigste Frau der Welt, saß auf ihrem Stuhl, der nah am Feuer stand, und nippte an ihrem Tee. Ihre knorrigen Hände schlossen sich um den Becher und suchten die Wärme. Ihr langes Haar, weiß wie frisch gefallener Schnee, hing offen auf ihre Schultern herab. Sie blickte auf, als Jaina eintrat und ihr gegenüber Platz nahm. Ihren smaragdgrünen Augen entging nichts.
    »Du denkst an ihn.«
    Jaina blickte finster ins Feuer und versuchte, sich von den tanzenden Flammen ablenken zu lassen. »Ich wusste gar nicht, dass man als Wächterin auch Gedanken lesen kann.«
    »Gedanken? Pah. Das lese ich in deinem Gesicht. Und deine Körperhaltung verrät dich vollends, Kind. Diese Stirnfalte bekommst du nur, wenn du über etwas nachdenkst. Außerdem bist du immer in dieser Stimmung, wenn das Wetter umschlägt.«
    Jaina fühlte einen Kälteschauer. »Kann man mich wirklich so leicht durchschauen?«
    Aegwynns harte Gesichtszüge wurden weicher und sie strich über Jainas Kopf. »Nun, ich hatte tausend Jahre Zeit, um zu üben. Ich durchschaue die Menschen ein wenig leichter als andere.«
    Jaina seufzte. »Es stimmt. Wenn es kalt wird, denke ich oft an ihn. An alles, was geschehen ist. Dann überlege ich, ob ich irgendetwas hätte tun können.«
    Aegwynn seufzte. »Tausend Jahre bin ich alt, doch ich glaube, ich war noch niemals richtig verliebt. Ich musste mich um zu vieles andere kümmern. Aber wenn es dir ein Trost ist – ich habe auch an ihn gedacht.«
    Jaina blinzelte, überrascht und beunruhigt von dieser Bemerkung. »Du hast an Arthas gedacht?«
    Die ehemalige Wächterin sah sie an. »Der Lichkönig und Arthas sind nicht dasselbe. Nicht mehr.«
    »Daran musst du mich nicht erinnern«, sagte Jaina, einen Tick zu scharf. »Warum hast du...«
    »Spürst du es nicht?
    Langsam nickte Jaina. Sie hatte versucht, es auf das Wetter und die Anspannung zu schieben, die immer dann schlimm wurde, wenn es so feucht und ungemütlich war. Doch Aegwynn schien zu glauben, dass mehr dahintersteckte, und Jaina Prachtmeer, dreißig Jahre alt, Herrscherin über Theramore, wusste, dass die alte Frau recht hatte.
    Alte Frau.
Ein Lächeln blitzte über ihre Lippen. Ihre eigene Jugendzeit lag auch schon ein Weilchen zurück. Eine Jugend, in der Arthas Menethil eine bedeutende Rolle gespielt hatte.
    »Erzähl mir von ihm«, sagte Aegwynn und lehnte sich im Stuhl zurück. In diesem Augenblick trat einer der Diener mit einem dampfenden Becher Tee und frisch aus dem Ofen kommenden Keksen ein. Jaina nahm beides dankbar an.
    »Ich habe dir schon alles gesagt.«
    »Nein«, gab Aegwynn zurück. »Du hast mir nur die Fakten genannt. Ich möchte, dass du mir von
ihm
erzählst. Von Arthas Menethil. Denn, was auch immer dort oben in Nordend vor sich geht – und ja, ich glaube,
dass
dort etwas geschieht –, hat mit Arthas zu tun, nicht mit dem Lichkönig. Zumindest noch nicht.« Die Falten im Gesicht der alten Frau verzogen sich zu einem verschmitzten Lächeln und ein mädchenhaftes Glitzern erfüllte ihre smaragdgrünen Augen: »Außerdem ist es ein kalter, regnerischer Tag, wie für Geschichten gemacht.«
     
     

KAPITEL SECHS
     
    Jaina Prachtmeer summte leise vor sich

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