WoW 09 - Arthas-Aufstieg des Lichkönigs
nicht wollte, hörte Arthas zu. »Dieses Land ist verloren! Der Schatten hat sich bereits gesenkt und nichts, was Ihr tut, kann daran etwas ändern. Wenn Ihr Euer Volk wirklich retten wollt, dann führt es über den Ozean... nach Westen.«
Arthas hätte beinahe aufgelacht. Sein Vater hatte recht gehabt – der Mann war wirklich verrückt. »Fliehen? Mein Platz ist hier und mein einziges Ziel ist es, mein Volk zu verteidigen! Ich werde es nicht dieser scheußlichen Existenz überlassen. Ich werde denjenigen, der dahintersteckt, finden und vernichten. Ihr seid ein Narr, wenn Ihr etwas anderes glaubt.«
»Ein Narr bin ich? Ich vermute, das bin ich wirklich. Denn ich habe geglaubt, dass der Sohn schlauer wäre als der Vater.« Die leuchtenden Augen blickten beunruhigt. »Eure Wahl ist bereits getroffen. Ihr lasst Euch nicht von jemandem belehren, der weiter schauen kann als Ihr.«
»Ich habe nur Euer Wort, dass Ihr den größeren Weitblick habt. Ich weiß, was
ich
sehe, was ich gesehen habe. Mein Volk braucht mich hier!«
Der Prophet lächelte traurig. »Wir sehen nicht nur mit unseren Augen, Prinz Arthas. Auch mit unserer Weisheit und mit unseren Herzen. Ich verkünde Euch eine letzte Prophezeiung. Erinnert Euch daran. Je stärker Ihr Eure Feinde bekämpft, desto schneller liefert Ihr ihnen Euer Volk aus.«
Arthas lag eine erboste Antwort auf der Zunge, doch in dieser Sekunde wandelte sich die Gestalt des Fremden. Der Umhang schien sich wie eine zweite Haut um ihn zu schließen. Flügel, schwarz und glänzend, wuchsen aus seinem Körper, als er auf die Größe eines normalen Raben schrumpfte. Mit einem letzten rauen Krächzen, das Arthas frustriert vorkam, hob der Vogel, der ein Mann gewesen war, ab, zog einen Kreis und flog dann fort. Arthas blickte ihm besorgt nach. Der Mann hatte so... sicher gewirkt...
»Es tut mir leid, weil ich mich getarnt habe, Arthas.« Jainas Stimme erklang wie aus dem Nichts. Erschreckt fuhr Arthas herum und versuchte sie zu entdecken. Sie materialisierte direkt vor ihm und wirkte zerknirscht. »Ich wollte nur...«
»Sag es nicht!«
Er bemerkte, dass sie überrascht war, sah, wie sich ihre blauen Augen weiteten, und bereute sofort, dass er sie angefahren hatte. Aber sie hätte sich nicht derart an ihn heranschleichen sollen, ihn derart ausspionieren dürfen.
»Er ist auch zu Antonidas gekommen«, sagte sie nach einem Moment und führte trotz der Maßregelung hartnäckig den Satz fort, den sie hatte sagen wollen. »Ich... ich spüre eine unglaubliche Kraft in ihm, Arthas.« Sie ritt näher an ihn heran und blickte zu ihm auf. »Diese Seuche der Untoten – so etwas hat es in der Geschichte dieser Welt noch nicht gegeben. Es ist nicht nur eine weitere Schlacht oder ein weiterer Krieg, es ist etwas viel Größeres und Finsteres. Und vielleicht kannst du diesen Kampf nicht mit der gleichen Taktik gewinnen. Vielleicht hat er recht. Vielleicht erkennt er Dinge, die wir nicht sehen können – vielleicht
weiß
er ja, was geschehen wird.«
Die Zähne zusammengebissen, wandte er sich von ihr ab. »Vielleicht. Oder er ist ein Verbündeter von Mal'Ganis. Oder vielleicht ist er nur ein verrückter Eremit. Nichts von dem, was er sagt, wird mich dazu verleiten, meine Heimat zu verlassen, Jaina. Mir ist es egal, ob dieser Verrückte die Zukunft gesehen hat. Brechen wir auf.«
Sie ritten eine Weile schweigend nebeneinanderher. Dann sagte Jaina ruhig: »Uther wird uns folgen. Er braucht nur etwas Zeit, um die Männer einzuweisen.«
Arthas starrte nach vorne und war immer noch wütend.
Jaina versuchte es erneut. »Arthas, du solltest nicht...«
»Mir reicht, dass mir jeder sagen will, was ich tun und lassen soll!« Die Worte platzten aus ihm heraus und erschreckten ihn so sehr wie Jaina. »Was hier geschieht, ist schrecklich, Jaina. Ich kann nicht mal Worte finden, um es zu beschreiben. Und ich tue alles, was mir möglich ist. Wenn du meine Entscheidungen nicht unterstützt, dann gehörst du vielleicht nicht hierher.« Er sah sie an, sein Gesichtsausdruck wurde sanfter. »Du wirkst so müde, Jaina. Vielleicht... vielleicht
solltest
du zurückgehen.«
Sie schüttelte den Kopf, blickte nach vorn und wich seinem Blick aus. »Du brauchst mich hier. Ich kann dir helfen.«
Seine Wut schwand und er griff nach ihrer Hand, schloss seine in Metall gefassten Finger sanft um ihre. »Ich hätte nicht so mit dir reden sollen, es tut mir leid. Ich bin froh, dass du hier bist. Ich bin immer froh über deine
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