WoW 09 - Arthas-Aufstieg des Lichkönigs
nicht nur aus unserer eigenen Angst heraus wie Tiere abschlachten!«
Das war das Falscheste, was sie sagen konnte, und sie sah, wie Arthas' Miene sich verschloss. »Ich versuche, die Unschuldigen zu beschützen, Jaina. Das habe ich geschworen.«
»Sie
sind
unschuldig – sie sind Opfer! Sie haben nicht darum gebeten! Arthas, es sind Kinder da drin. Wir wissen nicht, ob es auch sie betrifft. Es ist noch viel zu viel unbekannt für so eine... drastische Lösung.«
»Was ist mit denen, die bereits infiziert
sind?«,
fragte er in die plötzliche Stille hinein. »Sie werden diese Kinder töten, Jaina. Sie werden versuchen, uns zu töten... und von hier ausströmen und weiter töten. Sie werden sowieso sterben, und wenn sie sich dann wieder erheben, tun sie Dinge, die sie zu Lebzeiten niemals getan oder je gewollt hätten. Was würdest du tun, Jaina?«
Damit hatte sie nicht gerechnet. Sie blickte von Arthas zu Uther, dann wieder zurück. »Ich... ich weiß es nicht.«
»Doch, du weißt es.« Er hatte recht und in ihrer Verzweiflung wusste sie es auch. »Würdest du nicht auch lieber jetzt sterben als durch die Seuche? Einen sauberen Tod sterben als denkender, lebender Mensch, statt als Untoter wiederbelebt zu werden, um jeden und alles anzugreifen, was du in deinem Leben geliebt hast?«
Ihr Gesicht legte sich in Falten. »Ich... das wäre meine persönliche Entscheidung, ja. Doch wir können nicht für die anderen sprechen. Verstehst du das nicht?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein. Das verstehe ich nicht. Wir müssen diese Stadt reinigen, bevor die Infizierten fliehen können und die Krankheit verbreiten. Bevor einer von ihnen sich verwandelt. Das tue ich aus Barmherzigkeit und es ist die einzige Lösung, um die Seuche genau hier aufzuhalten, jetzt und für alle Zeiten. Und genau das werde ich tun.«
Tränen des Schmerzes brannten in Jainas Augen.
»Arthas – gib mir ein wenig Zeit. Nur einen Tag oder zwei. Ich kann mich zurück zu Antonidas teleportieren und wir können eine Krisensitzung einberufen. Vielleicht finden wir einen Weg, um...«
»Wir
haben
keinen Tag oder zwei!« Die Worte platzten förmlich aus Arthas heraus. »Jaina, die Seuche befällt die Menschen binnen weniger Stunden. Vielleicht innerhalb von Minuten. Ich... ich habe es in Herdweiler gesehen. Wir haben keine Zeit für eine Beratung oder Diskussion. Wir müssen sofort handeln. Oder es ist zu spät.« Er wandte sich an Uther. »Als Euer künftiger König befehle ich Euch, diese Stadt zu säubern!«
»Noch seid Ihr nicht mein König,
Junge!
Und ich würde diesen Befehl auch dann nicht ausführen, wenn Ihr es wärt!«
Die Stille knisterte vor Spannung.
Arthas... geliebter, bester Freund... bitte, tu das nicht.
»Dann muss ich das als einen Akt des Hochverrats werten.« Arthas' Stimme war kalt. Wenn er ihr ins Gesicht geschlagen hätte, wäre Jaina nicht schockierter gewesen.
»Hochverrat?«, stieß Uther hervor. »Seid Ihr verrückt geworden, Arthas?«
»Bin ich das? Lord Uther, durch das Recht der Erbfolge und die Souveränität meiner Krone enthebe ich Euch hiermit des Kommandos und entlasse Eure Paladine aus dem Dienst.«
»Arthas!«, schrie Jaina auf. Ihre Zunge war durch den Schock wieder frei. »Du kannst nicht einfach...«
Er wirbelte wütend zu ihr herum und blaffte: »Es ist vorbei!«
Sie blickte ihn an. Er wandte sich an die Männer, die stumm und vorsichtig den Ausgang des Gesprächs abgewartet hatten. »Alle von Euch, die den Willen haben, dieses Land zu retten, folgen mir. Der Rest von Euch... geht mir aus den Augen!«
Jaina fühlte sich schlecht und benommen. Er wollte das wirklich durchziehen. Er würde nach Stratholme einmarschieren und jeden lebenden Mann, jede Frau und jedes Kind innerhalb der Mauern töten.
Sie taumelte und hielt sich an den Zügeln ihres Pferdes fest. Das Tier senkte den Kopf und wieherte sie an, blies warmen Atem aus seinen sanften Nüstern über ihre Wangen. Sie neidete ihm seine Sorglosigkeit.
Jaina fragte sich, ob Uther seinen früheren Schüler angreifen würde. Doch er war durch einen Eid an den Dienst für den Prinzen gebunden, selbst wenn er seines Kommandos enthoben wurde. Sie sah, wie die Sehnen an seinem Hals hervortraten, konnte beinahe hören, wie er mit den Zähnen knirschte. Doch Uther griff seinen Lehnsherrn nicht an.
Diese Treue ließ ihn aber nicht verstummen. »Ihr überschreitet eine schreckliche Grenze, Arthas.«
Arthas blickte ihn noch einen Augenblick länger an, dann
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