WoW 11 - Jenseits des Dunklen Portals
weiß ich.«
Alleria schlug seine Hand weg. »Ha! Ein Mensch spricht von Verlust? Was weißt du schon davon? Eure Leben sind so kurz, dass ihr niemals erfahrt, was es heißt, jemanden wirklich zu lieben!«
Turalyon spürte, wie er bleich wurde. Einen Moment lang konnte er nicht antworten. Sie sah ihn an, atmete schnell und provozierte eine Antwort.
»Nur weil ihr länger lebt, bedeutet das nicht, dass ihr auch mehr fühlt«, sagte er. »Vertrau mir.« Er warf ihr einen flehenden Blick zu. Ihr Gesicht versteinerte nur noch mehr.
»Also bist du besser als ich, weil du
so kurz
lebst?« Sie sah ihn herausfordernd an und schnipste mit dem Finger. »Oder bist du besser, weil du deinem heiß geliebten Licht dienst?«
»Alleria, ich will, dass die Gerechtigkeit siegt. Das weißt du. Aber du willst keine Gerechtigkeit, du willst Rache. Und ich sehe, was dir das antut. Das Licht gehört nicht mir. Es gehört allen. Es geht ums Heilen. Es...«
»Wage es nicht, mich zu belehren!«, warnte sie ihn. Ihre Stimme war ein eiskaltes Zischen. »Dein Heiliges Licht hielt die Orcs nicht davon ab, einen Weg in diese Welt zu finden, oder? Das Licht kann mein verwüstetes Heimatland nicht wiederherstellen oder mir meine...« Sie schloss den Mund.
Turalyon starrte sie einen Moment lang an, dann seufzte er tief. »Waldläuferin«, sagte er förmlich. »Dies sind meine Befehle: Im Moment bleibt Ihr hier in Sturmwind, mit der Hälfte meiner Streitmacht und mit mir. Schickt nach Euren Leuten, dass sie sich hier sammeln. Die Stadt kommt gerade erst auf die Beine, ich werde sie nicht ungeschützt lassen.«
Ihre Zähne knirschten. »Also sitzen wir den Krieg hier wie Feiglinge aus?«
Turalyon ging nicht darauf ein. »Ich fordere Unterstützung an, und wenn die eintrifft, reiten wir los. Aber bis dahin bleiben wir hier.«
Sie nickte. »Du schützt eine Stadt, wenn es deine eigene ist. Das verstehe ich jetzt. Habe ich die Erlaubnis zu gehen, um meine Waldläufer zu sammeln,
Euer Gnaden!«
Allerias Worte waren dazu gedacht zu verletzen, und das taten sie auch. Aber Turalyon war besorgter über das, was mit Alleria geschehen war oder, besser gesagt, was sie sich selbst antat. Sie hatte sich stark verändert. Traurig erinnerte er sich, wie sie einst aufeinander reagiert hatten. Er stammelnd, erschlagen von ihrer Anmut und Schönheit und später von ihren vollendeten Fähigkeiten. Und sie, amüsiert, fasziniert und leicht hochmütig. Er hatte etwas von seiner Scheu verloren, nicht alles, das würde er niemals, aber etwas, und sie hatte mehr Respekt vor ihm bekommen. So hatte sie ihn lieben gelernt. Sie suchte seine Gesellschaft. Sie wollte ihn an ihrer Seite im Kampf haben. Und, so hatte er einst geglaubt, wollte ihn auch auf eine intimere Art.
Aber von dieser Frau schien nur noch wenig übrig zu sein. Heute konnte er sich nur noch um sie sorgen und sich fragen, ob ihr Hass auf die Orcs ihre Urteilsfähigkeit beeinflusste. Beim Licht... wenn sie wegen ihrer Rücksichtslosigkeit starb...
Turalyon sah sie gehen und fragte sich, ob er die richtige Entscheidung getroffen hatte. Was hätte Lothar getan? Hätte er auf das Eintreffen der Verstärkung gewartet, oder hätte er sich in die Schlacht gestürzt? Verschwendete er seine Zeit, oder handelte er klug? Reichte es, seinen Stellvertreter Danath Trollbann und die Hälfte seiner Männer jetzt nach Nethergarde zu entsenden?
Er schüttelte den Kopf, um ihn frei zu bekommen. Er konnte sich solche Zweifel jetzt nicht erlauben, und seine Entscheidung schien die richtige zu sein. Er musste ein paar Boten ausschicken. Einen zu den Wildhammerzwergen, um sie über die Lage zu informieren. Den anderen nach Lordaeron.
Und einen, dachte er mit einem leichten Lächeln, zu Mekkadrill, um ihn wissen zu lassen, dass die Männer, die als Rattenfänger beim Bahnbau gedacht waren, nun leider doch nicht kommen würden.
Alleria kehrte nicht zur Burg zurück, wie sie es gesagt hatte. Stattdessen begann sie, nachdem sie die Kathedrale verlassen hatte, leichtfüßig zu laufen. Sie bewegte sich fast lautlos, als sie entlang der Straßen auf die großen Tore der Stadt zurannte. Dabei ignorierte die Elfe aufgeschreckte Blicke und versuchte, durch das dumme Glotzen nicht noch ärgerlicher zu werden.
Schließlich eilte sie durch die Tore in den Wald dahinter. Alleria lief, bis sie einen kleinen Fluss erreichte, und dort, unter den Ästen der schützenden Bäume, sank sie auf den durchgeweichten Boden.
Ihr war
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