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WoW 11 - Jenseits des Dunklen Portals

WoW 11 - Jenseits des Dunklen Portals

Titel: WoW 11 - Jenseits des Dunklen Portals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aaron Rosenberg
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während er mit dem Jungen redete. »Mit dieser Stärke wirst du eines Tages ein guter Soldat«, sagte er.
    »O ja, das hoffe ich doch. Glaubt Ihr, dass alle Orcs tot sind, bevor ich alt genug bin, um sie töten zu können?«
    Turalyons Lächeln verschwand. »Ich bin mir sicher, du wirst der Allianz gut dienen«, sagte er und umging die Frage. Dieses feurige Verlangen nach Kampf und die Wut, die es im Herzen hervorrief, hatten Turalyon jemanden gekostet, den er liebte. Er würde nichts tun, um Rassenhass in einem Kind zu fördern.
    Mit der Hand auf dem Kopf des Mädchens murmelte er einen Segen. Licht erschien um ihren Kopf, und einen Moment lang leuchtete das Kind. Turalyon hob die andere Hand und segnete den Jungen ebenfalls. Ehrfurcht strahlte in beiden Augenpaaren, die ihn ansahen.
    »Das Licht segne euch beide. Und jetzt geht ihr am besten nach Hause. Es sieht nach Regen aus.«
    Der Junge nickte und nahm die Hand seiner Schwester. »Danke, Herr Paladin!« Die beiden liefen heim. Es war nicht weit. Turalyon erkannte, dass sie im Haus neben der Kathedrale lebten. Dem Waisenhaus.
    So viele Waisen. So viele Leben verloren.
    Es donnerte erneut, und die ersten Regentropfen fielen. Dann goss es in Strömen. Turalyon seufzte, zog seinen Umhang um sich, lief die Stufen zur Kathedrale hinauf und wurde selbst auf diesem kurzen Stück nass bis auf die Knochen. Der Geruch von Weihrauch und der leise, fast unhörbare Gesang von irgendwo aus dem Gebäude beruhigten ihn sofort.
    Er war daran gewöhnt, Befehle zu erteilen und Schlachten zu schlagen. Oftmals endeten sie damit, dass er von seinem eigenen Blut oder dem der Orcs bedeckt war. Es tat gut, zurück zur Kirche zu kommen und sich seiner Wurzeln als einfacher Priester zu erinnern.
    Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen, als er seine Brüder sah, die Ritter der Silbernen Hand, die hier ihren Dienst genauso wie auf dem Schlachtfeld versahen. Erzbischof Alonsus Faol hatte den Orden vor drei Jahren gegründet. Und auf seinen Befehl hin dienten die Paladine nun der Allgemeinheit, die vom Krieg gebeutelt worden war.
    Als er sich umsah, erblickte Turalyon seinen alten Freund Uther, dem er den Titel »Lichtbringer« verliehen hatte. Turalyon war daran gewöhnt, den kräftig gebauten Mann in voller Rüstung zu sehen. Dessen ozeanblaue Augen leuchteten vor Begeisterung, wenn das Licht zu ihm in Form mächtiger Attacken kam. Jetzt trug Uther normale Kleidung. Er hörte einer Frau zu, die erschöpft und ausgezehrt wirkte. Er tupfte ihr sanft mit einem feuchtem Tuch die Stirn und hielt etwas in der Hand.
    Als Turalyon näher kam, erkannte er, dass das Bündel, das Uther so vorsichtig trug, ein Neugeborenes war, die Haut immer noch rot von der Geburt. Die Mutter lächelte müde, aber glücklich und griff nach ihrem Kind. Sein gesundes Weinen war der süße Gesang der Hoffnung.
    Uther legte eine Hand auf die Frau und segnete sie und ihr Kind, so wie Turalyon es vorhin bei den Waisen gemacht hatte. Turalyon bemerkte, dass, obwohl Uther eigentlich auf dem Schlachtfeld zu Hause war und das Licht zum Kämpfen nutzte, er hier in der Kathedrale gleichermaßen seinen Platz gefunden hatte.
    Das entsprach der Gegensätzlichkeit der Paladine. Sie waren Krieger und Heiler. Uther schaute auf und lächelte. Dann erhob er sich, um seinen Freund zu begrüßen.
    »Turalyon«, sagte er mit seiner tiefen, rauen Stimme. Die beiden Paladine schüttelten sich die Hände. »Schön, dich zu sehen. Wurde aber auch Zeit, dass du mal herkommst.« Uther knuffte den jüngeren Mann spielerisch.
    »Du hast recht«, stimmte Turalyon zu und lachte. »Es tut gut, hier zu sein. Man verliert sich viel zu leicht im Tagesgeschäft, und einiges bleibt unerledigt liegen. Wie zum Beispiel dieses Rattenproblem.«
    »Wie bitte?«
    »Das erzähle ich dir später. Aber zuerst mal, wie kann ich helfen?« Das zählte jetzt, überlegte er. Er wollte sich nicht hinter dem Papierkram verschanzen.
    Uthers Augen verengten sich leicht, als er über Turalyons Schulter blickte. »Ich glaube, etwas von den unerledigten Dingen eilt gerade herbei«, sagte er.
    »Oh?« erwiderte Turalyon und drehte sich um.
    Es war, als hätte er einen Geist gesehen, als hätte man einen Moment aus dem Raum-Zeit-Gefüge herausgerissen und an falscher Stelle wieder eingefügt.
    Sie stand vor ihm. Gesicht, Haar und Kleidung nass, die smaragdfarbenen Augen auf seine gerichtet. Sie war in den Regen geraten, beinahe genauso wie in jener Nacht vor zwei Jahren.

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