WoW 11 - Jenseits des Dunklen Portals
und Gratar konnte hören, wie das leblose Fleisch protestierend knirschte.
»Gul'dan?« Den alten Schamanen schockierte die Erwähnung des Namens mehr als der Anblick des lebenden Leichnams. »Dein Herr lebt noch? Dann solltest du zu ihm zurückkehren. Du hast mich und die Pfade eines Schamanen verlassen, bist stattdessen seiner Führung gefolgt und ein Hexenmeister geworden. Das war, als du noch gelebt hast, Missgeburt. Dann diene ihm nun auch im Tode!«
Aber Blutschatten schüttelte den Kopf. »Gul'dan existiert nicht mehr. Und das ist ein Glück. Er hat uns alle verraten und Schicksalshammer dazu gezwungen, ihn zu bekämpfen statt wie geplant eine Stadt der Menschen einzunehmen. Dieser Verrat hat uns den Krieg gekostet.«
»Wir... haben
verloren?«,
stammelte Ner'zhul. »Aber... wie ist das möglich? Die Horde bedeckte einst die ganze Ebene, und Schicksalshammer würde niemals kampflos aufgeben!«
»Oh, er hat gekämpft«, antwortete Blutschatten. »Aber all seine Stärke reichte am Ende nicht aus. Er tötete den Anführer der Menschen, wurde jedoch im Gegenzug selbst überwältigt.«
Ner'zhul war wie erstarrt. Er schaute sich die keuchenden, blutverschmierten Orcs und Oger an, die noch vor Kurzem durch das Portal gestürmt waren. Dann holte er tief Atem, straffte sich und wandte sich dem Oger zu, der ihn begleitet hatte. »Dentarg... ruf die Häuptlinge zusammen. Sag ihnen, sie mögen sich augenblicklich hier versammeln und Waffen und Rüstungen mitbringen. Wir...«
Der Stoß trat ohne Vorwarnung aus dem Portal. Ein mächtiger Energieschub strömte hervor, der sie alle zu Boden warf.
Gratar rang nach Atem, weil die Windböe sämtliche Luft aus ihm herausgepresst hatte. Er kam gerade wieder auf die Beine, als ihn die zweite Entladung traf, noch heftiger als die erste. Diesmal wurden Felsbrocken von den Energien aufgewirbelt, die das Portal speisten. Gestein unterschiedlichster Größe flog ihnen entgegen. Der Energievorhang waberte und wurde schließlich wieder undurchsichtig.
»Nein!« Ner'zhul rannte auf das Portal zu. Er war nur noch ein paar Schritte entfernt, als der leuchtende Vorhang aufflackerte, sich zusammenzog, kurz in jeder Aktivität innehielt... und schließlich explodierte.
Steine und Staub wirbelten auf. Ner'zhul wurde wie ein alter Knochen durch die Luft gewirbelt und krachte schwer zu Boden. Dentarg brüllte laut, eilte an die Seite seines Meisters und hob ihn hoch, als hätte er keinerlei Gewicht. Der alte Schamane bewegte sich nicht mehr, der Kopf hing schlaff herunter, die Augen waren geschlossen, und er blutete leicht.
Einen chaotischen Moment lang tobte um sie herum ein energetisches Inferno. Die frei werdenden Kräfte heulten wie wütende Geister. Genauso abrupt, wie sie aufgetreten waren, erloschen die Lichter dann auch wieder. Der Vorhang verschwand, und nur das leere Steinportal blieb zurück.
Das Dunkle Portal war... zerstört.
Gratar schaute auf den steinernen Bogen und auf die Krieger der Horde, die das Portal ein letztes Mal auf ihrer Flucht passiert hatten.
Schließlich blickte er zu Dentarg und dem alten Schamanen hinüber, den der Oger erstaunlich sanft auf den Armen trug.
Bei den Ahnen – was sollten sie jetzt bloß tun?
KAPITEL EINS
»Ner'zhul!«
Blutschatten und Gaz Soulripper betraten das Dorf, als gehörte es ihnen. Eilig stapften sie über den festgetretenen Staub. Neugierige Bewohner streckten die Köpfe aus den Türen oder Fenstern ihrer Hütten, aber nur um sich sofort wieder zurückzuziehen, als die Eindringlinge sie mit einem unheilvollen Blick aus ihren widernatürlich leuchtenden Augen bedachten.
»Ner'zhul!«, rief Blutschatten erneut in schneidendem Befehlston. »Ich will mit dir reden!«
»Ich kenne dich nicht«, knurrte ein Stimme hinter ihm. »Und ich will dich auch nicht kennenlernen. Du befindest dich auf dem Land des Schattenmondklans. Geh – oder stirb.«
»Ich muss mit Ner'zhul reden«, antwortete der Todesritter und wandte sich dem kräftigen Krieger zu, der sich bedrohlich hinter ihm aufgebaut hatte. »Sag ihm, dass Teron Blutschatten da ist.«
Der Orc reagierte bestürzt auf den Namen. »Blutschatten? Du bist ein Todesritter?« Er verzog das Gesicht und präsentierte, während er Blutschatten und seinen Begleiter musterte, drohend seine Hauer. Dann raffte er offensichtlich allen Mut zusammen. »Ihr seht nicht so gefährlich aus.«
»Wir sind gefährlich genug«, antwortete Soulripper. Er wandte sich ab und nickte
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