WoW 13 - Sturmgrimm
Ehemals stolze Hügel waren nun mit schwarzen Pockennarben bedeckt, und Ungeziefer krabbelte darüber. Die übrig gebliebenen Bäume hatten die meisten ihrer Blätter verloren und waren von kleinen rötlichen Saugern übersät, die nur aus Mäulern und Zähnen zu bestehen schienen. Die Äste wanden sich die ganze Zeit, als würden sie nach etwas suchen, das so unvorsichtig war, in ihre Reichweite zu gelangen.
Auf dem Boden wimmelte es von Käfern und anderem Krabbelgetier. Dazu tropfte etwas Widerliches wie Eiter aus den schroffen Rissen, die sich nun überall öffneten. Der Geruch nach Verwesung erfüllte die Luft schlimmer denn je.
Und dann offenbarte der Albtraum den anderen, was Malfurion bereits wusste. Der Druide hatte gehofft, dass das Böse nach seiner Flucht zumindest etwas geschwächt sein würde. Doch es war noch viel schrecklicher geworden als alles, was sein Entführer ihm zuvor gezeigt hatte.
Überall, wo der Nebel lag, ballten die Feinde sich zusammen. Ihre Reihen breiteten sich so weit aus, wie das Auge sehen konnte und noch darüber hinaus. Und mit jeder Sekunde wurden es mehr, jedes Gesicht war von Schmerz und Gier gezeichnet.
Es waren die Schläfer, die dem Albtraum unwissentlich zum Opfer gefallen waren. Und es waren viele. Malfurion hatte gegen Dämonen und die untote Geißel gekämpft. Beide wirkten regelrecht harmlos gegen die grausamen Nachahmungen dieser Schläfer. Sie hatten ihre Seelen verloren, und das zeigte sich auch auf ihren Körpern. Wenn sie sich bewegten, geschah das sehr fließend, gleichzeitig war es aber auch offensichtlich mit einem derart starken Schmerz verbunden, dass Malfurions eigene Folter wie nichts dagegen wirkte.
Verschrumpelte Haut umspannte die Schädel. Ihre Münder öffneten sich zu endlosen Schreien und wurden dabei größer, als physisch überhaupt möglich war. Ihre Augen lagen tief in den Schädeln und starrten mit Abscheu auf alles, das nicht ihre Leiden teilte.
Und es wurden immer mehr. Mehr, als auf hundert Welten so groß wie Azeroth gepasst hätten. Sie entstammten jedem schrecklichen Traum, den jeder Schläfer durchlebte, und deshalb waren es wohl auch so endlos viele. Sie streckten die klauenähnlichen Hände aus, während sie immer näher und näher kamen...
Malfurion wusste, was diese Gegner wollten. Sein Entführer war nur zu erpicht darauf gewesen, ihm nicht nur ihre Leiden zu zeigen. Er hatte ihn auch spüren lassen, was er ihnen als Rettung vorgegaukelt hatte.
Ihr einziges Ziel bestand darin, das zu bekommen, und sei es nur für einen winzigen Augenblick, was alle, die dem Albtraum noch nicht zum Opfer gefallen waren, noch besaßen: die Fähigkeit, ohne Schmerz und Angst zu träumen.
Doch es war ein falsches Verlangen. Etwas, das sie niemals erreichen konnten. Er war nur ein Trick, um sie weiterzutreiben. Um sie in eine derartige Verzweiflung zu stürzen, dass sie sich gegen ihre Freunde und Familien wandten. Und das alles nur zum Nutzen des Albtraums.
Und egal, wie gut die meisten dieser Menschen im Leben auch gewesen sein mochten... ihre Ichs aus dem Albtraum würden keine Sekunde zögern, Azeroth zu vernichten.
Es wurden immer mehr, ihre Zahl stieg weiter an. Die verbleibenden Mitglieder von Yseras Drachensippe waren nichts gegen sie. Die Drachen griffen immer wieder an, doch sie hätten genauso gut mit ein paar Sandkörnern versuchen können, eine Flut aufzuhalten.
Malfurion wusste, warum. Er wusste auch, dass er vom Albtraumlord manipuliert worden war. Bei all seiner Gerissenheit hatte er dem Schatten einfach gegeben, was der in Wahrheit begehrt hatte. Der Nachteil hatte seinem Entführer in die Hände gespielt, als wäre er selbst einer der Korrumpierten...
„Wir müssen fort von hier!", brüllte einer der älteren grünen Drachen. „Wir müssen uns neu formieren!"
Neu formieren? Warum?, fragte sich Malfurion im Stillen, immer noch erschreckt über die Rolle, die er gespielt hatte. Welche Hoffnung gibt es jetzt noch?
Der Albtraum hatte nie Malfurion selbst gewollt. Dessen Gebieter war Malfurions Plan allerdings sehr recht gewesen.
Malfurion war nur der Köder gewesen. Seine Kräfte, seine Bindung an Azeroth und den Smaragdgrünen Traum waren stark genug, um den Absichten des Albtraums dienlich zu sein. Aber das hatte nicht ausgereicht, sie wirklich zu erfüllen. Der Schatten hatte das Wesen gebraucht, das am engsten mit diesem magischen Reich verbunden war.
Von Anfang an hatte der Albtraum nur die Herrin des Smaragdgrünen
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