WoW 13 - Sturmgrimm
Traums gewollt.
18
Verlorene Träume
In Sturmwind, Eisenschmiede, Dalaran, Orgrimmar, Donnerfels und allen anderen Städten und Dörfern begann sich der Nebel zu regen. Selbst in Unterstadt, wo die Untoten lebten, die nicht träumen sollten, beeinflusste er die geheimen Albträume seiner Bewohner. Die Verlassenen waren dazu verdammt, ihre verlorenen Leben noch einmal zu durchleiden. In diesen Träumen wurde ihnen eine Fluchtmöglichkeit in Aussicht gestellt, die aber nie eingelöst wurde.
Unterstadt trug ihren Namen aus vielerlei Gründen zu Recht. So lag sie tatsächlich unter den Ruinen einer der größten Städte von ganz Azeroth: Lordaeron. Doch im Dritten Krieg hatte Prinz Arthas -damals bereits vom Lichkönig korrumpiert - die Hauptstadt seines Vaters erobert und Terenas in seinem eigenen Thronsaal getötet. Der verrückte Prinz glaubte, mit diesem Gemetzel ein neues Lordaeron erschaffen zu können und hatte damit begonnen, die riesigen unterirdischen Katakomben auszubauen.
Doch sein furchtbares Schicksal hatte Arthas ins kalte Nordend gezogen, und während dieser Zeit hatten die Verlassenen - die Untoten, die sich aus der Sklaverei des Lichkönigs befreien konnten - die Ruinen erobert. Sie hatten erkannt, wie gut sich die Ruinen verteidigen ließen und erschufen in den Tiefen ihre eigene Hauptstadt. Sie erweiterten die Katakomben und errichteten Gebäude, die auf die Lebenden wie eine schreckliche Verhöhnung ihrer verlorenen Existenzen wirkten.
Ihr Wahrzeichen, eine düstere Krone, die aus drei überkreuzten Pfeilen bestand - einer davon zerbrochen -, bedeckt von einer weißen, zerbrochenen Maske, war in der Stadt allgegenwärtig. Doch es war nicht nur das Wahrzeichen der Verlassenen, sondern auch das ihrer Königin. Unterstadt war ein Ort der düsteren Farben, steinernen Wege und Stufen. Die Untoten schliefen nicht und genauso wenig tat dies die Stadt. Es gab Tavernen, Schmieden und Läden, die nicht nur den Bedürfnissen der Untoten, sondern auch Besuchern der Horde dienten, mit denen sich die Verlassenen verbündet hatten.
Es gab ein wenig Licht in Form schwacher Lampen und trüb flackernder Fackeln. Sie waren weniger für die Lebenden gedacht, obwohl die Untoten im Grunde keine echte Verwendung für das Licht hatten. Doch niemand wollte sich eingestehen, dass es seinen Bewohnern zumindest den Anstrich einer lebendigen Existenz verlieh.
Aber nun... war etwas Neues und Beunruhigendes in die Hauptstadt der Verlassenen eingekehrt, etwas, das selbst die Erbauer von Unterstadt beunruhigte, weil es... dem Schlaf glich...
Die Anführerin der Verlassenen - eine furchterregende Banshee namens Sylvanas Windläufer - hatte den merkwürdigen neuen Zustand ihrer Anhänger untersucht, die nun wahrlich tot wirkten - und doch auch wieder nicht. Denn die Befallenen regten sich gelegentlich.
Die Bansheekönigin war auch als Untote noch eine Schönheit. Einst war sie eine Hochelfe gewesen, die Waldläufergeneralin des untergegangenen Elfenreichs Silbermond. Und in ihrer gegenwärtigen Rolle war Sylvanas ebenfalls einzigartig. Denn anders als die anderen Banshees war sie kein Geist, sondern hatte einen Körper aus Fleisch und Blut. Schlank, elegant und mit einer Haut, weiß wie Elfenbein, bewegte sie sich anmutig zwischen den am Boden liegenden Gestalten, die ihre Diener hier deponiert hatten.
Es war bei allen dasselbe. Keiner gab Antwort, was Sylvanas dermaßen frustrierte, dass sie sich fast wieder lebendig fühlte.
Sie trug eine hautenge Lederrüstung, in der sie sich geschmeidig bewegen konnte. In ihrem mantelähnlichen Kapuzenumhang mit einem Hauch von tiefem Purpur darin wirkte Sylvanas wie der personifizierte Sendbote des Untergangs. Selbst die vier untoten Hochelfenwachen mit ihren verrotteten Gesichtern, den vorstehenden Rippen und den hohlen Augen konnten nicht so viel Furcht erzeugen wie die Banshee.
„Nun, Varimathras", sagte sie zu einer schattenhaften Gestalt, die in der Ecke der feuchten, mit Spinnenweben überzogenen Kammer stand, die unterhalb ihrer Zitadelle lag. Ihre Stimme klang auf eine Art verführerisch, wie die Dunkelheit auf manche Wesen wirkte. Gleichzeitig war sie aber auch eisig wie ein schneidender Wind. „Hast du mir nichts zu berichten?"
Der Schatten löste sich von der Wand. Die riesige Gestalt trat vor, ein Dämon. Er trug eine Rüstung aus Leder und Metall, schwarz wie Ebenholz. Sylvanas Tonfall ließ auf ein gewaltiges Misstrauen zwischen ihnen beiden schließen. Der
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