WoW 13 - Sturmgrimm
ich wurde geschickt, um nach Euch zu suchen", keuchte der Mann. „Schlechte Neuigkeiten, Mylord!"
Varian dachte instinktiv an die Bewegung, die er im Nebel zu erkennen geglaubt hatte. „Da draußen...", murmelte er.
Der Helm bedeckte einen Großteil vom Gesicht des Mannes, doch sein Tonfall verriet seine große Verwirrung. „Nein, Mylord. Wir - wir fanden ihn lang ausgestreckt auf einem Stuhl in der großen Halle. Er - er war nicht draußen!"
Schrecken erfasste den König. Er packte den Soldaten an der Schulter und brüllte: „Wen? Von wem redest du?"
„Vom Prinzen! Prinz Anduin..."
Varian spürte, wie das Blut aus seinem Gesicht entwich. „Anduin... mein Sohn... tot?"
Er stieß den Mann beiseite, als er über die Stufen in die Burg rannte. Alles war für Varian verschwommen. Er hatte gerade erst sein Gedächtnis und seinen Sohn zurückerhalten! Welcher boshafte Attentäter hatte Anduin ermordet?
Er lief zur großen Halle, wo früher lediglich das Abgleichen der Gästeliste für die Bälle zu den wichtigsten Aufgaben gehört hatte. In dem großen Raum kam Varian an einer ängstlichen Gruppe von Wachen, Dienern und anderem Personal vorbei.
„Beiseite!", rief der König. „Macht Platz!"
Die Wand von Menschen teilte sich. Varian sah seinen Sohn.
Der Junge hatte die besten Eigenschaften von Vater und Mutter geerbt. Seine Haare waren ein wenig heller als die Varians, und sein Gesicht wirkte noch weicher, was er nicht nur Tiffins Gesichtszügen verdankte, sondern auch daran lag, dass er noch nicht mit den Härten des Lebens konfrontiert worden war. Doch für einen Dreizehnjährigen wirkte Anduin älter.
Und in diesem Moment erschien er zumindest für Varian blutleerer.
Anduin lag immer noch auf dem Stuhl. Der Hauptmann der Wache, ein grobschlächtiger Veteran mit kurzem braunem Bart, sah aus, als wollte er den Prinzen in eine bequemere Position setzen. Er hatte jedoch Angst, den Thronfolger zu berühren.
Varian sah nur seinen Sohn, und mit nichts anderem im Kopf stürzte er an dem Hauptmann vorbei und griff nach Anduin.
Er sah, wie die Brust des Jungen sich hob und senkte! Seine Hoffnung stieg... bis er hörte, wie Anduin ein leises Wimmern ausstieß.
Sein Sohn war einer der Schläfer geworden.
„Nein...", keuchte der Herr über Sturmwind. Er schüttelte Anduin, doch der Junge wachte nicht auf. „Nein..."
Schließlich erhob sich Varian und seufzte: „Bringt ihn zu Bett. Sanft. Ich werde bald nachkommen."
Zwei der Wachen taten, was er befohlen hatte. Zu dem Hauptmann fügte der König hinzu: „Suche die Alchemisten! Ich will sie alle augenblicklich sehen..."
Ein Horn erklang. Wie ein Mann blickten die Versammelten auf. Varian wusste, woher das Signal kam. Vom Wehrgang, wo er gerade hergekommen war.
„Kümmert euch um Anduin!", ermahnte er die Wachen. „Sucht die Alchemisten, Hauptmann!"
Der König wartete die Antwort nicht ab und rannte in die Richtung zurück, aus der er gerade erst gekommen war. Auf dem Wehrgang starrte eine Handvoll Soldaten in den Nebel hinaus. Als einer sich umwandte und den König sah, warnte er gleich den Rest. Die Wachen nahmen Haltung an.
„Rühren!" Varian trat hinter sie und blickte auf Sturmwinds Stadtgrenze hinaus. „Was habt ihr..."
Er erstarrte. Jetzt waren dort ganz eindeutig Gestalten zu erkennen, die sich durch den Nebel bewegten. Hunderte... nein... es mussten Tausende sein...
„Schickt jeden verfügbaren Kämpfer zur..." Erneut stockte Varian. Doch dieses Mal aus einem anderen Grund. Obwohl der Nebel und die sich darin befindenden Gestalten noch weit weg waren, war sich der König aus irgendeinem Grund sicher, dass er sie alle erkannte. Das war auch nicht weiter erstaunlich, weil es immer wieder dieselben beiden Leute waren.
Es waren Anduin... und seine Mutter.
Doch das war nicht die geliebte Tiffin aus Varians Erinnerung. Jeder der Doppelgänger taumelte der Stadt auf Beinen entgegen, die halb aus Knochen, halb aus grünlichem, verfaulendem Fleisch bestanden. Tiffins einst schönes Gesicht war von Würmern und aasfressenden Insekten zerfressen. Spinnen krochen in ihrem verfilzten Haar, und das Kleid, in dem sie beerdigt worden war, war mit Dreck beschmiert und zerrissen. Die monströse Szene wiederholte sich wieder und wieder.
Und Anduin, obwohl er noch heil schien, blieb nah bei seiner Mutter und ließ zu, dass sie ihre skelettierte Hand um seine Schultern legte, was eher besitzergreifend denn liebevoll aussah. Für Varian wirkte es, als
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