WoW 14 - Weltenbeben
unterschiedlicher Färbung waren, stöberten durch den grünen Wald des Eschentals. Von Zeit zu Zeit blieben sie schnüffelnd stehen oder schlugen nach etwas, das sie hier und dort interessierte. Sie schienen nicht zusammenzugehören. Das taten Bären nur sehr selten. Doch wenn jemand sie lange genug beobachtet hätte und ihrer scheinbar ziellosen Wanderung gefolgt wäre, hätte er bemerkt, dass sie alle in dieselbe Richtung liefen.
Ebenso wäre ihm aufgefallen, dass sie Hörner hatten.
Sie erreichten einen gewissen Punkt in den Bergen, leicht westlich vom Steinkrallenpfad gelegen. Einer, ein größeres, grauhaariges Tier, erkundete ein paar Minuten den Weg voraus, schnüffelte vorsichtig, dann stieg der Bär auf seine Hinterbeine und richtete die Vordertatzen gen Himmel.
Seine schwarzen glänzenden Krallen wurden zu starken Fingern. Das zottelige bräunliche Fell wurde kürzer, die Bärenschnauze länger. Die Hörn er entsprangen nun einem größeren Kopf, in dem sanfte, tief liegende Augen ruhten. Das Skelett und einzelne Organe bewegten sich unter der Haut. Die Hinterbeine wurden zu langen, starken Gliedern mit Hufen statt Pfoten, und den kurzen Schwanz verlängerte schließlich ein Haarbüschel.
„Ich kann sie riechen. Sie kommen", versicherte Hamuul Runentotem seinen Gefährten. „Sie sind allein."
Um ihn herum taten es die anderen Druiden ihm gleich, und ihre Körper nahmen Taurengestalt an. Sie lauschten aufmerksam. Nur ihre Schwänze und Ohren bewegten sich ab und zu.
Einige Augenblicke später erklommen fünf Nachtsäbler schnell und elegant den Hügel. Ihre Felle glänzten in verschieden dunklen Schattierungen. Nahezu gleichzeitig veränderten auch sie ihre Gestalt. Biegsame, katzenhafte Körper wurden zu geschmeidigen Nachtelfen. Die Ohren wurden länger, Hände und Füße ersetzten die Pfoten, und ihre Schwänze verschwanden völlig. Sie beobachteten die Tauren ernst. Hamuul verneigte sich.
„Erzdruidin Renferal", sagte er. „Ich bin sehr froh, dass Ihr gekommen seid, meine liebe Freundin."
„Wir haben lange überlegt, ob wir kommen sollen", antwortete Elrethe Renferal. Hamuul bemerkte, dass sie ihn nicht auch „Freund" nannte. Sie war groß, anmutig, mit kurzem grünem Haar und violetter Haut. Ganz offensichtlich war auch sie im Kampf geübt. Lavendelfarbene Narben verunzierten ihre Haut. Ihr Körper war kraftvoll und muskulös, keineswegs üppig.
„Eure Seele hat Euch und Eure Begleiter zu diesem Treffen geführt wie meine Seele mich und die meinen", sagte Hamuul.
„Das Blut der ermordeten Schildwachen ruft noch immer nach Gerechtigkeit, Hamuul", antwortete Renferal. Während sie sprach, trat sie näher, um den Abstand zwischen ihr und Hamuul zu verkleinern.
„Sie sollen Gerechtigkeit erfahren", versicherte ihr Hamuul. „Doch bevor es keine Gespräche gibt, Frieden und Heilung, kann es keine Gerechtigkeit geben." Er übernahm die Initiative und setzte sich in das weiche grüne Gras. Die anderen Taurendruiden taten es ihm gleich. Die Kaldorei tauschten untereinander Blicke, doch als Renferal sich hinsetzte, folgten sie ihrer Anführerin. Sie alle saßen nun in einer Art Kreis, doch mischten sich die Vertreter der beiden Völker nicht.
Die spürbare Kälte und die räumliche Aufteilung nach ihrer Volkszugehörigkeit schmerzten Hamuul. Dies war keine Versammlung von Fremden, sondern von ehemaligen Freunden. Sie alle hatten jahrelang als Mitglieder des Zirkels zusammengearbeitet. Zwischen ihnen hatte ein Band bestanden, das die Volkszugehörigkeit und die politischen Standpunkte überwand – ein Band des Verstehens, was es bedeutete, die Gestalt der Tiere anzunehmen und ihren Geist zu berühren. Als Druiden vereinigten sie sich mit der Natur auf eine Art, die niemand sonst beherrschte. Doch dieses Band war überdehnt worden und gerissen. Hamuul sandte ein stummes Gebet zur Erdenmutter, dass die Anstrengungen, die sie heute hier unternahmen, es ihnen erlaubten, dieses Band neu zu knüpfen, es vielleicht sogar stärker zu machen als das ursprüngliche.
„Ich bin mir sicher, Ihr wisst, dass Thrall uns für eine gewisse Zeit verlassen hat. Wahrscheinlich ist Euch auch bekannt, worin seine Mission besteht."
Renferal runzelte die Stirn. „Ja, wir haben davon gehört und wissen, wen er zu seinem Stellvertreter ernannt hat."
„Seid versichert, dass Thrall nicht vorhat, lange fortzubleiben, und dass er Cairne gebeten hat, den jungen Höllschrei zu beraten", sagte Hamuul. „Ihr wisst
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