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Wu & Durant 03 - Voodoo, LTD.

Wu & Durant 03 - Voodoo, LTD.

Titel: Wu & Durant 03 - Voodoo, LTD. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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verdoppelte, und der sogar behauptete, ›ein paar Typen‹ zu kennen, ›die für ’n hübsches Stück 54er-Linoleum einen Mord begehen würden‹.
    Der Kamin im Wohnzimmer war gefüllt mit Kohlebrocken aus Plastik, die auf Knopfdruck zu glühen anfingen. Gleich daneben stand ein Paar kastenförmiger Sessel, die mit Zebrafell bezogen waren – oder etwas, was so aussehen sollte. In Reichweite der Sessel befand sich ein eleganter Spirituosenschrank aus Chrom, Glas und Ebenholz, der, wenn man seine Tür öffnete, die ersten paar Takte des Ellington-Gershwin-Evergreens ›I Can’t Get Started With You‹ spielte.
    An den Wänden hingen in Postergröße schwarzweiße Kunstfotos von Paris, New York, London und Rom in den zwanziger und dreißiger Jahren. Die Tapeten wiesen graue Senkrechtstreifen in verschiedenen Breiten und Schattierungen auf. Gleich neben einer sehr langen, rosafarbenen Couch stand ein Radio aus dem Jahre 1938, um das sich während des Krieges die Familie versammeln konnte, um zu hören, wie in der westlichen Sahara der Feldzug gegen Rommel voranging.
    Wu fand das Wohnzimmer ein wenig deprimierend, wie einen zu oft gehörten Witz. Durant meinte dagegen, daß es ihm gar nicht mehr auffiele.
     
    Jetzt saßen die beiden sich in dem Sesselpaar gegenüber und warteten darauf, daß die nicht sichtbare Jenny Arliss die Wohnung durch die Vordertür verlassen würde. Nachdem sie das leise Zuschlagen gehört hatten, fragte Artie Wu seinen Partner: »Wo hast du die aufgegabelt?«
    Durant schaute in das falsche Glühen des Kamins, als könnte er Ort und genaue Zeit daraus ablesen. »Vor zwei Sonntagen in der Tate Gallery, vor einem Turner«, antwortete er, ohne Wu dabei anzuschauen. »Ich weiß nicht genau, vor welchem.«
    Wu trank seinen Tee aus, stellte die Tasse ab, verschränkte die Hände vor seinem Bauch und setzte ein Lächeln auf, das ihn noch gutmütiger als sonst aussehen ließ. Wie Buddha an einem wunderschönen Sommertag, dachte Durant.
    »Vor zwei Sonntagen war’s ziemlich ungemütlich draußen«, sagte Wu. »Erst Regen und dann Graupel, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Ich gehe gern bei schlechtem Wetter in Galerien, weil dann nicht so ein Gedränge herrscht«, sagte Durant. »Und die Frauen, die sich an solchen Tagen dort aufhalten, sind zugänglicher.«
    »Einsam, meinst du.«
    »Meine ich das?«
    »Was macht diese Jenny Arliss?«
    »Sie behauptet, für die BBC zu recherchieren«, antwortete Durant. »Aber dort hat man noch nie von ihr gehört. Ein Dutzend Anrufe später hatte ich dann herausgefunden, daß sie bei Help! beschäftigt ist – H-E-L-P und am Schluß ein Ausrufungszeichen. Die Spezialität dieser Firma ist es, innerhalb kürzester Zeit hochqualifizierte Experten zur Verfügung zu stellen, die in der Lage sind, innerhalb kürzester Zeit an jeden Ort der Welt zu reisen und dort technische Dienste zu leisten. Sehr hohe Bezahlung und knochenharte Arbeit für ein oder zwei Monate – manchmal auch weniger. An Help! wendet man sich, wenn man einen Mikrobiologen in Madagaskar, einen Artisten in der Antarktis braucht oder andere alliterierende Beispiele.«
    »Einen Urologen in Uruguay«, sagte Wu.
    »Genau. Und das ist nicht etwa eine kleine Klitsche. Es gibt Help! in England, aber auch Hilfe! in Deutschland, Au Secours! in Frankreich und Socorro! in Spanien – nur daß es in Spanien zwei Ausrufungszeichen hat, von denen das erste auf dem Kopf steht.«
    »Ich nehme an, es gibt die Firma auch in den Staaten«, sagte Wu.
    Durant nickte. »Und in Kanada, Singapur, Hongkong, Japan und Australien.«
    »Und was macht unsere Jenny bei Help!?. « wollte Wu wissen.
    »Sie ist geschäftsführende Direktorin.«
    »Für London?«
    »Für Großbritannien.«
    »Nicht schlecht«, sagte Wu.
    »Das war auch meine Reaktion«, meinte Durant.
    Wu zog eine Zigarre aus einer Innentasche und unterzog sie einer genauen Prüfung, bevor er Durant mit einem langen, verschmitzten Blick maß und sagte: »Erst gestern habe ich erfahren, daß Help! seinen internationalen Hauptsitz in Frankfurt hat und daß sein Präsident, Aufsichtsratsvorsitzender und Hauptaktionär, alles in einem, niemand anders ist als unser neuer Freund Enno Glimm, der uns gerade gestern erst vor dem Ruin gerettet hat.«
    Durant lächelte anerkennend. »Du hast mit Sir Duncan gesprochen, stimmt’s?«
    »Agnes hat mit ihm gesprochen.«
    »Was hat Duncan gesagt?«
    »Daß Glimm ein großer Fisch ist«, sagte Wu. »Möglicherweise sogar ein ganz

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