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Würde - Roman

Titel: Würde - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Beweisstücke überreichen. Die eigentliche Verhandlung hat noch nicht begonnen. Die Staatsanwaltschaft ist noch Herr des Verfahrens und kann entscheiden, welche Beweise sie vorlegt und welche nicht. Wenn die Staatsanwaltschaft also einen Zeugen aufrufen möchte, der zuvor nicht identifiziert worden ist oder dessen Aussage Ihrer Meinung nach ungenügend ist, können Sie zum gegebenen Zeitpunkt dagegen Einspruch erheben. Aber wenn ich Sie richtig verstanden habe, möchten Sie die Fortsetzung des Verfahrens verhindern. Aus welchen Gründen? Könnte es nicht sein, dass sich die Staatsanwaltschaft im Laufe der Verhandlung doch noch gegen diesen Zeugen beziehungsweise seine Aussage entscheidet? Dann wäre Ihr Problem gelöst. Oder sehen Sie das anders, Mr Calloway?«
    »Nun, Euer Ehren - ja und nein«, erwiderte Richard. »Wenn die Staatsanwaltschaft den Zeugen letztendlich nicht in den Zeugenstand ruft, dann hat sich die Sache erledigt. Aber wenn
sie sich doch dazu entschließt und Euer Ehren unseren Einspruch ablehnen? Dann würde die Basis, auf der wir diese Verhandlung führen - nämlich dass ein Aufrufen des Zeugen unfair wäre -, untergraben, was meinem Mandanten natürlich zu großem Nachteil gereichen könnte. Und das ist ein Nachteil, den wir von vornherein haben und nicht erst, wenn sich die Staatsanwaltschaft entscheidet, den Zeugen aufzurufen.« Richard hatte das Gefühl, dass er sein Argument gut formuliert hatte. Doch Richterin Abrahams schüttelte den Kopf.
    »Mr Calloway, wollen Sie damit etwa andeuten, ehe wir in dieser Angelegenheit auch nur einen ersten Schritt unternommen haben, dass ich höchstwahrscheinlich zu einem bestimmten Zeitpunkt eine unfaire Entscheidung treffen werde, weshalb die Verhandlung vorsichtshalber besser gar nicht erst stattfinden sollte?«
    Richard wurde blass. Seine Argumentation kam ihm auf einmal wackelig vor. Er wollte gerade etwas erwidern, als die Richterin fortfuhr.
    »Tatsächlich behaupten Sie Folgendes«, erklärte sie mit einem kalten Lächeln auf den Lippen. »Wenn ich zu irgendeinem Zeitpunkt der Verhandlung ein unfaires Urteil fälle, würde das Ihrem Mandanten zum Nachteil gereichen, weshalb das Verfahren am besten überhaupt nicht erst stattfinden sollte. Wenn ich diese Argumentationsweise akzeptieren würde, dann käme es nie zu irgendeiner Gerichtsverhandlung, Mr Calloway. Das sollten Sie doch wissen.«
    »Mit Verlaub, Euer Ehren«, erwiderte er im Bemühen, die Streitfrage zu seinen Gunsten zu entscheiden, »mein Mandant hat das im Grundgesetz verankerte Recht zu erfahren, welche Beweise gegen ihn vorliegen, was auch im Fall Der Staat gegen Mentoor bestätigt wurde. Das Verhalten der Staatsanwaltschaft leistet diesem Recht in keiner Weise Genüge.«

    »Gerade Sie, Mr Calloway, sollten die Bedeutung des Mentoor-Falles nicht überschätzen. Nach Mentoor ist Ihr Mandant zwar dazu berechtigt, die Beweise einzusehen, die der Staat gegen ihn zusammengetragen hat, aber er kann keinerlei Einspruch erheben, wenn diese Beweise nicht eindeutig sind oder nicht auszureichen scheinen. Eigentlich sollte er sich sogar freuen, wenn die Staatsanwaltschaft nur schwache Beweise gegen ihn in der Hand hat. Wenn er allerdings der Ansicht ist, das Aufrufen eines Zeugen sei für ihn überraschend oder dass die Beweisführung der Staatsanwaltschaft zu seinem Nachteil gereicht, weil er sich eines bestimmten Beweises nicht bewusst war, dann wäre es meiner Meinung nach am geschicktesten, zu dem Zeitpunkt Einspruch zu erheben, wenn dieser Beweis vorgelegt wird. Zum jetzigen Zeitpunkt hingegen sehe ich keinerlei Veranlassung, einen solchen Einspruch anzuerkennen, Mr Calloway. Ihr Antrag - wenn es denn einer gewesen sein soll - wird hiermit abgelehnt.«
    »Wie es Euer Ehren für richtig halten«, murmelte Richard und ließ sich auf seinen Stuhl fallen. Die letzte Bemerkung der Richterin kam ihm unnötig vor. Er drehte sich zu Svritsky um, der hinter ihm auf der Anklagebank saß. Die Pupillen des Russen hatten sich bedrohlich verdunkelt.
    Hinter ihm befand sich der zuständige Polizeibeamte, Captain Riedwaan Faizal. Er hatte die Arme verschränkt und verzog die Lippen zu einem kaum merklichen Lächeln. Faizals Image als harter Cop ließ es selten zu, dass er Emotionen zeigte - von aggressiven Wutanfällen einmal abgesehen. Er und Richard hatten sich lange nicht gesehen, doch ihre gegenseitige Abneigung war in dieser Zeit nicht kleiner geworden.
    »Mr Dumbela, die Anklage, bitte.«
    Richterin

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