Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Würde - Roman

Titel: Würde - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
Abrahams klickte erwartungsvoll mit ihrem Kuli. Richard erhob sich wieder und klopfte dabei gegen die Anklagebank,
um Svritsky zu bedeuten, ebenfalls aufzustehen. Der Russe hievte sich schwerfällig hoch, wobei er theatralisch seufzte. Richterin Abrahams blickte auf und starrte ihn aus schmalen Augen kritisch an.
    Dumbela las die Anklage wegen fahrlässiger Tötung vor.
    »Bekennt sich Ihr Mandant schuldig oder nicht schuldig, Mr Calloway?«, fragte die Richterin.
    »Nicht schuldig, Euer Ehren. Kein Vergleich und keine Schuldanerkenntnis nach Paragraf 220.«
    »Mh … nicht weiter überraschend. Können Sie das bestätigen, Mr Svritsky?« Abrahams gehörte zu den wenigen ihres Amtes, die noch darauf bestanden, dass der Beschuldigte für das Protokoll versicherte, sein Anwalt habe das Bekenntnis richtig vorgetragen. Sie sprach seinen Namen so korrekt aus, als ob sie eine Weile geübt hätte. »Für das Protokoll, Mr Svritsky. Bitte noch einmal schön laut und deutlich«, fügte sie hinzu, als spräche sie mit einem Kind.
    »Ja«, knurrte er. »Das stimmt so.«
    »Sehr gut«, erwiderte sie etwas freundlicher und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Richard zu. »Die Verhandlung wird auf den fünften März festgesetzt, also in drei Wochen. Mr Dumbela, ich hoffe, dass Sie bis dahin Ihre Zeugen beisammen haben, bereit zur Aussage. Mr Calloway, ich bewillige grundsätzlich keinen Aufschub, wie Sie inzwischen wissen sollten, sondern erwarte, dass Sie dann ebenfalls so weit sind. Lassen Sie uns versuchen, diesen Fall in einer Sitzung abzuschließen, ja?« Sie wartete die Antwort nicht ab, sondern erhob sich, sobald sie die letzten Worte gesprochen hatte, und ging zu der Tür, die zu ihrem Amtszimmer führte.
    »Die Anwesenden mögen sich erheben«, rief der Gerichtsdiener verspätet und versuchte, sich aus dem kaputten Stuhl hochzukämpfen, auf dem er sich den Vormittag über gefläzt hatte.

    Nachdem die Richterin verschwunden war, trat Richard zu Dumbela. Der Staatsanwalt rückte gerade seinen exakt geschlungenen Krawattenknoten zurecht. »Bradley, wir wissen beide, dass Sie mit Ihrem Augenzeugen nicht weit kommen werden. Was tut sich in dieser Hinsicht?«
    Ein schmales Lächeln zeigte sich auf Dumbelas Lippen. »Mr Calloway, ich habe bereits mit Ms du Toit gesprochen. Sie hat mir erzählt, dass Sie bei ihr waren.« Er hielt inne, als würde ihm erst jetzt die ganze Tragweite dieser Handlung bewusst. »Machen Sie sich keine Sorgen. Wir werden ihn finden. Wir haben einige gute Anhaltspunkte, die uns sicher weiterhelfen. Der Zeuge ist zwar vom Unfallort verschwunden, nachdem er mit dem Polizisten, der seine Aussage zu Protokoll nahm, gesprochen hatte. Aber ich bin mir sicher, dass wir ihn bald wieder haben werden. Uns liegen einige gute Anhaltspunkte vor«, betonte er noch einmal. »Sie können also ganz beruhigt sein, Mr Calloway.«
    Dumbelas gespielte Höflichkeit klang höhnisch. Er schien auf Richard herabzublicken. Vielleicht ein unausgesprochener Rassismus, dachte Richard und sah Dumbela hinterher, der den Gerichtssaal verließ.
    »Und? Was hat er gesagt?«, wollte Svritsky von hinten wissen.
    »Er meint, sie würden den Zeugen auftreiben.« Richard stieg ein ranziger Geruch in die Nase, und er wich einen Schritt zurück. »Er scheint sich seiner Sache sehr sicher zu sein«, fügte er gedankenverloren hinzu.
    »Wirklich? Das werden wir ja sehen«, erwiderte der Russe. Seine hellen Augen funkelten im kalten Licht des Gerichtssaals.

2
    Ifasen konnte den köchelnden Pfeffersuppeneintopf bereits riechen, noch ehe er die Tür erreicht hatte - das typische süß-säuerliche Aroma des obe ata , gekocht aus reifen Tomaten, Paprikaschoten, rotem Palmöl und einem billigen Stück Hammel oder Ziege, falls man es sich gerade leisten konnte. Der Duft verscheuchte den Gestank von Urin und Zigarettenrauch, der den Hausgang durchzog. Heute Abend würden sie den Eintopf auf ihre Teller geben, die Sauce in den dampfenden Reis einziehen lassen und sich das Ganze dann in kleinen Stückchen in den Mund schieben. Ihre Finger und Münder würden dabei rot wie von Lippenstift werden.
    Der Duft ließ in Ifasen Bilder aus der Kindheit aufsteigen. Er sah Abeni vor sich, das Hausmädchen seiner Eltern, wie sie in der Küche Okra schnitt, mit flinken Fingern gesprenkelte Bohnen schälte und ihn wegscheuchte, wenn er versuchte, eine der abgekühlten Paprikaschoten zu stibitzen. Sie kochte stets mit weit geöffneter Hoftür, so dass eine kühle Brise

Weitere Kostenlose Bücher