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Würfelwelt (German Edition)

Würfelwelt (German Edition)

Titel: Würfelwelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg
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dich in Sicherheit bringen!
    Der Gang macht einen Knick nach rechts. Vorsichtig spähe ich um die Ecke. Ich erwarte, eine ganze Horde Witherskelette zu erblicken, die mich in Sekunden in meine Einzelteile zerlegen. Doch der Gang hinter dem Knick ist leer.
    Ich verspüre keine Erleichterung. Im Gegenteil: Ich weiß, dass das, was mich erwartet, noch schlimmer sein muss als Witherskelette.
    Ich zittere am ganzen Körper. Mein Puls rast.
    Ich merke, dass ich schon eine ganze Weile hier stehe, ohne mich auch nur einen Millimeter fortbewegt zu haben. Ich muss mich konzentrieren, um meinen Beinen den Befehl zu geben, einen Schritt nach vorn zu machen.
    Endlich mündet der Gang in einen quadratischen Raum von drei Würfeln Kantenlänge. Ausgänge führen in alle vier Richtungen. Eine Aura tödlicher Gefahr geht von ihnen aus. Doch das ist gar nichts gegen das, was ich beim Anblick des quadratischen Lochs empfinde, das sich in der Mitte des Raums befindet.
    Nackte Panik erfüllt mich bei dem Gedanken, dort hineinzuspringen, in die Dunkelheit, ins Ungewisse, in den sicheren Tod.
    „Nein!“, rufe ich laut. „Alles, nur das nicht! Ich will da nicht rein!“
    Doch wenn ich der Spur meiner Angst folgen will, dann ist es genau das, was ich tun muss.
    Ich stehe wie gelähmt am Rand des Lochs. Ich zwinge mich, hineinzusehen. Doch ich erkenne nichts als Dunkelheit.
    Ist das der Ausgang? Bin ich nur einen Schritt davon entfernt, endlich aufzuwachen?
    Nein, schreit meine Angst. Es wäre ein schrecklicher Fehler, dort hineinzuspringen!
    Verwirrt blicke ich mich um. Ich bin plötzlich in einem Raum mit einer ganz gewöhnlichen Kreuzung ohne Loch. Bin ich hierher gerannt, ohne es überhaupt zu merken?
    Ich drehe mich um. Der Gang hinter mir wirkt drohend wie der aufgerissene Rachen eines Ungeheuers.
    Ich kann das nicht! Ich kann nicht noch einmal in den Raum mit dem Loch gehen! Ich würde den Anblick nicht ertragen. Die Vorstellung, dass ich aus Versehen dort hineinfallen könnte, verursacht mir Übelkeit. Niemals würde ich absichtlich hineinspringen!
    Ich atme tief ein und aus. Denk an Amelie!
    Ich sehe sie dort stehen, allein am Rand des Schulhofs, den Blick gesenkt. Wie viel Angst muss sie empfunden haben! Wie viel Überwindung muss es sie gekostet haben, sich mir zu offenbaren! Dagegen ist das, was ich hier erlebe, ein Kindergeburtstag.
    Ich wende mich um und folge dem Gang. Als ich den Raum mit dem Loch erreiche, fixiere ich den Gang gegenüber und gehe geradeaus weiter, bis ich ins Leere trete.
    Ich stürze in den Schacht. Ich will schreien, doch die Angst schnürt mir die Kehle zu.
     
     

20.
     
    Ich falle, falle, falle. Der Schacht scheint bodenlos zu sein. Absolute Dunkelheit umgibt mich. Ich versuche, mich auf das Piepen der Geräte zu konzentrieren, doch ich höre nichts.
    Ich werde ewig fallen! In den Schacht zu springen war der schlimmste Fehler, den ich je gemacht habe. Warum bloß habe ich nicht auf die Warnungen meines Unterbewusstseins gehört?
    Unvermittelt wird es hell um mich. Ich stürze durch eine Öffnung in der Decke eines riesigen, von bläulichen Glühsteinen beleuchteten Raums.
    Unter mir ist kein Wasser, sondern nur nackter Steinboden.
    Mit einem dumpfen Geräusch schlage ich auf. Mir wird schwarz vor Augen. Meine Lebensenergie ist bei nahezu null.
    Ich rappele mich auf und sehe mich um. Der Raum ist mindestens dreißig Blöcke hoch. So weit ich sehen kann, ragen gewaltige Säulen auf, jede vier Blöcke durchmessend. Sie scheinen aus unzerstörbarem Bedrock zu bestehen. Hoch oben sind glühende Steine in die Decke eingelassen. Ihr schwaches Licht reicht kaum bis zum Boden.
    Mir ist kalt.
    Ich trinke einen Heiltrank. Er füllt meine Lebensenergie auf, doch ich fühle mich immer noch schwach.
    Ich irre zwischen Säulen umher, die sich unendlich weit in alle Richtungen zu erstrecken scheinen wie ein riesiger steinerner Wald in fahlem Mondlicht. Ich versuche, zu erspüren, welche Richtung mir am meisten Angst verursacht, doch das Gefühl der Bedrohung ist in allen Richtungen gleich stark. Hin und wieder entdecke ich einzelne Flecken grauen Sandes im Bedrock-Boden. Wenn ich genauer hinsehe, glaube ich darin schreiende Gesichter zu erkennen.
    Soulsand! Eine tiefe Traurigkeit ergreift mich bei seinem Anblick. Meine Schritte werden langsam und kraftlos.
    Ich mache einen Bogen um den Sand.
    Ziellos wandere ich weiter, während meine Verzweiflung wächst. Was auch immer ich in der Würfelwelt erreicht habe, stets

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