Würstelmassaker
holte tief Atem. »Da ist er aber nicht. Entweder ist er untergetaucht oder verschollen .«
»Befürchten die Eltern ein Verbrechen ?« , Palinski kam gleich auf den Punkt.
»Eher nein. Werner ist knapp 2 Meter groß und wiegt an die 100 Kilogramm. Er hat was weiß ich für einen Gürtel im Judo und war letztes Jahr Dritter der Europa-
meisterschaft im Kickboxen. Also der Bursche kann sich sehr gut zur Wehr setzen«, zeigte sich der Minister zuversichtlich. »Abgesehen davon hätte ich in diesem Fall die Polizei eingeschaltet. Nein, die Sache ist wesentlich heikler. Werner ist ein Ausbund an Bosheit. Beim Weggehen hat er gedroht, es seinem Vater zeigen, ihn bis auf die Knochen blamieren zu wollen .«
»Der Vater, ist das der Ing. Labuda, der Landtagsabgeordnete in Niederösterreich ?« Palinski kannte den Mann eigentlich nicht, hatte den Namen wohl einmal irgendwo aufgeschnappt. Komisch, was man unbewusst alles im Gedächtnis speicherte.
»Den kennst du ?« , wunderte sich auch Palinskis ministerieller Haberer, »den kennt doch kaum jemand. Na, ist ja auch egal .«
Der mächtige Mann zögerte etwas, holte tief Luft, eher er weiter sprach. »Also das, was jetzt kommt, ist top secret. Das vergisst du gleich wieder. Ist das klar ?«
Nachdem Palinski kurz genickt hatte, ließ Fuscheé die Kuh kurz aus dem Stall. »Mitte September sind doch Landtagswahlen und mein Schwager ist im Gespräch für einen Posten in der neuen Landesregierung. Er ist einer der Kandidaten für den neuen Landesrat für Umwelt und Familie .«
Langsam wurde Palinski ungeduldig. »Und was habe ich damit zu tun ?«
»Johann, also mein Schwager fürchtet, dass Werner irgend etwas machen wird, was seinen Vater derart blamiert, dass er als Mitglied der Landesregierung nicht mehr in Frage kommt .«
»Aber da gibt es doch sicher nichts, oder ?« Palinski konnte ganz schön naiv sein. Oder scheinheilig.
Jetzt musste der Minister lachen. »Mein Gott, ich gebe ja zu, dass die Nominierung Johanns gerade für diese Geschäftsbereiche die reinste Provokation ist. Ich weiß wirklich nicht, was dem Ferdinand«, das war der Landeshauptmann, »dabei eingefallen ist. Ist unsere Personaldecke im Land wirklich schon so dünn ?«
»Und was kann ich dabei helfen ?« wollte Palinski jetzt endlich wissen. »Soll ich mich als Landsrat aufstellen lassen ?«
Fuscheés neuerliches Lachen fiel schon wesentlich schwächer aus. »Das ist gar nicht lustig, obwohl«, der Mann hatte doch einen Rest von Humor, »du sicher die bessere Besetzung wärst. Also, ich möchte dich bitten, Werner zu finden .«
»Um was zu tun, falls mir das gelingen sollte? Ich meine, ich kann ihn zu nichts zwingen.»
»Du sollst ihn in diesem Falle nur überreden oder überzeugen, nichts zu unternehmen, eher er nicht mit mir oder mit seinem Vater gesprochen hat .« Dem Minister war zunehmend nicht wohl in seiner Haut. Er seufzte tief auf. »Wie ich das hasse. Diese unsinnigen Interventionen von Parteifreunden, noch dazu, wenn sie mit einem verwandt sind. Ich mag diesen Kerl überhaupt nicht. Aber meine Schwester. Sie hat mich als Kind quasi aufgezogen und ich liebe sie. Und sie liebt diesen Hannes. Was kann ich da machen? Ich kann ihr diese Bitte nicht abschlagen .«
Fast schien es, als ob sich eine Träne in den Winkel des linken Auges Fuscheés verirrt hätte. Palinski war beinahe gerührt ob soviel Geschwisterliebe. Nur der leise Verdacht, dass ihn die vor ihm stehende österreichische Ausgabe eines Niccolo Machiavelli mit dieser Tränennummer lediglich manipulieren wollte, hielt ihn davon ab, den Mann in die Arme zu schließen und ihm beruhigend über das leicht angegraute Haar zu fahren.
»Also gut, ich werde mich der Sache annehmen«, räumte er ein, »aber mehr als zwei, drei Tage kann ich nicht dafür aufwenden. Und ich habe eine Bedingung .«
»Die wird erfüllt, wenn es mir irgendwie möglich ist«, sicherte der Minister rasch zu. »Um was geht es ?«
»Da gibt es einen Polizeischüler, einen Florian Nowotny, der gerade so etwas wie ein Praktikum im Koat Döbling macht«, erklärte Palinski, »und ich möchte, dass er mir bis Ende der Woche als Unterstützung zugeteilt wird .«
»Das ist alles« wunderte sich Fuscheé. »Also das wird sich sicher machen lassen. Sagst du mir auch noch, warum du diesen jungen Mann benötigst ?«
»Florian ist ein talentierter Bursche, der mir schon sehr geholfen hat. Und ich denke, dass ein 20-jähriger mit einem Gleichaltrigen besser sprechen
Weitere Kostenlose Bücher