Würstelmassaker
kann als ich«, erklärte Palinski. »Ohne diesen Kollegen läuft in der Sache gar nichts .«
Das leuchtete dem Minister ein und zwei Telefonate später war die Sache im Sinne Palinskis geregelt. »Aber für seine Diskretion bist du mir verantwortlich .«
Die Zeit drängte, Fuscheé musste zum wöchentlichen Ministerrat. »Dein Freund Schneckenburger wird dich noch mit den erforderlichen Details vertraut machen. Und deine Rechnung geht direkt an mich .«
»Das läuft pro bono«, wehrte Palinski ab, »mir ist lieber, du bist mir noch etwas schuldig .«
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Mit den 7 Uhr Nachrichten des Rundfunks ging der erste Aufruf der Polizei um Mithilfe der Bevölkerung »on air .« Um 9 Uhr folgte das Fernsehen. Von da an sollten die beiden Medien die wegen der besonderen Umstände wenig sensibel klingende Aufforderung, vermisste Personen zu melden, auf die die Merkmale: »Weiblich, 18-25 Jahre alt, Bruch des linken Wadenbeines vor fünf bis zehn Jahren, Tattoo in Form einer schwarzen Rose mit dem vorangestellten Zusatz »I love …« auf der Innenseite des linken Oberschenkels« zutrafen, stündlich wiederholen.
Kurz vor 7 Uhr hatte sich die Familie Mayerhofer in ihrem Haus in Urfahr zum Frühstück gesetzt. Die Stimmung am Tisch war etwas gespannt, da Susanne schon einige Tage nicht angerufen und sich auch nicht am Handy gemeldet hatte. Die 22-jährige Nichte der Mayerhofers war mit 15 Jahren verwaist und wohnte seit damals bei der Familie. Sie war vor mehr als zwei Wochen mit zwei Freundinnen nach Italien gefahren und hatte sich das letzte Mal vor sechs Tagen von einer Autobahnraststätte in der Nähe von Udine gemeldet. Die nächsten Tage wollte sie in ihrer Bude in Wien verbringen, um einige Vorbereitungen für das neue Stu-diensemester zu treffen. Seither hatten die Mayerhofers nichts mehr von dem Mädchen gehört.
Als Martha Mayerhofer, die bei der Durchsage im Rundfunk zunächst blass im Gesicht geworden war, von dem Tattoo hörte, atmete sie erleichtert auf. Der vorangegangene Hinweis auf das gebrochene Wadenbein hatte sie zutiefst erschreckt. Doch ein Tattoo hatte ihre Nichte gottseidank nicht.
Lili, die 16-jährige Cousine Susannes, wusste es allerdings besser, sie kannte das Geheimnis der Rose. Während sie sich um ihre zusammengebrochene Mutter kümmerte, rief ihr Vater die Polizei an. Einige Minuten, nachdem das Rettungsfahrzeug mit Martha Mayerhofer abgefahren war, traf auch schon ein Wagen des Landeskriminalamtes ein.
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Als Palinski in seinem Büro in der Döblinger Hauptstrasse eintraf, hatte sich Margit Waismeier, seine Assistentin, bereits mit Florian angefreundet. Beide unterhielten sich angeregt über die Ereignisse des vergangenen Tages und ihr Chef freute sich über das sichtbar gute Betriebsklima. Aber auch darüber, dass er sich das Briefing Margits hinsichtlich des Falles »Stauffar« offenbar schenken konnte.
Ehe Palinski mit der eigentlichen Arbeit begann, wollte er noch mit der Mutter seiner Kinder Kontakt aufnehmen, um die seit gestern vorherrschende Eiszeit nicht überflüssigerweise zu perpetuieren.
Wilma, die heute ihren freien Vormittag hatte, war wieder milder gestimmt und schien tatsächlich geneigt zu sein, Marios gestrige Gedanken- und Nachlässigkeit zu vergessen. Sie einigten sich rasch, sich am Abend auszusprechen. »Ich koche dir auch etwas Gutes«, versprach sie. »Was hältst du von einer schönen Gemüseplatte mit Tofulaibchen? Und dazu grünen Tee.«
Den Hedonisten Palinski schüttelte es bei dem Gedanken, doch der Diplomat quetschte sich ein »Wie schön, ich freue mich schon« über die Lippen.
Dann widmete er sich mit Florian dem Studium der Kalenderblätter, die er fotokopiert hatte, ehe er das Beweisstück gestern zur weiteren Untersuchung an Wallner weitergegeben hatte.
Neben verschiedenen Terminen hatte Elisabeth Stauffar sich gelegentlich auch Notizen und andere Eintragungen gemacht. Die beiden arbeiteten sich sukzessive vom Todestag zurück und notierten alles, was ihnen irgendwie von Bedeutung zu sein schien.
Nach knapp 40 Minuten hatte Palinski fast drei Seiten Din A 4 voll gekritzelt und Kopien davon gemacht. Einen Satz gab er Florian, über den anderen machte er sich selbst her und in einer halben Stunde wollten sie ihre Gedanken dazu austauschen.
Einige Telefonate später, die Rufnummern hatte Palinski in dem an den Kalender angeschlossenen Register gefunden, stand fest, um welche Personen es sich bei den immer wieder auftauchenden
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