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Würstelmassaker

Würstelmassaker

Titel: Würstelmassaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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Vornamen handelte.
    Verena Markovic war die Nichte der Frau Kommerzialrat, die sie im ganzen Jahr nur vier Mal besucht hatte. Zweimal davon allerdings in der Woche vor dem Mord. Und um einen solchen handelte es sich, davon war Palinski inzwischen überzeugt.
    Bei Isabella, die mit Ausnahme von drei Wochen im Juni regelmäßige zwei Mal pro Woche gekommen war, handelte es sich um die Lieblingsfriseuse. Sie arbeitete beim Coiffeur »mahler&strigel« und kam jedes Mal extra aus der Inneren Stadt, um Frau Stauffar das Haar zu machen. Im Juni war Maggie gekommen, weil Isabella in Spanien auf Urlaub gewesen war. Über der Zahlenkolonne 3 5 22 29 31 36 39 43 rätselten sie ziemlich lange, bis Florian auf die Idee kam, dass es sich um Glückszahlen handeln könnte. Ein Anruf bei Tante Nettie bestätigte diese Annahme. Elisabeth Stauffar hatte regelmäßig Lotto gespielt, aber anscheinend nie wirklich gewonnen.
    »Sie hat sich geärgert, weil ich zweimal einen Vierer gemacht habe«, berichtete Nettie, »einmal mit 31 und das zweite Mal sogar mit 43 Euro Gewinn. Und sie hat viel mehr eingesetzt und immer nur Dreier gemacht. Zu 3,90 oder 4,30, wenn es hoch gekommen ist. Nur einmal hat sie auch einen Vierer gehabt, im Juni, glaube ich. Elisabeth hat sich darüber gefreut wie ein kleines Kind .«
    Dann waren da noch einige unregelmäßige Besucher, die sich später als ein Lebensmittelhändler, ein Notar, ihr Rechtsanwalt und der ehemalige Fahrer ihres Mannes herausstellen sollten.
    Nach Aussage Tante Netties würde Verena Markovic als einzige Verwandte das gesamte, nicht unbeträchtliche Vermögen der Ermordeten erben und hatte damit als einzige der bisher bekannten Personen ein handfestes Motiv.
    Sie war auch am Tatort gewesen, zuletzt vier Tage, bevor sich der Zustand Frau Stauffars plötzlich deutlich verschlechtert hatte. Das entsprach ziemlich genau dem Mittelwert zwischen Kontamination mit dem Gift und dem Auftreten der ersten Symptome, wie Florian im Internet recherchiert hatte. Damit war Frau Markovic wohl in hohem Maße tatverdächtig. Ihr musste nur noch nachgewiesen werden, dass sie auch die technische Möglichkeit gehabt hatte, ihre Tante zu vergiften. Woher also hatte sie das Rizin und woher dieses winzige kegelförmige Glasbehältnis? So etwas konnte man sicher nicht so ohne weiteres im Geschäft besorgen. Es musste wahrscheinlich speziell angefertigt worden sein.
    Zufrieden mit dem, was sie am Vormittag geschafft hatten, saßen Palinski und Florian danach bei Marios Lieblingsitaliener »Mama Maria« vis à vis vom Büro. Nach der besten »Quattro stagioni« nördlich der Alpen stiegen die beiden in Wilmas Van und fuhren zur Westautobahn und weiter nach Mank. Palinski, der noch immer kein eigenes Auto hatte, hoffte nur, dass seine »Geliebte«, wie komisch das nach 24 Jahren und zwei Kindern klang, den Wagen nachmittags nicht selbst benötigen würde. Er hatte ganz vergessen, sie um ihre Zustimmung zu fragen.

     
    *

     
    Marisa Freiberger war fest entschlossen, ein Zweizimmerappartement in dem von Arthur Melham verwalteten Haus am Döblinger Gürtel zu mieten. Sie hatte sich besonders frech herausgemacht und stürmte ohne anzuklopfen in das Büro des schmierigen Kerls. Der war so überrascht, dass er ganz darauf vergaß, den Finger, mit dem er gerade in der Nase bohrte, wieder herauszuziehen.
    Marisa baute sich vor dem Schreibtisch auf, zog ein Bündel Hunderter aus der Tasche und knallte sie auf die Tischplatte.
    »Hier sind die Ablöse und drei Monatsmieten im Voraus«, herrschte sie ihn an, »wo muss ich unterschreiben .«
    Arthur war sichtlich im Stress. Einerseits war er heftig bemüht, den Popel an seinem Finger so verschwinden zu lassen, dass Marisa es nicht bemerkte. Andererseits irritierte ihn das freizügige Arrangement zwischen dem Hals und dem ebenso frei liegenden, reizvoll gepiercten Nabel des Mädchens in einem Maße, das ihn sogar das vor ihm liegende Geld vergessen ließ. Und das war ihm noch nie zuvor passiert.
    »Gggut, du hast mich überzeugt«, endlich hatte er seine Sprache wieder gefunden. »Willst du ein Ein- oder ein Zweizimmerappartement ?«
    »Zwei Zimmer, wenn möglich im hinteren Haus im obersten Stockwerk und mit Zugang zum Flachdach.« Sie grinste lasziv oder was sie dafür hielt.
    »Du hast dich aber gut umgesehen«, anerkannte Arthur, der sich wieder gefasst hatte. »Du hast Glück. Zufällig wird morgen eines der beiden Schmuckstücke frei. Es gibt zwar eine eigene Warteliste,

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