Wuesten - Tierparadiese unserer Erde
über viele Generationen dieselben Höhlen und bilden fürsorgliche Großfamilien: die Felskängurus, in Australien Rock Wallabys genannt. Mühelos überspringen sie selbst 4 m breite Felsspalten und erklimmen auf der Flucht vor Raubtieren steile Abhänge oder schräg stehende Bäume. Dabei helfen ihnen ihre breiten, rau besohlten Hinterfüße und die langen, buschigen Balancierschwänze, die sie s-förmig über dem Rücken tragen. So sicher sie auf ihren Felsen sind: Zur Futtersuche und zum Wechsel zwischen den Kolonien müssen sie sich auf offenes Gelände wagen – kein Wunder also, dass einige der 16 Arten der Gattung
Petrogale
auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten stehen.
Die »Gämsen Australiens«
Felskängurus bewohnen gebirgige Regionen im Nordwesten, Osten und Südosten Australiens. Anders als ihre großen, in der Ebene lebenden Verwandten nutzen die ohne Schwanz nur 50–80 cm langen und 3–9 kg schweren Felskängurus ihren Schwanz nicht als Sitzstütze, sondern nur als Balancierstange. Ihre Aufmerksamkeit und Klettergewandtheit ist bereits den Zoologen des 19. Jahrhunderts aufgefallen, die oft genug nur die Rücken ihrer Forschungsobjekte zu Gesicht bekamen. Der Kolonialbeamte Sir George Grey schrieb 1859: »Das Tier ist übermäßig argwöhnisch und scheu in seinen Gewohnheiten, so dass es bei Tage oft die höchsten und unzugänglichsten Felsen aufsucht.« Dieses Verhalten trug den Felskängurus rasch die Bezeichnung »Gämsen Australiens« ein.
Bei Dürre kommen sie lange ohne Trinkwasser aus, da sie saftige Wurzeln und Rinden aufzuspüren wissen. Wie andere Kängurus zupfen sie Gräser und Kräuter, sie fressen aber auch die Früchte und Blätter bestimmter Sträucher und Bäume.
Felskängurus
Petrogale
Klasse Säugetiere
Ordnung Beuteltiere
Familie Kängurus
Verbreitung trockene Gebirgsregionen in Australien und Tasmanien
Maße Kopf-Rumpf-Länge: 50–80 cm
Gewicht 3–9 kg
Nahrung Gräser, Kräuter, Blätter, Früchte, Wurzeln und Rinde
Geschlechtsreife mit 1–2 Jahren
Tragzeit etwa 5–7 Wochen, 25–30 Wochen im Beutel
Zahl der Jungen 1
Höchstalter bis 15 Jahre
Sicherheit in der Großfamilie
Die Umweltbedingungen im unübersichtlichen Felsterrain und die Notwendigkeit, sich zur Futtersuche auch in offenes Gelände zu wagen, haben einige spezielle Verhaltensweisen hervorgebracht. Ihre Entwicklung folgt zunächst dem für Kängurus typischen Drei-Phasen-Schema: kurze Tragzeit – lange Nachreifung im Beutel – lange Abhängigkeit von der Muttermilch. Bei der Art
Petrogale purpureicollis
z. B. dauert die Schwangerschaft knapp sieben Wochen, die Nachreifung im Beutel ca. 26 Wochen und die anschließende Zeit bis zur Entwöhnung 13–24 Wochen. Aber die jungen Felskängurus, die den Beutel verlassen haben, folgen der Mutter nicht überall hin, sondern bleiben ruhig im Versteck, wo die Mutter sie immer wieder zum Säugen aufsucht.
Die Felskängurus leben in lockeren Kolonien von etwa zehn bis mehreren hundert Tieren zusammen. Auf diese Weise lassen sich die Höhlen – und mit ihnen die Jungen – besser gegen Dingos verteidigen. Die Gruppengröße hängt auch von der Populationsdichte, der im Gelände vorhandenen Deckung, der Tageszeit und dem Wetter ab. Die Weibchen, die sich eine Höhle teilen, sind meist enge Verwandte, die sich auch gemeinsam um den Nachwuchs kümmern. Bei den Männchen herrscht eine strenge Hierarchie; das dominante Männchen verteidigt seinen Unterschlupf mitsamt der Weibchen gegen seine Geschlechtsgenossen. In den Höhlen ist es oft 10–15 °C kühler als in der Sonne. Die Tiere verdösen hierin meist den Tag, um abends auf Futtersuche zu gehen. Gute Grotten sind begehrt und werden über viele Generationen vom selben Familienclan genutzt.
Ersatzzähne für harte Kost
Die Zwergfelskängurus (
Petrogale concinna
) wurden wegen ihrer untypischen Gebissbildung früher als eigene Gattung (
Peradorcas
) geführt. Die nur 1–1,7 kg schweren Tiere sind so klein, dass sie auch vom Weißbrust-Seeadler gejagt werden. Noch zierlicher ist nur das erst 1978 in der Kimberley-Region entdeckte Monjon (
Petrogale burbidgei
). In der Trockenzeit verlassen die Zwergfelskängurus ihre Sandsteinhöhlen oder Felsspalten nur nachts, in der feuchteren Zeit streifen sie auch tagsüber weit umher. Sie fressen vor allem den Kleefarn (
Marsilea crenata
), der am Rand von Billabongs genannten Tümpeln wächst und bis zu einem Viertel Silikat enthält. Dadurch nutzen sich
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