Wuestenfeuer in Seinem Blick
Füße.
Laurel sah zu, wie sich die Welle wieder zurückzog. Weit draußen schwamm die Flasche mit ihrer Liste.
Sie wusste, dass sie ein Feigling war. Seit sie vorhin das Telefon weggelegt hatte, hatten die Schmetterlinge in ihrem Bauch verhindert, dass sie Rakin nochmals anrief.
Am besten, sie hinterließ ihm eine Nachricht, damit er sie zurückrief. Und wenn er das nicht tat, würde sie es wieder versuchen.
Und wieder.
Bis er Bescheid wusste.
Gedankenversunken achtete sie nicht auf die nächste Welle. Sie wollte nicht, dass ihre Jeans nass wurde, und sprang zurück – gegen einen muskulösen Körper.
Mit einer Entschuldigung auf den Lippen drehte sie sich um.
Dann erstarrte sie.
Rakin.
„Seit über einer Stunde versuche ich, dich zu erreichen.“ Ungläubig sah sie ihn an. Hatte sie ihn herbeschworen wie einen Flaschengeist?
„Nach der Landung habe ich gesehen, dass du angerufen hast. Aber jetzt bin ich ja sowieso da.“
„Was machst du denn hier?“
„Das fragst du noch? Nachdem du mir die Scheidungspapiere geschickt hast?“
Er musste sofort losgeflogen sein. Hoffnung keimte in ihr auf – und verlosch. Er liebte sie nicht. Vermutlich wollte er nur den Papierkram so schnell wie möglich erledigen.
„Warum gibst du unsere Ehe so schnell auf?“, fragte er und wirkte distanzierter denn je. Wie konnte sie ihn erreichen? Sicher nicht mit der Nachricht von ihrem Kind.
„Rakin …“
„An den Regeln für unsere Ehe hat sich nichts geändert.“
„Sie war von vornherein vorübergehend.“ Trotzdem meldete sich wieder diese Hoffnung …
Er hob eine Augenbraue. „Habe ich je dem Ende unserer Ehe zugestimmt? Hättest du nicht wenigstens mit mir reden können, bevor du abgereist bist?“
War es das, worüber er sich ärgerte? Dass sie ihm nichts gesagt hatte? Das Fünkchen Hoffnung erstarb wieder.
Sie liebte ihn und konnte die Vorstellung einer bloßen geschäftlichen Vereinbarung nicht länger aufrechterhalten. Sie wollte mehr. Viel mehr.
„Du brauchst mich nicht mehr“, sagte sie. „Du hast erreicht, was du wolltest. Deine Erbschaft ist sicher. Sogar schon vor der Zeit.“
Rakin betrachtete Laurels bleiches Gesicht.
Im warmen Licht der Nachmittagssonne schimmerte ihre helle Haut golden. Doch die Augen wirkten dunkel und wachsam. Der Wind spielte in ihren Haaren.
Er wollte ihr eine Strähne zurückstreichen, aber Laurel wich seiner Berührung aus. Er ließ die Hand sinken.
„Du bist weggelaufen.“ Und hatte eine betäubende Leere hinterlassen, gegen die ihm sogar die Drohungen seines Großvaters als vergleichsweise kleines Übel erschienen waren.
„Stimmt nicht. Ich bin gegangen.“
„Meiner Großmutter hast du gesagt, ihr habt einen Notfall in der Familie.“
„Das war eine Notlüge. Auch mit Rücksicht auf dich wollte ich nicht zugeben, dass ich nicht mehr bleiben konnte.“
Rakin war, als legte sich Kälte um sein Herz. Er erreichte sie nicht. Er würde sie verlieren.
Wehmütig dachte er daran, wie warm, liebevoll und sexy sie gewesen war. Und er erschrak. Hatte so seine Mutter für seinen Vater empfunden? War es die Angst gewesen, ohne ihn leben zu müssen, wegen der sie bei ihm geblieben war, obwohl er ihre Liebe nicht erwidert hatte?
Unerwiderte Liebe war das Schlimmste, was er sich vorstellen konnte. Er hatte sich geschworen, nie den Fehler seiner Mutter zu wiederholen.
Aber ohne Laurel leben zu müssen, war unendlich schlimmer!
Er versuchte es über das Geschäft. „Du musst wieder nach Diyafa kommen. Ben Al-Sahr hat einen Bruder, der mit euch Kontakt aufnehmen will.“
Doch sie schüttelte den Kopf. „Darum kann Matt sich kümmern. Ich bleibe hier.“
Der Schrecken vergrößerte sich. Noch nie hatte sie ein für die Kincaid Group vorteilhaftes Angebot ausgeschlagen. Sie würde nicht nach Diyafa kommen. Nie wieder.
Welch einsame Zukunft lag vor ihm!
Plötzlich fiel ihm die alte Sage wieder ein. Daphne war vor Apoll geflohen und in einen Lorbeerbaum verwandelt worden, um nicht mit ihm zusammen sein zu müssen. Was daran siegreich sein sollte, konnte er sich beim besten Willen nicht erklären.
Nein, jetzt war es Zeit, alles in die Waagschale zu werfen und neu zu verhandeln, damit Laurel zu ihm zurückkam.
Nach einem tiefen Atemzug spielte er seine höchste Karte. „Wenn du willst, können wir ja versuchen, ein Baby zu bekommen.“
Laurel riss die Augen auf. „Ein Baby? Wie kommst du denn darauf?“
Ihre Überraschung verunsicherte ihn und machte ihm
Weitere Kostenlose Bücher