Wuestenfeuer in Seinem Blick
Angst. Er war fest überzeugt gewesen, dass sie sich ein Kind wünschte. „Das ist es doch, was du willst, oder?“
Sie schwieg.
Seine Verwirrung und Angst wuchsen. Sie war doch gegangen, weil er keine Kinder wollte.
Ohne sie hatte er sich unendlich traurig gefühlt. Nur sagen würde er ihr das nie. Er wagte es nicht, sein Herz so weit zu öffnen. Er flüsterte: „Ich wäre gern der Vater deines Kindes.“
Statt ihm die Arme entgegenzustrecken, schlang Laurel sie um sich und sah ihn anklagend an. „Das ist eine Ehe auf Zeit, bei der es um Geschäft und Sex geht. Das hast du selbst gesagt.“
„Ich habe viele dumme Sachen gesagt.“ Er streichelte ihren Arm, spürte die zarte Haut. Wie sehr er sich nach mehr sehnte! „Männer tun das, wenn sie Angst haben.“
„Wovor hattest du denn Angst?“
Er ließ die Hand sinken.
Bei Allah … was wollte sie noch? Ihn demütigen?
„Du brauchst es mir nicht zu sagen, wenn du nicht willst.“ Sie blickte zur Seite, und er sah eine Träne in ihrem Augenwinkel schimmern.
„Bitte keine Tränen.“ Er wollte den Arm um sie legen, um sie zu trösten. Doch dann zögerte er und steckte die Hände in die Taschen seiner Jeans.
„Das sind keine Tränen“, leugnete sie. „Jedenfalls keine traurigen Tränen, wenn du weißt, was ich meine.“
„Warum weinst du dann?“, fragte er verständnislos.
Sie blinzelte. „Vor Erleichterung. Und aus Dankbarkeit. Ich dachte, du willst keine Kinder.“
Mit Kindern hatte er nie viel zu tun gehabt, und es stimmte, dass er keine eigenen gewollt hatte.
„Willst du nicht wissen, warum ich dich angerufen habe?“
Rakin wollte sie in den Armen halten und keine Fragen mehr hören, auf die er nichts zu antworten wusste. Aber Laurel wartete mit angehaltenem Atem auf seine Reaktion. „Was wolltest du mir denn sagen?“
„Dass ich schwanger bin.“
„Schwanger?“ Rakin spürte, wie er blass wurde.
Sie nickte und sah ihn hoffnungsvoll an.
Natürlich erwartete sie, dass er Freude zeigte. Hatte er nicht eben noch selbst von einem Baby gesprochen? Er schloss die Augen. Jetzt saß er in seiner eigenen Falle. Er schluckte. Der Moment der Wahrheit war gekommen.
„Rakin, alles klar?“
„Tut mir leid.“ Er öffnete die Augen. „Das ist ein Schock.“
„Du freust dich nicht? Das mit dem Baby hast du nicht wirklich ernst gemeint, stimmt’s?“ Sie wandte sich ab und ging traurig davon.
„Warte, Laurel!“, rief er.
Sie blieb stehen.
Rakin trat hinter sie und legte ihr die Hände auf den Bauch, wo sein Kind heranwuchs. Ganz sanft drehte er Laurel langsam zu sich herum. „Laurel …“
Er sah sie an. Frustriert. Verletzt. Erschüttert.
Sie ließ die Schultern sinken.
Wie sollte er ihr sagen, was sie erwartete, wenn es nicht wahr war? Er freute sich nicht auf das Baby.
Nicht jetzt. Nicht bevor sie ihre Beziehungsprobleme geklärt hatten. Er wollte nicht, dass sie nur dem Kind zuliebe mit ihm verheiratet blieb.
Er wollte, dass sie blieb, weil …
Weil er sie liebte.
Wie sehr ihn das an die Vergangenheit erinnerte! Seine Mutter hatte seinen Vater angebetet, aber dem war es nur um einen Erben gegangen. Anscheinend wiederholte sich die Geschichte. Nur dass diesmal in einer Art Rollentausch er der liebende Teil war – und Laurel diejenige, die ein Kind wollte. Er liebte sie, und sie interessierte es nicht. Das tat unglaublich weh.
Er zwang sich wegzusehen. Dass die Wellen seine teuren Stoffschuhe umspülten, merkte er nicht einmal. Blicklos sah er aufs Meer hinaus, das im Sonnenlicht glitzerte und funkelte. Unerwiderte Liebe. Daphne, die vor Apoll floh. Sein schlimmster Albtraum war wahr geworden.
Und wie das Leben so spielte – seine Großeltern würden außer sich sein vor Freude. Laurel war schwanger. Er würde einen Erben haben. Einen Nachfolger für sein Geschäftsimperium.
Trotzdem empfand er weder Freude noch Erstaunen. Lediglich Furcht.
Er würde mit einer Frau verheiratet sein, die ihn nicht liebte. Und mit der er durch das Kind für immer verbunden sein würde. Unentrinnbar.
Aber gehen lassen konnte er sie nicht.
Er wusste, dass ihn nur Pflicht und unerfüllte Sehnsucht erwarteten. Damit würde er sich zufriedengeben müssen, ob es ihm gefiel oder nicht.
Kismet. So wollte es das Schicksal.
Laurel wusste nicht, warum Rakin sich von ihr zurückgezogen hatte. Seit sie vor einer halben Stunde ins Haus gekommen waren, hatte er nichts mehr gesagt. Er hatte sich nur flüchtig umgesehen und sich dann in den Sessel
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